Norwegen entschuldigt sich bei sogenannten "Deutschenmädchen"

Norwegen entschuldigt sich bei sogenannten "Deutschenmädchen"
Von Euronews mit dpa, reuters
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Sie wurden nach dem Krieg als "Deutschenmädchen“ beschimpft und misshandelt – Norwegerinnen, die Liebesbeziehungen mit den Nazi-Besatzern eingingen. Nun hat sich Oslo offiziell entschuldigt.

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Etwa 350.000 deutsche Soldaten hielten Norwegen während des Zweiten Weltkriegs besetzt. Rund 50.000 Norwegerinnen gingen Beziehungen mit ihnen ein. Sie wurden deshalb nach dem Krieg geächtet und ausgegrenzt.

Dafür hat sich Norwegens Ministerpräsidentin, Erna Solberg, nun entschuldigt. „Ich möchte heute im Namen der ganzen Regierung um Verzeihung bitten", so Solberg in Oslo. Die norwegischen Behörden hätten den Grundprinzipien des Rechtsstaats zuwidergehandelt. Kein Bürger dürfe ohne Urteil oder Gesetz verurteilt werden.

"Deutschenmädchen" und "Kinder der Schande"

Die Geliebten der Nazi-Besatzer wurden nach Kriegsende als "Deutschenmädchen" beschimpft. Tausende wurden öffentlich misshandelt, kahlgeschoren, interniert oder außer Landes geschickt.

Rund 12.000 deutsch-norwegische Kinder gingen aus den Verhältnissen hervor. SS-Chef Heinrich Himmler hatte die Soldaten dazu gedrängt, Kinder mit Norwegerinnen zu zeugen. Er empfand die norwegische "Rasse" als besonders "arisch": stark, blond und blauäugig, so sollte der Nachwuchs sein.

Eine Generation, die über Jahrzehnte als „Kinder der Schande” diskriminiert wurde. So auch Reidar Gabler, dessen Mutter Else sich mit 22 Jahren in den Wehrmachtssoldaten Erich Gabler verliebte.

„Sie nahmen mir zuerst meine norwegische Staatsbürgerschaft. Dann schickten sie uns nach Deutschland", sagt Gabler, der heute wieder in Norwegen lebt. Bis in die späten 90er Jahre bekam er dort offene Ressentiments zu spüren, traute sich nicht, über seine Herkunft zu sprechen.

Entschuldigung kommt für die meisten Frauen zu spät

Lange hat Gabler auf eine offizielle Entschuldigung Norwegens gewartet. Dass sie seine Mutter nicht mehr miterleben konnte, bedauert er. Sie ist wie die meisten betroffenen Frauen bereits gestorben.

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