IWF in Davos: Keine Rezession, aber weltweit weniger Wachstum

IWF in Davos: Keine Rezession, aber weltweit weniger Wachstum
Von Sigrid UlrichSasha Vakulina mit dpa, Reuters
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Eine Rezession? Nein, die stehe nicht bevor, sagt IWF-Chefin Lagarde in Davos beim Weltwirtschaftsforum. Doch beim Wirtschaftswachstum gibt sich der Fonds durchaus skeptisch. Die Tipps: Kein "No-Deal-Brexit" und "multilaterale Kooperation wird wichtiger"

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Eine Rezession? Nein, die stehe nicht bevor, sagte IWF-Chefin Christine Lagarde in Davos beim Weltwirtschaftsforum. Doch beim Wirtschaftswachstum gibt sich der Fonds durchaus skeptisch.

Christine Lagarde: "Nun, ich fürchte, dass wir unsere Prognose nochmal nach unten korrigieren müssen."

2019 werde die weltweite Wirtschaftsleistung nur noch um 3,5 Prozent
steigen, so die Fortschreibung des Weltwirtschaftsberichtes des Internationalen Währungsfonds (IWF), die Prognose liegt um 0,2 Punkte unter der vom vergangenen Oktober - die ohnehin schon zurückgenommen worden war. Für 2020 sagt der IWF nun ein weltweites Wachstum von 3,6 Prozent voraus, 0,1 Punkte weniger als noch im Oktober prognostiziert.

DEUTSCHE AUTOINDUSTRIE...

Für die deutsche Wirtschaft wurde die Vorhersage für das laufende Jahr auf 1,3 von 1,9 Prozent gesenkt, während für 2020 nach wie vor 1,6 Prozent erwartet werden. 2018 hatte es zu 1,5 Prozent gereicht. “Produktionsschwierigkeiten in der Autoindustrie und eine geringere externe Nachfrage belasten das Wachstum 2019”, hieß es zum schwachen Ausblick auf das laufende Jahr. Mit der Einführung eines neuen Emissionstestverfahrens war es zu umfangreichen Produktionsausfällen in der Autoindustrie gekommen. Hinzu kämen die Hängepartie um den EU-Austritt Großbritanniens und eine Haushaltsschieflage in Italien, die die Konjunktur in Europa ebenso gefährden könnten wie Turbulenzen an den Finanzmärkten.

Für die USA werden für 2019 weiter 2,5 nach 2,9 (2018) Prozent prognostiziert, während es 2020 nur noch 1,8 Prozent sein sollen. “Die Expansion in den USA hält an, aber die Prognose geht von einer Abschwächung nach dem Auslaufen der fiskalischen Anreize aus”, so der Fonds. Im vergangenen Jahr dürfte die weltgrößte Volkswirtschaft nicht zuletzt wegen der Impulse durch die Steuerreform von Präsident Donald Trump zugelegt haben.

Für die weltweite Nummer zwei China sagt der IWF sowohl für dieses als auch für kommendes Jahres ein Plus von 6,2 Prozent voraus. 2018 war das Wachstum mit 6,6 Prozent so gering ausgefallen wie seit fast drei Jahrzehnten nicht mehr.

Der IWF mahnte daher zur internationalen Zusammenarbeit. Der Spielraum der Länder für Gegenmaßnahmen im Falle eines deutlichen weltweiten Abschwungs sei geringer als vor der Finanzkrise 2008. "Multilaterale Kooperation wird daher wichtiger", hieß es.

...UND DER "BREXIT" ALS RISIKEN

Eines der größten Fragezeichen – neben einer Eskalation der Handelskonflikte und weniger Wachstum in China (6,4 Prozent in vierten Quartal 2018): Der "Brexit". IWF-Volkswirte riefen mit Nachdruck dazu
auf, die Unsicherheit rund um den "Brexit" zu lösen. «Ein «No
Deal-Brexit" ist eines der größten Risiken für unsere Vorhersage,» so Chef-Volkswirtin Gita Gopinath.

Gian Maria Milesi-Ferretti, ihr Stellvertreter:

"Mittelfristig glauben wir, dass für eine Volkswirtschaft, die sehr offen ist für den Handel, besonders mit Dienstleistungen, eine Entscheidung, sich von ihren wichtigsten Handelspartnern zu entfernen, Kosten bedeutet. "

Sasha Vakulina, Euronews:

"Die Prognose für das Wirtschaftswachstum in Europa wurde ebenfalls revidiert. Die drei größten Volkswirtschaften des Euro-Währungsraums, Deutschland, Frankreich und Italien, dürften nun langsamer wachsen, als der IWF lange dachte, und 2019 verlangsamt sich der gesamte Euroraum."

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