Masaktach: Mit 20.000 Trillerpfeifen gegen sexuelle Gewalt in Marokko

Masaktach: Mit 20.000 Trillerpfeifen gegen sexuelle Gewalt in Marokko
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Von Kirsten Ripper
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Die Frauen von Masaktach, einer Art "marokkanischer #MeToo-Bewegung", haben mit Tausenden Trillerpfeifen einen bunten Protest organisiert - mit ernsten Anliegen.

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An diesem Samstag hat die marokkanische Frauenbewegung Masaktach allein in Casablanca 7.000 Trillerpfeifen verteilt, um auf die sexuelle Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. Masaktach-Mitbegründerin Leila Slassi meint im Gespräch mit euronews, es sei schwer zu sagen, wieviele Menschen in den verschiedenen Städten im Königreich an der Aktion teilgenommen haben. Sie glaubt, dass Masaktach etwa 20.000 Leute mobilisiert hat, nicht nur Frauen, sondern auch viele Männer. Aufgerufen zur Mobilisation hatte #Masaktach über die sozialen Netzwerke.

Die Frauen von Masaktach wollen die Mentalität in Marokko verändern, etwas tun gegen sexuelle Übergriffe gegen Frauen - und sie wollen, dass das neue Gesetz, das auch sexuelle Angriffe und Mobbing auf der Straße unter Strafe stellt, angewandt wird. Mit den bunten Pfeifen macht Masaktach auf das Problem aufmerksam.

Leila Slassi ist Anwältin in Casablanca und gehört zum aus zwölf Mitgliedern bestehenden Kollektiv, das #Masaktach organisiert. Drei dieser zwölf Mitglieder sind Männer.

Von den Gerichten würden bei sexueller Gewalt oft nur symbolische Strafen verhängt, sagt Leila Slassi. Es gebe viel zu tun, was die Richter betreffe.

Die Anwältin erklärt, dass es in Marokko so gut wie keine Einrichtungen gibt, die Frauen, die Opfer von Gewalt wurden, aufnehmen. Und sie fordert Telefon-Hotlines, an die sich Frauen in Not wenden können. Da seien staatliche Behörden gefragt.

Die Tatsache, dass die Autoritäten in Marokko die Aktionen von Masaktach nicht behindern, wertet Slassi als Unterstützung.

"Schwestern von Khadija"

Gegründet wurde Masaktach als Reaktion auf den Fall der jungen Khadija, die von mehreren Männern verschleppt und sexuell missbraucht wurde. "Wir sind die Schwestern von Khadija", sagt Leila Slassi. "Morgen fahren wir wieder zu ihr. Wir unterstützen Khadija moralisch, medizinisch und juristisch." Und sie erklärt: "Khadija und ihre Familie leben noch immer in dem Dorf, in dem sie angegriffen wurde. Sie gehen kaum noch aus dem Haus, weil sie täglich beschimpft werden."

Khadija ist nur bis zum Alter von 13 Jahren in die Schule gegangen und dann aus dem System ausgeschieden. Das sei auf dem Land in Marokko keine Seltenheit, erklärt Leila Slassi.

Wegen der Kritik habe Masaktach es zunächst aufgegeben, Geld für Khadija und ihre Familie zu sammeln, sagt Leila Slassi. Doch auf lange Sicht wolle das Kollektiv, ihr und ihrer Familie dabei helfen, an einen anderen Ort zu ziehen.

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