Camp Moria: "Ärzte ohne Grenzen" schlägt Alarm

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Von Euronews
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Die Mediziner haben dringend die Überführung von Kindern und anderen Schutzbedürftigen ans griechische Festland oder in andere EU-Staaten gefordert.

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Tausende Menschen im Camp Moria auf der griechischen Insel Lesbos, die vor Krieg und Verfolgung geflohen sind, fühlen sich in der Erstaufnahmeeinrichtung wie in einer Falle. Überbevölkerung und schlechte Lebensbedingungen machen die Lage innerhalb und außerhalb des Camps explosiv.

Luca Fontana von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen erhebt schwere Vorwürfe: "In den vergangenen Wochen und Monaten haben wir miterlebt, wie der psychische Zustand sogar von Kindern schlechter und schlechter wird. Für sie haben wir eine spezielle Betreuungsgruppe gegründet. Mindestens ein Viertel der Minderjährigen haben sich selbst Verletzungen zugefügt, einen Selbstmordversuch hinter sich oder bereiten ihn vor. Hunderte Jungen und Mädchen muss man als Opfer bezeichnen. Sie haben sexuelle Gewalt im Camp oder außerhalb erlebt. Das ist der Beweis fürs Versagen des Schutzsystems."

Ärzte ohne Grenzen betreibt außerhalb des Camps eine provisorische Klinik mit Abteilungen für Kinderheilkunde und psychische Erkrankungen. Pro Tag behandeln die Mediziner über 100 Kinder.

Marzia lebt seit fünf Monaten in Camp Moria. Ihr Ehemann hat mentale Probleme. Ihre beiden Söhne leiden unter Aggressionsschüben. Sie hat Angst vor den nächsten Monaten: "Wir sind besorgt, weil der Winter vor der Tür steht. Meine Kinder leben in einem kleinen Zelt ohne Decken. Sie husten und die Ärzte interessiert das nicht. Sie empfehlen, Wasser zu trinken. Wir brauchen Hilfe und zwar sofort."

Ärzte ohne Grenzen empfiehlt dringend, dass Griechenland Kinder und andere anfällige Migranten und Flüchtlinge von Moria zum Festland oder in andere EU-Länder bringt.

Euronews-Korrespoindentin Fay Doulgeri kommentierte auf Lesbos: "Die Nöte und Leiden, die sie in ihrer Heimat erlebt haben, der schwierige Weg nach Griechenland und die schrecklichen Lebensbedingungen hier haben Narben für die Ewigkeit hinterlassen. Die Ärzte hier sagen, dass es jahrelanger intensiver Therapien bedarf, allein um nur mit den schlimmen Erinnerungen leben zu können."

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