Überwachung, Gesundheitsdaten, Hackerethik: Der Chaos Communication Congress startet in Leipzig

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Von Euronews mit dpa
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In Leipzig startete eine der wichtigsten Hacker-Konferenzen weltweit. Auf dem 35. Chaos Communication Congress beraten Experten auf Vorträgen und Workshops zu aktuellen Entwicklungen im Bereich Robotern, Überwachung oder Datensicherheit.

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In Leipzig startete heute eine der wichtigsten Hacker-Konferenzen weltweit. Auf dem 35. Chaos Communication Congress beraten Experten auf Vorträgen und Workshops zu aktuellen Entwicklungen im Bereich Robotern, Überwachung oder Datensicherheit. Veranstalter ist der deutsche Chaos Computer Club.

Dabei sind dieses Jahr sehr sensible Themen aktuell. Etwa die Sicherheit bei Gesundheitsdaten. Seit wenigen Monaten nutzen Krankenkassen die digitalen Gesundheitsakte Vivy – eine App, in die Patienten beispielsweise Röntgenaufnahmen oder ärztliche Befunde hochladen können sowie sich über Arzttermine oder fällige Impfungen informieren.

Martin Tschirsich ist IT-Sicherheitsexperte und hat mit Kollegen der Schweizer Firma modzero AG die Sicherheit der Gesundheitsdaten bei Vivy überprüft. Seiner Ansicht nach bietet die App einige Sicherheitslücken: "Die Fakten zeigen, dass wir - selbst wenn wir es wollen - Gesundheitsdaten nicht sicher speichern können. Und das lässt auch auf die Zukunft blicken und zeigen, dass es uns nicht gelingt, Gesundheitsdaten in elektronischer Form sicher zu verwahren." Auf einer der 160 Veranstaltungen wird er seine Ergebnisse ausführlich vorstellen.

Freier Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen

Eine sehr aktuelle Diskussion auf dem Kongress dreht sich um wissenschaftliche Forschung. Die Bibliothekswissenschaftlerin Claudia Frick vom Forschungszentrum Jülich forderte ungehinderten Zugang zu allen wissenschaftlichen Forschungsergebnissen. Traditionell ist der Zugang zu Forschung nur sehr schwer zu erlangen. Hochschulen müssen viel Geld bezahlen, um an die neuesten Studien zu gelangen. Gegenwärtig finde das Ringen deutscher Wissenschaftler mit großen Verlagshäusern um „Open Access“ – also den kostenfreien Zugang zu Publikationen – weltweit Beachtung, sagte Frick auf dem Chaos Communication Congress.

Die Debatte hat in der vergangenen Woche neue Brisanz erhalten, nachdem die Max-Planck-Gesellschaft beschlossen hatte, den Vertrag mit dem internationalen Wissenschaftsverlag Elsevier Ende dieses Jahres auslaufen zu lassen und gemeinsam mit den Hochschulen in Deutschland eine Initiative für den ungehinderten Zugang zu Publikationen voranzutreiben.

Chaos Computer Club möchte positive Aspekte der Digitalisierung zeigen

Darüber hinaus wollen die Verantwortlichen junge Menschen für die Themen sensibilisieren. Dauerbrenner sind zum Beispiel ethische Fragen der Überwachung, die durch neue Polizeigesetze in Deutschland sehr aktuell geworden sind.

Linus Neumann, Sprecher des Chaos Computer Clubs, beschreibt das Ziel des Kongresses: "Gerade in Deutschland spüren wir ja schon einige negative Effekte der Digitalisierung, kommen aber kaum in den Genuss der positiven Aspekte. Genau darüber wollen wir uns hier Gedanken machen, wie wir eine positive und lebenswerte Utopie entwickeln können, mit diesen großartigen Technologien."

Bis Sonntag werden rund 16.000 Besucher erwartet, die bei den Veranstaltungen Fragen stellen und mitdiskutieren können – etwa 1000 mehr als im vergangenen Jahr.

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