Ehemaliger Nazi-Kollaborateur gestorben

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Von Euronews
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Der 95-Jährige war im vergangenen Jahr von den USA nach Deutschland abgeschoben worden.

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Der ehemalige Nazi-Kollaborateur Jakiw Palij ist im Alter von 95 Jahren verstorben. Das berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Der Aufseher in einem Zwangsarbeitslager hatte die letzten Monate seines Lebens in einem Pflegeheim im Westen Deutschlands verbracht.

Zuvor hatte Palij in den USA gelebt. Mitte vergangenen Jahres hatte die Bundesregierung nach 14 Jahre andauernden Bemühungen der US-Regierung zugestimmt, den ehemaligen SS-Helfer aufzunehmen, aus moralischen Gründen, nicht aus rechtlichem Zwang.

Er war laut US-Ermittlern von der SS geschult worden und hatte im NS-Zwangsarbeitslager Trawniki gearbeitet. Dass er dort am Mord an Juden beteiligt war, ist nicht erwiesen. Ein Verfahren in Deutschland wurde aus Mangel an Beweisen eingestellt. Anders als im spektakulären Fall des Aufsehers John Demjanjuk fehlen laut FAZ Unterlagen, die Jakiw Palijs Involvierung in die Massenmorde belegen.

Unbehelligtes Leben in den USA

Palij, geboren in der heutigen Ukraine, hatte jahrelang unbehelligt in New York gewohnt. Zuletzt war er staatenlos, nachdem ihm ein Gericht 2003 die US-Staatsbürgerschaft entzogen hatte. Die Bild-Zeitung berichtete im vergangenen August, unter Berufung auf Unterlagen im Archiv des Internationalen Suchdienstes (ITS), der SS-Mann habe nach Kriegsende in einem Lager für Überlebende der NS-Verfolgung in Süddeutschland gelebt und Unterstützung für NS-Opfer erhalten. Auch seine Ausreise in die USA geschah nach Angaben des ITS unter dem Vorwand, ein kriegsbedingt Vertriebener (displaced person) zu sein.

Auch, wenn eine Anklage von Palij in Deutschland zuletzt unwahrscheinlich war, ist die rechtliche Aufarbeitung der NS-Zeit in Deutschland noch nicht abgeschlossen. Aufgrund des hohen Alters und der körperlichen und geistigen Verfassung der mutmaßlichen Täter können diese als verhandlungsunfähig gelten. Zuletzt war deshalb Mitte Dezember ein Prozess ausgesetzt worden. Unterdessen haben polnische Juristen gefordert, noch lebende Verdächtige nach Polen zur gerichtlichen Verfolgung zu überstellen. Deutschland und Polen wollen der Nachrichtenagentur PAP zufolge ihre Zusammenarbeit in diesem Bereich ausweiten.

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