Davos: "Wer nachhaltige Entscheidungen treffen will, muss junge Menschen dabeihaben"

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Von Sigrid UlrichSasha Vakulina mit dpa, Reuters
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Zu Beginn der 49. Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) haben junge Teilnehmer die Förderung örtlicher Projekte statt wolkiger Konzepte gefordert. Beim Geschäft und in Umweltfragen hätten sie ein Mitsprachrecht, so Vertreter von "Millennials" (geboren in den 1980er und 1990er Jahren)

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Zu Beginn der 49. Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) haben junge Teilnehmer die Förderung örtlicher Projekte statt wolkiger Konzepte gefordert. «Alle Ideen müssen lokal umgesetzt werden», sagte die Japanerin Akira Sakano in Davos. Sie leitet in einer japanischen Stadt ein Projekt zur Abfallvermeidung.

Das WEF hat dieses Jahr sechs junge Menschen zu Vorsitzenden der Tagung berufen.

«Es ist Zeit, mutig und unbequem zu sein», sagte die Schwedin Noura Berrouba, Mitglied des europäischen Jugendparlaments, mit Blick auf drängende Fragen wie den Klimawandel.«Denn was sagt es über das weltweite Engagement aus, wenn wir die Lösungen haben, aber so wenig passiert?» Und: "Wenn Sie nachhaltige Entscheidungen treffen wollen, in Bezug auf Geschäft, Umwelt oder alles, was Sie sonst noch wollen, müssen Sie junge Menschen dabeihaben."

In diesem Jahr diskutieren die mehr als 3.000 Teilnehmer in Davos vor allem über «Globalisierung 4.0», also die Herausforderungen der neuen Phase der Globalisierung. Mohammed Hassan Mohamud, ein weiterer Vorsitzender, kritisierte allerdings, das WEF kümmere sich um nachhaltige Entwicklung und die Ethik automatischer Produktionsprozesse, aber lasse grundlegende Fragen links liegen. «Es gibt so viel menschliches Leid in der Welt», sagte der junge Mann, der in einem Flüchtlingslager in Kenia lebt.

Und: Das World Economic Forum veröffentlicht jedes Jahr kurz vor dem Treffen in Davos einen Bericht über globale Risiken, und zum dritten Mal in Folge dominieren die Umweltbedrohungen.

SELBST BOLOSONARO FINDET UMWELT UND WIRTSCHAFTSENTWICKLUNG "UNTRENNBAR"

Mit am meisten spekuliert wurde über den Redner Jair Bolsonaro, seit kurzem brasilianischer Präsident.

"Wir sehen unsere Aufgabe darin, Umwelt und biologische Vielfalt zu schützen, neben der dringend notwendigen wirtschaftlichen Entwicklung - und daran zu erinnern, dass diese voneinander abhängig und untrennbar sind," sagte er in Davos.

"Diejenigen, die uns kritisieren, haben viel von uns zu lernen. Wir werden Steuern reduzieren und Vorschriften vereinfachen, um denen zu helfen, die produzieren und unternehmerisch tätig sind, die investieren und Arbeitsplätze schaffen."

Brasilien sei immer noch eine vom internationalen Handel abgeschottete Wirtschaft, und "dies ist eine der größten Herausforderungen dieser Regierung. Ich bin sicher, dass unser Wirtschaftsteam unter der Leitung von Minister Paulo Guedes uns bis zum Ende meiner Präsidentschaft uns auf die Liste der 50 bedeutendsten Investitionsländer hievt."

"DER RICHTIGE ORT UM GEGEN KLIMAWANDEL ZU KÄMPFEN"

Bertrand Piccard (* 1. März 1958 in Lausanne) ist ein Schweizer Psychiater und Abenteurer. Er umkreiste zusammen mit Brian Jones bzw. André Borschberg als erster Mensch die Erde in einem Ballon und in einem Solarflugzeug. Überzeugte Ökologen weiter zu überzeugen, findet er eher langweilig.

"Ich möchte mit den Managern sprechen und alle Mittel zeigen, um den Klimawandel zu bekämpfen, die finanziell profitable Umwelt zu schützen, Arbeitsplätze zu schaffen, Gewinne für die Industrie, für den Handel und für alles. Sie können so viel Geld verdienen und gleichzeitig die Umwelt schützen. Und dies ist die Botschaft, die ich hier liefern möchte, Das hier ist der richtige Ort."

WIE ES SO WEIT KOMMEN KONNTE? "KLUFT ZWISCHEN URBANER WELT UND NATUR"

Der britische britischer Tierfilmer und Naturforscher David Attenborough zu Prinz William, Herzog von Cambridge:

"Weil sich die Verbindung zwischen der natürlichen Welt und der urbanen Welt seit der industriellen Revolution immer weiter gelockert hat, sie haben sich voneinander immer mehr entfernt. Wir haben die Auswirkungen dessen, was wir da draußen in der Welt machen, nicht erkannt, das passiert jetzt. Wir sehen, dass fast alles, was wir tun, Echos, Doppelungen und Implikationen in der Welt der Natur hat. Also müssen wir jetzt wirklich aufpassen, was wir da tun. Denn wir können Dinge ein für allemal ausradieren – und ahnen das nicht mal."

Ganz genau, findet Jennifer Morgan, sie leitet (zusammen mit Bunny McDiarmid) die Umweltschutzorganisation Greenpeace International: "........ es ist fast so, als ob die Welt mit einer Art Krebs diagnostiziert wurde, Lungenkrebs, aber weiter raucht und alles verdrängt. Das muss man als Krise behandeln." Und das fehlt, diese Art von Aufbruch, ein "Komm schon, lass uns damit klarkommen". Das sehe ich von kaum, außer auf kleinen Insel.

Sigrid Ulrich

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