Die diesjährige Berlinale - Dieter Kosslicks letzte als Festivaldirektor - zeichnete sich Euronews-Reporter Wolfgang Spindler zufolge wieder durch starke, sozialkritische Filme aus.
Auf der Berlinale ist der israelische Film "Synonyme" überraschend mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet worden. Jury-Präsidentin Juliette Binoche übergab den Preis an den Regisseur Nadav Lapid.
Der Film handelt von einem israelischen Soldaten, der nach Paris zieht und seine Herkunft dort vehement verleugnet. Er spricht kein Hebräisch mehr, will französisch werden und seine eigene Nationalität am liebsten vergessen.
"Das einzige was mich interessiert, ist die Wahrheit des Moments. Das Finden, das Graben in diesem Moment. Genauso arbeiten wir", erklärte Regisseur Nadav Lapid.
Das Drama basiert auf einer wahren Geschichte
Den Silbernen Bären erhielt Francois Ozon für seinen Film "Gelobt sei Gott" über Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche.
In seiner Dankesrede sagte der Regisseur: "Lass mich nur Gott danken."
Der Film basiert auf einer wahren Geschichte und handelt vom Familienvater Alexandre. Der entdeckt durch Zufall, dass der Priester, der ihn als Kind missbraucht hat, noch immer mit Kindern arbeitet. Verzweifelt will er dagegen vorgehen und sucht nach weiteren Opfern des Geistlichen.
"Es ist kompliziert. Ich muss zugeben, dass ich das nächste Mal darüber nachdenken werde, (einen Film über eine reale Geschichte zu drehen), weil es viel Widerstand gibt, weil es viele heftige Reaktionen gibt, weil es Leute gibt, die diesen Film nicht wollen. Es ist ein permanenter Kampf, aber nichts im Vergleich damit, was die echten Opfer durchmachen", sagte Ozon.
Die Berlinale zeigte Filme, die politisch und sozialkritisch sind
Der Preis für die beste Schauspielerin ging an Yong Mei und als bester Schauspieler wurde Wang Jingchun geehrt. Die beiden spielen in "So long, my son" ein Ehepaar, das seinen einzigen Sohn verliert. Der Film vermischt private Tragödie mit der chinesischen Ein-Kind-Politik und zeigt den verzweifelten Schmerz der Eltern.
Für Euronews berichtete Wolfgang Spindler von der Berlinale. Seine Zusammenfassung des Festivals war: "Auch bei der letzten Ausgabe der Berlinale mit Dieter Kosslick als Festivaldirektor würdigte die Jury des internationalen Wettbewerbs Filme mit politisch und sozialkritischen Inhalten. Starke und engagierte Arthouse-Filme statt Entertainment."
Abschied von Dieter Kosslick als Festivaldirektor
Der 70-jährige leitet das Filmfest 18 Jahre lang. Dieses Jahr ging er sein letztes Mal als Festivaldirektor über den roten Teppich.
Maßgeblich gestaltete Kosslick das Filmfest über die Jahre mit. Er gab der Berlinale eine politische Note und zeigte Filme, die auf anderen Filmfestivals nicht gespielt worden wären.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) würdigte Kosslick als "wahren Filmhelden". Er habe die Berlinale stets an den Fronten der großen, kontroversen Debatten unserer Zeit positioniert. Unter Kosslick habe sich die Berlinale zum größten Publikumsfestival entwickelt.
Das war dem Festivaldirektor immer besonders wichtig. Und auch das schönste an der Berlinale: Dass sie mit ihren Filmen so viele Menschen begeistern und erreichen konnten.
Manche Zuschauer campieren traditionell die Nacht vor Beginn des Verkaufs am Ticketschalter, um an die heiß begehrten Karten zu kommen.