"Höllisch schwer" - Die #Brexit-Presseschau

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Von Kirsten Ripper mit dpa
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Ganz Europa schaut gespannt nach Großbritannien.

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Höllisch schwer sei die Trennung Großbritanniens von der EU meint die polnische Zeitung «Rzeczpospolita»: «Die ganze bisherige Erfahrung mit dem Brexit zeigt, dass eine Trennung von der EU höllisch schwer ist. Nicht, weil diese Scheidende bestrafen will, obwohl es sicherlich in Europa Politiker gibt, denen solche Intentionen vorschweben. Sondern, weil die vieljährige Mitgliedschaft in der EU ein Netz gegenseitiger Verbindungen und Abhängigkeiten schafft, die es quasi unmöglich machen, sich zu lösen. Man kann sie nur kappen, was beide Seiten dem Risiko aussetzt, ernsthafte Verluste davonzutragen. Mit der Zeit wird sich alles ordnen, doch dafür gibt es eine Bedingung: Man muss sich in Freundschaft trennen. Es liegt allein an London, ob das geschieht.»

Der «Tages-Anzeiger» aus der Schweiz schreibt: «Der Brexit ist ohnehin ein Desaster mit Ankündigung. Ein Projekt englischer Nationalisten, befeuert durch Lügen und Gelder aus undurchsichtigen Quellen. Die Brexiteers gaukelten vor, das Land in eine vermeintlich glorreiche Vergangenheit zurückzuführen. Die Briten sind nicht alleine mit diesem Traum. Aber nirgendwo hat dieser Traum das Klima so vergiftet, die Bevölkerung derart gespalten und eine politische Klasse desavouiert.»

Die britische Presse geht mit Theresa May hart ins Gericht.

"Wieviel mehr davon kann Großbritannien verkraften?" fragt "Daily Express".

«Telegraph» aus London meint: «Und wenn das Vereinigte Königreich nun unweigerlich mehr Zeit für den Brexit-Prozess verlangt, hoffen die Brexit-Befürworter, dass einer innerhalb der EU27, mit seinem Einspruch alles zum Scheitern bringt. Egal wie es ausgeht, er (der Brexit-Prozess) wird den Launen der EU ausgeliefert sein.»

«Financial Times» (Großbritannien): «Chaos zu vermeiden muss nun Priorität haben - ein Chaos im Parlament, das von extremen Kräften der Linken und der Rechten ausgenutzt werden könnte, sowie das Chaos eines ungeordneten EU-Austritts. Die Abgeordneten müssen die politische Lage stabilisieren und Raum dafür schaffen, den Brexit zu überdenken

«Times» (Großbritannien): «Jegliche Fristverlängerung müsste genutzt werden, um eine andere Strategie zu verfolgen. Und doch hat sich die Premierministerin immer wieder gegen andere Alternativen gestellt. Eine davon wäre, sich besser auf einen Brexit ohne Abkommen vorzubereiten und so die Kosten zu minimieren. Eine andere wäre, die Wähler in einem Referendum über ihren Deal abstimmen zu lassen, so unerwünscht das auch sein mag. Beide Alternativen würden eine Verlängerung um mehr als zwei Monate erfordern, was Zweifel daran aufkommen lässt, ob die Regierung durchhalten kann.»

«Independent» (Großbritannien): «Tatsächlich wäre eine längere Zeit erforderlich, um ein zweites EU-Referendum abzuhalten oder den Brexit neu zu fassen mit dem Ziel eines neuen Abkommens, das schließlich dem britischen Volk zur Abstimmung vorgelegt wird. Wenn das bedeutet, für weitere 21 Monate in der EU zu bleiben, wie einige Quellen in Brüssel nahelegen, dann wäre das gut genutzte Zeit und allemal besser als ein überstürzter Austritt.»

«Scotsman» (Schottland): «Sicher hat Großbritannien jetzt die Nase voll von Idioten im Unterhaus, die ernsthaft über einen ungeregelten Austritt nachdenken. Es mag unwahrscheinlich aussehen, dass die Abgeordneten das unterstützen werden. Aber die Unterstützung ist noch immer groß genug, dass Theresa May es für nötig hält, den Fraktionszwang für ihre Abgeordneten aufzuheben.»

«Irish Times» (Irland): «Dass die DUP den Brexit überhaupt unterstützt, ist unerklärlich, und sie war bisher nicht in der Lage, eine glaubwürdige Lösung für die irische Grenzfrage vorzuschlagen. Bei einem No-Deal-Brexit würde der Norden enorm in Mitleidenschaft gezogen.»

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