Nicolás Maduro: "Wir sind das Objekt brutalster Aggression"

Nicolás Maduro: "Wir sind das Objekt brutalster Aggression"
Copyright 
Von Anelise Borges, Sigrid Ulrich, Philipp Lippert mit dpa
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Dauerkrise in Venezuela: Das lange das wohlhabendste Land Südamerikas verarmt, seit die Ölpreise gleichzeitig mit der globalen Finanzkrise rapide gesunken sind. Präsident Maduro sieht nur einen Urheber: "Die Vereinigten Staaten haben ein einziges Ziel in der Welt: Venezuela zu zerstören"

WERBUNG

Chaos und Proteste in Venezuela: Seit Jahren ist das Land von einer anhaltenden wirtschaftlichen Krise beherrscht. Zuvor war Venezuela aufgrund seiner Ölreserven lange das wohlhabendste Land Südamerikas.

Doch seit die Ölpreise gleichzeitig mit der globalen Finanzkrise rapide gesunken sind, bleiben die Kühlschränke vieler Venezolaner leer.

Andere Wirtschaftszweige waren vernachlässigt worden, jetzt mangelt es dem Land an Alternativen. Und das hat Folgen. Die Währung ist verfallen, die Menschen hungern und es fehlt an lebenswichtigen Gütern.

Krankenhäuser können die Menschen nicht mehr versorgen. Auf den Straßen kämpfen Banden um Geld und Macht.

Wie konnte es in Venezuela, das auf den größten Ölreserven der Erde sitzt, nur so weit kommen?

Für viele ist die von Chávez ins Leben gerufene "bolivarische Revolution" Schuld am Niedergang - und der Mann, der noch heute für sie steht: Staatschef Nicholas Maduro. Er hat 2013 die Macht von seinem Vorgänger und Mentor Hugo Chavez quasi geerbt.

Doch seine Autorität wackelt seit den Wahlen im vergangenen Jahr: Damals wurde er für sechs Jahre erneut gewählt. Viele Länder fechten das Wahlergebnis an.

Nun hat Maduro einen Kontrahenten: Vergangenen Monat ernannte sich Oppositionsführer Juan Guaidó zum Interimspräsidenten, indem er sich auf eine Regelung in der Verfassung bezog. Die USA, die EU und viele Länder Südamerikas unterstützen Guaido.

Was dazu führte, das nun kaum ein Venezolaner mehr weiß, wer derzeit wirklich regiert:

Passanten in Caracas:

"Im Moment gibt es Nicolas Maduro und diese andere Person... hmmm Juan... Ich erinnere mich nicht an seinen Namen."

"Wir haben einen Interimspräsidenten, Guaidó. Und wir haben einen unrechtmäßigen Präsidenten, Maduro."

"Hat Venezuela momentan zwei Präsidenten? Nein, nur einen. Welchen? Maduro."

"Wir haben gar keinen Präsidenten. Beide sind in einer schlechten Lage, alles ist schrecklich."

"Aufgepasst, hier wird etwas passieren. Das Problem ist: Genau das ist es, was sie wollen. Dann haben sie einen Grund, sich an ihre Macht zu klammern."

Präsident Maduro sieht nur einen Urheber der Misere: "Die Vereinigten Staaten haben ein einziges Ziel in der Welt: Venezuela zu zerstören."

Venezuela im Fokus. Unsere Korrespondentin Anelise Borges ist vor Ort und hat als Ersten Staatschef Nicolas Maduro getroffen.

"DIE USA HABEN EIN EINZIGES ZIEL: VENEZUELA ZU ZERSTÖREN"

Anelise Borges, Euronews: "Herr Präsident, vielen Dank, dass Sie mit Euronews sprechen.... Heute ist Ihr Land ein Land am Scheideweg, ein Land mit zwei Präsidenten, was genau passiert in Venezuela?"

WERBUNG

Nicolás Maduro Regierungschef und Präsident Venezuelas: "Es kann nicht zwei Präsidenten in einem Land geben, in Venezuela gibt es nur einen einzigen verfassungsmäßigen Präsidenten, laut venezolanischen Institutionen vom Volk gewählt. Und dieser Präsident ist dieser bescheidene Arbeiter, den Sie hier sehen: Nicolás Maduro Moros. Es gibt, nun, was man einen Staatsstreich nennt, der bereits gescheitert ist, wir haben ihn neutralisiert, und der Venezuela offenbar von der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika verordnet wurde, die all ihre politische, diplomatische und wirtschaftliche Macht genutzt hat, um zu versuchen, uns in Venezuela eine Marionettenregierung aufzuzwingen, die es in unserer Geschichte noch nie gegeben hat."

Euronews: "Aber die Vereinigten Staaten, die Europäische Union sowie viele andere Länder in Südamerika haben Juan Guaidó als Interimspräsident anerkannt…."

Nicolás Maduro: "Das verstößt gegen alle Vorschriften der Charta der Vereinten Nationen, die eine Einmischung in innere Angelegenheiten verbieten, und verstößt gegen die Vorschriften der venezolanischen Verfassung als Operation von Herrschaft, Eroberung und neokolonialen Beziehungen zu Venezuela. Auf jeden Fall: Wer bestimmt das politische Leben der Länder, wer wählt die Präsidenten in allen Ländern der Welt - das ist das souveräne Volk und Venezuela bildet da keine Ausnahme. Sie können sagen, was sie wollen, die Regierung von Donald Trump, die extremistische Regierung des Weißen Hauses und ihre Satellitenregierungen - aber in Venezuela gibt es ein Volk, das ist souverän und entscheidet. Keine ausländische Regierung hat hier für uns etwas zu beschließen."

Blau: Länder, die Guaidó anerkennen; hellblau: Länder, die die Nationalversammlung anerkennen; rot: Länder, die Maduro anerkennen: schwarz: Venezuela

Euronews: "Aber es gibt auch Menschen mit geteilter Meinung, ich möchte zuerst auf den internationalen Druck zu sprechen kommen. Sie stehen unter internationalem Druck, wie kommen Sie damit klar, wer sind heute Ihre Freunde?"

Nicolas Maduro: "Ich meine, wir haben viele Freunde auf der Welt.... auf jeden Fall ist das eine globale Schlacht. Wer den Kampf um Venezuela in eine globale Schlacht verwandelt hat? Die Interessen der extremistischen Elite, die die Vereinigten Staaten regiert. Das wirkliche Interesse der Eliten der Vereinigten Staaten ist nicht die Demokratie, die sind nicht an der Demokratie in der Welt interessiert. Das Einzige, woran sie interessiert sind, ist unseren Reichtum zu plündern. Darum geht es denen eigentlich.“

WERBUNG

Euronews: "Haben Sie ein Treffen mit Donald Trump vorgeschlagen, um zu versuchen, diese Krise zu lösen?"

Nicolás Maduro: "Als ich das vorgeschlagen habe, saß da ein anderer. Ich glaube, was ich immer glauben werde, dass sich Wege des Dialogs finden lassen und im Dialog ein verständnisvolles Zusammenleben, ein friedliches Zusammenleben, mit Respekt gefunden werden kann. Aber es ist unmöglich, sie haben jede Möglichkeit des Dialogs, der Annäherung, mit Füßen getreten. Aus dem Weißen Haus kam der Befehl zum Null-Dialog, und das ist sehr bedauerlich. Ich glaube an den Dialog, ich glaube an Worte, ich glaube an Diplomatie."

Euronews: "Glauben Sie, dass der Dialog hier in Venezuela Realität ist, sind Sie bereit, zum Beispiel mit Juan Guaidó zu sprechen?"

Nicolás Maduro: "Ich habe die Opposition mehr als 400 mal zum Dialog aufgefordert. Die Opposition geht weit über den hinaus, den sie als angeblichen Präsidenten aufgestellt haben, viel weiter. Dieser Mann ist ein Produkt der Umstände. Ich bin willens und bereit, mit der Opposition insgesamt oder in Teilen zu sprechen, wann, wo und wie auch immer.... und ich glaube wirklich, Anelise, ich bin überzeugt, dass das Einzige, was Venezuela in diesem Jahr und in den kommenden Jahren helfen kann, der offene Dialog ist, eine offene Agenda und dass wir ein umfassendes Abkommen zum Wohle Venezuelas und für den Wohlstand des Landes schließen"

Euronews: "Eine der wichtigsten Voraussetzungen für diesen Dialog könnte sein, dass Sie humanitäre Hilfe in Ihrem Land zulassen. Etwas, von dem Sie sagten, dass Sie es nicht tun würden, dass Sie diese Güter nicht in Ihr Land lassen würden, weil Sie glauben, dass das eine Intervention, ein Angriff auf Ihre Souveränität sei. Inzwischen gilt Venezuela als Land, in dem es im Moment große Not herrscht. Finden Sie es nicht auch unpassend, Politik mit diesem Thema zu machen?"

WERBUNG

Nicolás Maduro: "Es ist verkehrt, humanitäre Hilfe ideologisch und politisch aufzuladen, um ein Land zu demütigen. Und das ist der Fehler der venezolanischen Opposition, der Fehler, den die Trump-Administration begeht: ein Land demütigen zu wollen. Sie haben uns mehr als 10 Milliarden Dollar im Ausland eingefroren, sind hinter unseren Konten im Ausland her. So als ob sie uns daran hindern wollten, Medikamente, Lebensmittel zu importieren.... denn sie jagen nach den Dollars, dem Geld auf unseren Konten im Ausland, bis in die letzte Ecke des Planeten, und nachdem sie mehr als 10 Milliarden Dollar eingefroren haben, kommen sie zu uns und sagen, dass sie uns 20 Millionen Dollar für anrüchige Lebensmittel geben, ich nenne das vergammeltes Essen. Ein schmutziges Angebot ist das.“

Euronews: "Warum verseucht? Gibt es Beweise dafür, dass mit diesen Lebensmitteln irgendwas nicht stimmt?"

Nicolás Maduro: "Nun, es gibt Informationen aus Kolumbien selbst, das sind Lebensmittel, die mit krebserregenden chemischen Elementen verseucht sind, die nicht getestet wurden und bereits mehrere Menschen in Kolumbien selbst vergiftet haben. Abgesehen davon, haben sie das Konzept der humanitären Hilfe politisch aufgeladen. Wenn Sie Venezuela helfen wollen, sage ich zu Donald Trump, sage ich zu Mike Pompeo, sage ich zu den Regierungen, die hinter dieser Show stehen: Entsperren Sie die Konten, die sie uns gesperrt haben, geben Sie das Gold frei, das sie uns gestohlen haben, und Venezuela hat genügend Ressourcen und noch mehr, um alles zu importieren, was wir brauchen. Hören Sie auf mit dieser makabren 'Show'. Hören Sie auf, Venezuela zu ersticken, um ihm dann ein paar Krümel anzubieten. Wir sind keine Bettler, von niemandem."

Euronews: "Die Lage in Venezuela ist im Moment sehr schwierig. Medikamente sind Mangelware, ich habe ein paar Krankenhäuser besucht und mit Ärzten gesprochen, die mir gesagt haben, dass ihre Arbeit gerade nicht einfach ist, Venezuelanern zu helfen, seit Jahren schon. Geben Sie zumindest zu, dass Sie in Ihrem Land ein Problem haben, ein ernsthaftes Problem?"

"Überdurchschnittliche Inflation oder verschlechterte öffentliche Finanzen 2018" - Inflation, Staatsverschuldung, Budgetdefizit

WERBUNG

Nicolás Maduro: "Nennen Sie mir ein Land in der Welt oder in der Dritten Welt, das keine Schwierigkeiten hat.... nennen Sie mir ein Land, das keine Schwierigkeiten hat bei der Überwindung der Armut. Als lateinamerikanisches Land versetze ich Sie mal auf die Seite unserer Nachbarn in Kolumbien.... aber gehen Sie bloß nicht mit der Lupe nach Kolumbien. 70% Armut in Kolumbien, 30% Elend. Seit Jahren verlassen Menschen Kolumbien. Mehr als 15 Millionen Kolumbianer sind ausgewandert, aber das interessiert niemanden. Warum konzentriert sich alles auf die Probleme, die Venezuela hat? Um eine Geschichte zu rechtfertigen, ein Drehbuch, das die Intervention in unserem Land, die Machtübernahme in unserem Land rechtfertigt."

Euronews: "Sie haben über die Erfahrungen von Menschen in den Wohnvierteln, in den bescheidensten Gegenden von Caracas oder anderen Teilen des Landes gesprochen. Dies sind Menschen, die die Revolution unterstützt haben, Ihren Mentor Hugo Chávez, der Sie unterstützt hat. Viele von ihnen reden jedoch darüber, wie sie unter extrem schwierigen Umständen leben. Mehrere Personen, mit denen ich gesprochen habe, Herr Maduro, die in den letzten Jahren nach Venezuela gekommen sind, haben mir gesagt, dass sie Sie früher unterstützt haben, aber dass das für sie nun immer schwieriger wird. Wie fühlen Sie sich dabei? "

Nicolás Maduro: "Wenn es kein bewusstes Volk gäbe, wenn wir kein Volk hätten, das hauptsächlich aus Werten besteht, revolutionär, wäre die boliviarische Revolution schon vor einiger Zeit verschwunden. Von Kommandant Chávez wurde auch oft gesagt: Er habe keine Unterstützung mehr und dann hat er ein, zwei, drei Mal gesiegt. Und mir erzählen es seit dem ersten Tag, an dem mir Kommandant Chávez diese Verantwortung übergeben hat.

Nun, wir haben hier die Mehrheit, eine moralische, spirituelle Unterstützung. Das ist ein tiefgehender politischer Rückhalt. Das gleiche Volk, von dem Sie sagen, dass dieses Volk leidet, hat ein Bewusstsein, es weiß, warum es kämpft, und hat als einzige Hoffnung ein anständiges Land, in dem respektiert wird, dass wir uns nicht in eine Kolonie verwandeln. Seien Sie versichert, wenn wir in den letzten 18 Monaten keine Wahlen gewonnen hätten ... wir haben sechs Wahlen nacheinander gewonnen. Und wenn heute Wahlen wären, kann ich Ihnen versichern, Analise. Und auch wenn heute Wahlen für die Nationalversammlung wären, würden die bolivarianischen Kräfte wieder gewinnen.

Euronews: "Die letzten Wahlen wurden von mehreren Ländern rund um den Globus angefochten. Ich möchte gleich darauf zurückkommen, weil ich noch etwas nachhaken möchte: Sie haben gesagt und Sie haben wiederholt gesagt, dass Venezuela Opfer einer Aggression der Vereinigten Staaten ist, Sie einen Wirtschaftskrieg führen. Und Sie übernähmen Sie keine Verantwortung für das, was in den USA passiert. Land Glauben Sie, dass Ihre Regierung ihren Anteil hat an der Lage, in der sich Venezuela jetzt befindet?"

WERBUNG

Nicolás Maduro: "Natürlich übernehme ich Verantwortung, sonst würde ich nicht regieren. Sonst wäre ich nicht Präsident des Landes. Wenn nicht, würde ich diese revolutionäre Bewegung, die bolivarianische Bewegung, nicht führen. Ich übernehme alle täglichen Verantwortlichkeiten der Wirtschaft, der Politik, der Gesellschaft, der Bildung der Menschen. Ich regiere jeden Tag mit den Menschen. Unsere Methode ist die Methode der Straßenregierung mit den sozialen Bewegungen, mit allen Sektoren, mit Frauen, Jugendlichen, der Arbeiterklasse und Fachleuten. Ich hatte zum Beispiel vor diesem Interview eine Veranstaltung, bei der mehr als 100.000 junge Leute an Jugend-Themen arbeiteten.

Ich übernehme jede Verantwortung. Fehler? Zeigen Sie mir den, der keine Fehler macht. Der einzige Fehler, den ich nicht begangen habe, ist, mein Land zu verraten. Mich verbiegen zu lassen oder aufzugeben und vor Donald Trump auf die Knie zu gehen. Das werde ich nie machen. Wir werden uns nicht ergeben. Wir werden weiter mit Schwierigkeiten und Fehlern kämpfen, um sie zu überwinden ... Mit 100%iger Sicherheit, Analise, wird Venezuela weitermachen. Wir haben erkannt, dass wir freier und unabhängiger sind, als das, was wir für das Imperium des Nordens gehalten haben, als seine Satellitenregierungen in Europa und einige lateinamerikanische Regierungen denken. Wir sind viel freier und unabhängiger. Es gibt eine andere Welt. Eine multipolare, multizentrische Welt ist entstanden ... es gibt neue Pole wirtschaftlicher, sozialer und militärischer Macht auf der Welt. Es ist nicht mehr die unipolare Welt, in der ein einzelnes Imperium eine Ordnung diktiert hat und jeder das befolgen muss. Nein. Es gibt eine andere Welt und Venezuela hat sich den Aufbau dieser neuen Welt vorgenommen und wir werden weiter in Frieden unseren Weg gehen. Und der Putsch, den man in Venezuela durchsetzen wollte, und der US-amerikanische Interventionismus werden scheitern, sie werden besiegt, und eher heute als morgen müssen sie sich zum Dialog an einen Tisch setzen und die Regeln des Völkerrechts einhalten."

Euronews: "Ich kann mir vorstellen, dass Russland, die Türkei, China ... bis heute sehr wichtige Verbündete Venezuelas sind. Wie wichtig ist es, sie an Ihrer Seite zu haben?"

Nicolás Maduro: "Das hat eine große Bedeutung, nicht nur für Venezuela, für die Welt. Die Volksrepublik China ist die große Wirtschaftsmacht des 21. Jahrhunderts und eine große politische Macht. Sie hat bereits gezeigt, dass sie eine große Macht sein kann, ohne ein Imperium zu sein, ohne Herrschaftsverhältnisse herzustellen, ohne Erpressungen und neokoloniale Beziehungen zu den Ländern der Welt. Wir haben eine außergewöhnliche kooperative Beziehung, eine strategische Partnerschaft mit China, ein Verhältnis von Respekt und gegenseitigem Nutzen, das in den letzten 15 Jahren große Vorteile für Entwicklung und Wirtschaft gebracht hat. Auch mit der Russischen Föderation. Russland holt auf. Russland ist ein großer internationaler Spieler. Es ist eine politische, wirtschaftliche und militärische Macht ersten Ranges, und mit Präsident Putin pflegen wir auch eine enge Zusammenarbeit. Ich glaube, dass diese beiden Mächte zusammen mit den mittleren Mächten wie der Türkei, Indien, dem Iran, unter anderem … wie Südafrika, die Zukunft der Menschheit bestimmen werden. Die Zukunft der Menschheit können nicht die sein, die vor dem amerikanischen Imperium knien."

Euronews: "Wieder klingt es so, als gäbe es zwei Pole oder mehrere Pole ... es klingt wie ein Konflikt, wie eine Schlacht. Ein Kampf um Einfluss, um Macht. Aber, Herr Präsident, auch wenn das leider so klingt, da bleibt das Gefühl, dass die Bürger Venezuelas die großen Verlierer sind."

WERBUNG

Nicolás Maduro: "Ich stimme Ihnen zu. Wer wird durch internationale Sanktionen und Wirtschaftsblockade geschädigt? Wer wird durch ganze diese weltweite Kampagne verletzt? Die Menschen in Venezuela, die das Recht haben, in Frieden und Frieden zu leben. Ich glaube, dass Federica Mogherini, die Europäische Union und die wesentlichen Regierungen Europas bei Venezuela einen Fehler gemacht haben. Sie haben nur einen Teil angehört. Sie haben nicht dem ganzen Land zugehört, das Frieden, Dialog, Verständnis, Respekt fordert ... und sie haben nicht gehört, dass wir eine Stimme mit wahrer, wahrhaftiger Macht haben. Ich glaube, dass Europa sich unkritisch der falschen Politik von Donald Trump angeschlossen hat, zu der er die NATO getrieben hat, zu der er die Regierungen Europas, die Europäische Union getrieben hat, er hat ihnen einfach den Arm verdreht und sie zu einer Politik gezwungen, die Venezuela beschädigt hat. In Venezuela leben fast eine Million europäische Migranten: 300.000 Italiener, 300.000 Portugiesen, 300.000 Spanier ... so gut wie eine Million europäische Migranten. Und die Europäische Union hat ihre Migranten hier aufgegeben und uns an den Rand einer militärischen Invasion der Vereinigten Staaten gebracht. Donald Trump hat es vor einigen Tagen angekündigt: Ich habe eine militärische Option über Venezuela. Ich glaube, dass die Europäische Union dem ganzen Land zuhören muss, dass sie lernen muss, alle Meinungen abzuwägen und dass sie ihre Politik gegenüber Venezuela korrigieren muss."

Euronews: "Sie haben die Migranten erwähnt, Sie haben die Menschen erwähnt, die nach Venezuela kommen. Wir haben aber auch die Bilder von Hunderttausenden gesehen, die gehen. Die Vereinten Nationen sagen, dass 3 Millionen Venezolaner das Land verlassen haben. Ich habe gehört, wie Sie gesagt haben, das sei eine Erfindung... haben Sie die Bilder gesehen? Und wie fühlen Sie sich, wenn Sie diese Menschen zu Fuß über Brücken laufen sehen oder nach Kolumbien und in andere Ländern fliehen? "

Nicolás Maduro: "Ich habe nie gesagt, dass es nicht so ist, es ist Realität. Es gibt eine Gruppe von Venezolanern, die in den letzten zwei oder drei Jahren aus wirtschaftlichen Gründen im Wirtschaftskrieg die Option in Betracht gezogen haben, nach neuen Möglichkeiten zu suchen. Es könnten zwischen 600.000 und 800. 000 Venezolaner sein. Mehrere Tausend von ihnen kamen im Rahmen des Programms „Rückkehr ins Vaterland" (Vuelta a la Patria) zurück, weil sie mit Fremdenfeindlichkeit, Arbeitssklaverei konfrontiert wurden und mit Zuständen, die sie nicht für möglich gehalten hatten.

Nun kann ich Ihnen sagen, dass diese Bilder, von denen Sie sagen, dass sie sich wiederholen, die größte Manipulation sind, die je vorgekommen ist. Sie können heute zur Hauptbrücke fahren, die Kolumbien und Venezuela in Cúcuta und San Antonio del Táchira verbindet, und ich kann Ihnen zeigen, was die Nachrichtenteams von da mitgebracht haben. Bilder von Kolumbianern, die nach Venezuela kommen, von Venezolanern, die Richtung Kolumbien unterwegs sind, von 'venene colombianos' von 'colom-venezuelan' ... da sind Familien, die Kolumbien verlassen, Venezuela verlassen, ein Fluss von 30.000 bis 50.000 haben, manchmal auch 60.000 Menschen, die kommen und gehen, wegen Handelsbeziehungen, wegen wirtschaftlicher Aktivitäten, wegen familiärer Angelegenheiten ... und sie haben diese Bilder genommen, um zu sagen, dass es Venezolaner gibt ... "

Euronews: "Nach Angaben der Vereinten Nationen gibt es tatsächlich 2.000 Venezolaner, die auf der anderen Seite bleiben und nicht zurückkehren. Sie haben erwähnt, dass viele von ihnen wegen der Schwierigkeiten in Ihrem Land gegangen sind. Es gibt Leute, die sagen, dass Sie das möglicherweise nicht verstehen, weil Sie Präsident sind und eine andere Realität erleben. Wir haben etwas Geld mitgebracht, um zu fragen, ob Sie wissen, was man heute mit 2.000 Bolivar kaufen kann, wissen Sie das?"

WERBUNG

Nicolás Maduro: "Wenn ich die Lage in meinem Land nicht verstehen würde, wäre ich nicht der gewählte Präsident und wiedergewählt worden. Ich verstehe es, weil ich aus dem Volk komme. Sie müssen wissen, Analise, dass ich weder einen Abschluss in Harvard habe, noch in der School of the Americas (Western Hemisphere Institute for Security Cooperation, Columbus). Ich habe auch keinen Nachnamen. Kein blaues Blut. Ich bin ein Arbeiter, ein Mann aus dem Volk und jeden Tag bin ich den Menschen nahe. Ich habe ständigen Kontakt und weiß genau, was passiert.

Hier gibt es keine verwaiste Stadt und auch keine verlassene Stadt ... ein Volk wird angegriffen, das ja. Sagen Sie mir, welches Land der Welt die wirtschaftliche Aggression der mächtigsten Nation der Welt ertragen würde. Wer würde das aushalten? Dass sie das Vermögen einfrieren, dass sie ihre Konten aufspüren, dass sie einen nicht importieren lassen, was man braucht ... Venezuela bemüht sich heroisch, bewundernswert. Ich bewundere den Heldentum des venezolanischen Volkes, wie es all diesen Umständen begegnet ist, und wir werden vorankommen, da können Sie sicher sein."

Euronews: "Ich habe eine letzte Frage, Herr Präsident, wie denken Sie, dass sie in die Geschichte eingehen werden?"

Nicolás Maduro: "Ich weiß es nicht, aber ich bin mir sicher, dass man sich an mich nicht als schwachen, feigen Verräter erinnern wird. Ich bin mir meiner Rolle klar. Und jeder Tag füllt mich neu mit Mut, mit Leidenschaft für mein Land, für die Liebe, die mich bewegt. Liebe bewegt mich, Analise. Der Wunsch, ein Wirtschaftsmagnat zu sein, mich persönlich oder Wirtschaftsgruppen zu bereichern, reizt mich nicht. Wir sind bewegt von einer Vorstellung von Heimat, der Heimat, Ihrer Geschichte über 200 Jahre. Ich bin sicher, dass wir an ihr weiter schreiben. Die Zukunft? Man sollte sich erinnern, hoffentlich objektiv an das, was ich war, an das, was wir sind. Aber seien Sie versichert, dass wir mit viel Fingerspitzengefühl und viel Ausdauer weitermachen werden, um die Rechte unseres Landes gegen die Aggression zu verteidigen, die der Westen verborgen hält. Der Westen versteckt eine Aggression, Analise. Denken Sie bitte nach, als junge Journalistin. Sie haben keine einzige Frage zur Aggression von Donald Trump und zu den Drohungen einer militärischen Invasion gestellt, weil sie verborgen wird. Das wäre eine Tragödie, es wäre eine Tragödie, die schlimmer ist als die in Libyen."

Euronews: "Haben Sie Angst, dass das wirklich passieren könnte?"

WERBUNG

Nicolás Maduro: "Wenn der extremistische Präsident eines Landes wie Donald Trump ständig eine militärische Invasion androht, müssen wir uns Sorgen machen."

Euronews: "Bereiten Sie sich vor?"

Nicolás Maduro: "Niemand auf der Welt kann sich auf sowas vorbereiten. Wir bereiten uns zuerst darauf vor, ihre Drohungen zu bezwingen. Ich rufe die Völker Europas auf, rufe alle sensiblen Menschen auf, ich rufe sie zum Nachdenken auf ... Dieses edle Volk Venezuelas hat das Recht, respektiert zu werden, hat das Recht auf Frieden. Verbergen Sie die Aggression der Vereinigten Staaten nicht hinter dem Problem, das sie selbst verursachen. Sie schaffen mit Aggressionen und Sanktionen ein Problem und versuchen es dann zu nutzen für das politische Modell, für die bolivarianische Revolution. Wir sind das Objekt brutalster Aggression. Die Vereinigten Staaten haben ein einziges Ziel in der Welt: Venezuela zu zerstören, Venezuela zu kolonisieren, die Revolution zu zerstören. Das hat nicht geklappt und wird es auch nicht klappen. Und hier wird Frieden herrschen, Sicherheit. Wir werden in den kommenden Jahren weitersehen. Und Sie werden sehen, wie eine neue Zeit in Venezuela erblüht. Wir machen es möglich."

Euronews: "Vielen Dank, Herr Präsident."

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Guaidó im euronews-Interview: Vom Monatslohn kann man nur einen Milchkaffee kaufen

Venezuela: Guaidó wirft Präsident Maduro Völkermord vor

Venezuela - ein Land macht dicht, und die Bevölkerung leidet