Wirbel nach Macron-Äußerung über Nazi-Kollaborateur Pétain

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Von Euronews
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Medienberichten zufolge hätte Marschall Petain, der mit den Nazis zusammengearbeitet hatte, bei der Gedenkfeier am Sonntag geehrt werden sollen. Nun ruderte Macron zurück.

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Frankreich hat darauf bestanden, dass Marschall Philippe Pétain nicht geehrt werden soll. DIeser hatte die Franzosen im Ersten Weltkrieg in der Schlacht von Verdun zum Sieg geführt, aber dann während des Zweiten Weltkriegs mit den Nazis zusammengearbeitet.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bezeichnete den Marschall als "großen Soldaten" im Ersten Weltkrieg, der aber im Zweiten Weltkrieg "schreckliche Entscheidungen" traf.

Im Vorfeld der Gedenkfeier zum Waffenstillstand an diesem Wochenende hatte Macron zude, gesagt: "Ich halte es für völlig legitim, dass wir den Soldaten huldigen, die unsere Armee zum Sieg geführt haben. Marschall Petain war ein großer Soldat im Ersten Weltkrieg."

Aber angesichts eines Aufschreis in Medien und Bevölkerung ruderte das Büro des Präsidenten daraufhin zurück: Bei der geplanten Zeremonie am Samstag in Paris, wo den französischen Generälen Tribut gezollt wird, soll Petain nicht mit einbezogen werden.

Die neue Haltung wird als Kehrtwende von den französischen Medien bezeichnet, in denen Quellen der Armee zitiert wurden, die darauf hindeuten, dass Petain in die ursprünglichen Pläne einbezogen worden war.

Macrons Bemerkungen lösten Kritik bei jüdischen Verbänden, seinen politischen Gegnern und in den sozialen Medien aus.

Wer war Petain?

Petain wurde nach seinem Sieg in Verdun zum Oberbefehlshaber der französischen Armeen befördert - der längsten Schlacht des Ersten Weltkriegs, in der mehr als 300.000 französische und deutsche Soldaten während 10 Monaten Grabenkrieg getötet wurden.

Er trat aus dem Ersten Weltkrieg als Nationalheld hervor. Straßen in ganz Frankreich wurden nach ihm benannt.

Zwei Jahrzehnte später, als Frankreich vor dem Untergang durch die Nazis stand, wurde Petain zum Premierminister des Landes ernannt. Seine Regierung, die ihren Sitz im unbesetzten Teil des Landes hatte, das als Vichy France bekannt ist, arbeitete mit Nazi-Deutschland zusammen und beteiligte sich an der Deportation der französischen Juden in Konzentrationslager.

Nach dem Krieg wurde Petain zuerst wegen Verrats zum Tode verurteilt. Doch der damalige Präsident General Charles de Gaulle, ein langjähriger Bewunderer von Petain, reduzierte die Strafe auf lebenslang im Gefängnis, indem er auf sein Alter und seinen militärischen Heldenmut während des Ersten Weltkriegs hinwies.

Petain starb 1951 im Alter von 95 Jahren in in der Verbannung auf einer kleinen Insel vor der westfranzösischen Küste.

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