10 Jahre Lehman-Pleite: Kommt bald die nächste Krise?

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Von Euronews
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Zehn Jahre nach der Lehman-Pleite: Ein Rück- und Ausblick.

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Der 15. September 2008. Ein Tag, der das Weltfinanzsystem an den Rand des Abgrunds brachte. Die Investmentbank Lehman Brothers in New York meldete Insolvenz an. 25.000 Lehman-Mitarbeiter verloren innerhalb weniger Tage ihren Job. Es folgte eine weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise. Die Auswirkungen sind bis heute spürbar.

"Der Mann, der die Welt in die Knie zwang"

Einen Monat nach dem Bankrott musste Lehman-Chef Richard Fuld bei einer Anhörung heftige Kritik einstecken. „Ich wache jede Nacht auf und frage mich, was ich hätte anders machen können“, sagte Fuld daraufhin. Doch echte Reue zeigte er nie.

Fuld und einzelne andere Lehman-Manager hatten sich massiv mit Hypothekenpapieren verzockt, alle Alarmsignale überhört. Bis zur Pleite wurde Fuld wegen seiner rücksichtslosen Art an der Wall Street "Gorilla" genannt. Danach war die Rede vom "Mann, der die Welt in die Knie zwang."

Bald wurde die Krise global. Banken und Sparer überall waren betroffen. Die Weltwirtschaft stürzte ab, in fast allen Industrieländern sank das Bruttosozialprodukt. Die britische Royal Bank of Scotland erlitt Rekordverluste und musste sich vom Staat vor der Pleite retten lassen.

"Uns wird am Nachmittag das Geld ausgehen"

Der frühere Finanzminister Alister Darling erzählt: "Meine Sekretärin bat mich ans Telefon, der damalige Chef der Royal Bank of Scotland war dran. Überrascht war ich nicht, dass er mit mir sprechen wollte. Aber dann sagte er: ‚Wir erleiden enorme Verluste.‘
Ich sagte: Du weißt, dass wir einen Plan haben. Wie lange halten wir noch durch? Es herrschte Stille, dann sagte er: ‚Uns wird am Nachmittag das Geld ausgehen.‘
Es war einer der wenigen Anrufe in meinem Leben, bei denen es mir kalt den Rücken hinunterlief.“

Nach Ausbruch der Krise machte sich der damals neue US-Präsident Barack Obama für eine strengere Regulierung der Banken stark. Mit dem sogenannten Dodd-Frank-Gesetz sollten Geldinstitute von riskanten Geschäften abgehalten, die Lehren aus der Krise gezogen werden. Doch Donald Trump ist nun dabei, die Regeln wieder zu lockern.

"Wir müssen wachsam bleiben"

Die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, warnt zur Vorsicht: "Wir wissen nicht, woher die nächste Krise kommen wird. Deshalb müssen wir weiterhin sehr wachsam sein, insbesondere wenn es um Schattenbanken geht und um die Rolle neuer Finanztechnologien. Es muss Stabilität gewährleistet werden. Es geht nicht darum, Innovationen zu blockieren oder den Status Quo beizubehalten, sondern darum, für Stabilität zu sorgen."

Experten warnen: Die Digitalisierung der Bankgeschäfte mache Geldhäuser immer anfälliger für Hackerangriffen – darin schlummere die größte Gefahr einer möglichen nächsten Finanzkrise.

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