Eine spanische Stadt nimmt ab: 46.000 Kilo weniger nach einem Jahr

Eine spanische Stadt nimmt ab: 46.000 Kilo weniger nach einem Jahr
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Von Marta Rodriguez MartinezLinda Fischer
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Die Gemeinde Narón im spanischen Galizien hat sich vor einem Jahr zu einem ungewöhnlichen Versuch zusammengetan: Die Bewohner sollten in zwei Jahren mehr als 100.000 Kilo abspecken. Zeit für eine Zwischenbilanz.

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Die Gemeinde Narón im spanischen Galizien hat sich vor einem Jahr zu einem ungewöhnlichen Versuch zusammengetan: Die Bewohner sollten in zwei Jahren mehr als 100.000 Kilo abspecken. Nun ist die Hälfte der Zeit um und sie sind um 46.000 Kilo leichter.

Carlos Piñeiro, der für das Projekt "100.000 motivos de peso" zuständige Arzt, erklärte Euronews im Interview, dass die Hälfte der Ziele erreicht sei. Allerdings habe mit 7.200 Leuten nur ein Bruchteil der Stadtbewohner an dem Programm teilgenommen. Man werde nun versuchen, die Anzahl zu erhöhen.

Die Gesundheitsbehörden der nordwestspanischen Stadt hatten 2018 festgelegt, dass ihre 39.426 Einwohner 100.000 Kilo zu viel mit sich herumtrugen und starteten ein Programm. Mit Beratungen zu gesunder Ernährung, Bewegungsinitiativen und vierteljährlichen medizinischen Untersuchungen wollten sie helfen, Übergewicht zu bekämpfen.

In 14 Sozialzentren der Stadt konnten sich die Anwohner melden, um mitzumachen, Restaurants boten leichtere Menüs an und in den Schulen stand auf dem Lehrplan, wie die Kinder und ihre Familien gesünder leben könnten.

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Eine Geschichte ist Piñeiro in Erinnerung geblieben. Während des Programms gingen die Großeltern einiger Kinder auf ihn zu und fragen, warum ihre Enkelkinder sich weigerten, Pommes frites zu essen. „Die Kinder von Narón haben ihre Umgebung beobachtet und die Art, wie andere Menschen sich ernähren und bewegen, übernommen", sagt der Arzt. Bei Erwachsenen funktioniere das auch: Offenbar schauten Nachbarn einen gesunden Lebensstil untereinander ab. "Es gibt einen Anpassungseffekt im selben Gebäude", sagt er.

Ayuntamiento de Narón
Vor einem Jahr riefen Marián Ferreira und Ratsmitglieder der Stadt dazu auf, sich dem Programm anzuschließen.Ayuntamiento de Narón

Primäres Ziel: ein gesunder Lebensstil

Adipositas, die krankhafte Form von Übergewicht, betrifft in der Region Galizien etwa 19 Prozent der Bevölkerung – verglichen mit rund 17 Prozent des spanischen Durchschnitts. In Narón leiden Piñeiro zufolge rund 3.000 Menschen an Fettleibigkeit.

"Wir haben wahrscheinlich eine sehr niedrige Rate für Galizien, aber die Region hat eine sehr hohe Rate an Fettleibigkeit", sagt er. Doch die Gewichtsabnahme sei nicht das primäre Ziel des Programms, sondern den Lebensstil der Gemeinschaft zu verändern. Tatsächlich sagt Piñeiro, dass die Teilnehmer aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr als fünf Prozent ihres Gewichts verlieren sollten.

Bei den älteren Bewohnern hat das Programm die größte Wirkung gezeigt. Bei den 276 Teilnehmern in dieser Gruppe konnte die Zahl der Krankenhauseinweisungen um 48 Prozent reduziert werden. Auf ihrem Terminplan standen Aktivitäten wie Tanz und therapeutische Gymnastik, Schwimmen und acht Kilometer Gehen täglich.

Die Atlantische Ernährung

Turismo Narón
Werbefoto von einem Teller mit Meeresfrüchten für das Programm in Narón.Turismo Narón

Professionelle Köche arbeiteten gemeinsam mit Medizinern und lokalen Lebensmittelproduzenten, um einen Ernährungsplan zu erstellen: Die atlantische Diät. Wie es sich an der Atlantikküste anbietet, sind Fische und Schalentiere ein wichtiger Bestandteil davon.

Dafür verwandelten Köche traditionelle, kalorienreiche Gerichte in leichtere Versionen – wie etwa den klassischen Cocido, einem Eintopf mit Kichererbsen und Fleisch, in dem sie die gesättigten Fette tierischen Ursprungs durch Gemüse ersetzen.

"Wir haben das Ziel, die gastronomische Hauptstadt Europas für atlantische Ernährung zu sein", erklärt Piñeiro. Sie erhielten Anrufe und Besuche aus der ganzen Welt, die an der Initiative interessiert seien.

Jenseits all der messbaren Fakten, sagt er, sei besonders positiv, dass die Menschen in Narón stolz auf sich sind.

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