Studie: "Harter Brexit" gefährdet 100.000 Jobs in Deutschland

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Von Sigrid Ulrich mit dpa
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Ein ungeordneter Brexit könnte die Arbeitsplätze von 100.000 Menschen in Deutschland gefährden. Das ergab eine Simulation mit wieder erhobenen Zöllen von Wissenschaftlern. «In keinem anderen Staat ist der Effekt auf die Gesamtbeschäftigung so groß wie in Deutschland», so einer der Autoren

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Ein ungeordneter "Brexit" könnte nach neuen Berechnungen die Arbeitsplätze von 100.000 Menschen in Deutschland gefährden. Das ergab eine Simulation von Wissenschaftlern des Leibniz-Instituts fürWirtschaftsforschung Halle (IWH) und der Martin-Luther-UniversitätHalle-Wittenberg nach Medienberichten («Welt am Sonntag»). «In keinem anderen Staat ist der Effekt auf die Gesamtbeschäftigung so groß wie in Deutschland», wird einer der Autoren zitiert, Oliver Holtemöller.

Nach einem ungeregelten Brexit würden wieder Zölle auf Importe nach Großbritannien erhoben. Die Simulation erfasse nur Jobeffekte, die auf den daraus folgenden Exporteinbruch zurückzuführen seien. Für die Untersuchung gingen die Autoren davon aus, dass die Importe Großbritanniens nach einem ungeordneten Brexit um 25 Prozent einbrechen - ein Wert, der gängigen wissenschaftlichen Schätzungen entspreche. Sie entwickelten eine Formel, mit der sie berechnen konnten, wie sich ein solcher Importeinbruch auf welche Industrie und welches Land auswirkt. Grundlage dafür waren Daten der World Input Output Database (WIOD), die die Welthandelsverflechtungen von Staaten dokumentiert. Weitere Brexit-Gefahren für den Arbeitsmarkt,etwa sinkende Investitionsbereitschaft, bildeten die Zahlen nicht ab.

In Deutschland sei demnach von einem Exportrückgang vor allem die
Autoindustrie betroffen. Die größten Auswirkungen gäbe es - gemessen
an der Gesamtzahl der Beschäftigten - am VW-Standort Wolfsburg und am
BMW-Standort Dingolfing-Landau in Niederbayern – einer von 250 Arbeitsplätzen wäre hier gefährdet. Gleich dahinter: Der Landkreis Böblingen bei Stuttgart. Dort sitzen Technologiekonzerne wie IBM oder Siemens. Oder der Märkische Kreis im südlichen Westfalen, wo viele mittelständische Unternehmen mit Auslandsgeschäft produzieren - laut der Formel sind hier 703 Stellen oder 0,3 Prozent der Beschäftigten potenziell bedroht. Die meisten Jobverluste riskierten vor allem Landkreise in Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen. Jobs in Ostdeutschland seien dagegen kaum gefährdet.

Wie wahrscheinlich ist ein No-Deal-Brexit? Inzwischen glauben rund 35% der Briten an einen chaotischen Ausstieg, laut IFO-Institut 43 Prozent der deutschen Industrie-Unternehmen.

Weltweit könnten den Berechnungen zufolge nach einem ungeregelten Brexit 612.000 Menschen ihre Arbeit verlieren, nach den gut 100.000 Deutschland komme in der EU gleich Frankreich mit bedrohten 50.000 Jobs.

In China seien es knapp 59 000. Gemessen an der Gesamtbevölkerung würden Malta und Irland am härtesten getroffen.

Sigrid Ulrich

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