Die offiziell bestätigten Gespräche zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank über eine mögliche Fusion treiben die Aktien beider Geldhäuser in die Höhe. Die Gewerkschaft Verdi hat Widerstand angekündigt. Ihre Vertreter sitzen in beiden Aufsichtsräten
Die offiziell bestätigten Gespräche zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank über eine mögliche Fusion treiben die Aktien beider Geldhäuser in die Höhe. Die Papiere der beiden größten deutschen Privatinstitute reagierten mit deutlichen Kursgewinnen. Die Anteilsscheine der
Commerzbank kletterten in einer ersten Reaktion um 5,6 Prozent auf das höchste Niveau seit Anfang Dezember 2018. Aktien der Deutschen Bank legten um 3,6 Prozent zu.
Die Papiere der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS schossen um fast 14 Prozent nach oben – sie könnte verkauft werden, spekulieren die Märkte.
ZWEIFEL AN DER UMSETZBARKEIT
Der Frankfurter Börsenexperte Oliver Roth, Oddo Seydler Bank, hat gelinde Zweifel, dass sich in Berlin und Frankfurt wirklich genügend Rückendeckung für ein möglicherweise jahrelanges Fusionsgeholper zwischen zwei Probleminstituten findet:
"Also die Fusionsgespräche sind so zu bewerten, dass die Politik doch deutlich Druck gemacht hat, weil für Berlin ein großes, erfolgreiches Finanzinstitut in Deutschland angesiedelt sein soll. Allerdings haben viele Experten Zweifel daran, ob die beiden mit großen Problemen behafteten Kreditinstitute zusammen etwas Großes ergeben.
Das Ganze würde unter dem Strich nur Sinn machen, wenn man deutlich Kosten einspart. Das läuft auf das Thema Personal hinaus. Und ob man wirklich gewillt ist, so viele tausend Arbeitsstellen abzubauen, das muss auch Berlin beantworten.“
WIDERSTAND VON VERDI
Die wichtige Gewerkschaft Verdi hat Widerstand angekündigt. Ihre Vertreter sitzen in den Aufsichtsräten der beiden Finanzinstitute.
„20.000 Arbeitsplätze und mehr stehen im Feuer, so Verdi-Chef Frank Bsirske gegenüber Medien (“Stuttgarter Zeitung”, “Stuttgarter Nachrichten”, "Reuters"). Er kritisierte die Fusionspläne scharf. Beide Häuser würden sich nicht sinnvoll ergänzen, so der Gewerkschafter, der auch im Aufsichtsrat der Deutschen Bank sitzt.
Vor allem im Bereich des Privat- und Firmenkundengeschäftes würde es zu erheblichen Überschneidungen von Stärken statt zu gegenseitigen Ergänzungen kommen. Verdi lehne eine mögliche Fusion deshalb ab.
Durch eine Fusion würde eine neue Großbank mit 38 Millionen Privat- und Geschäftskunden, weltweit 2.400 Filialen und 134.000 Mitarbeitern entstehen.
Deutsche Bank und Commerzbank haben beide stark unter der Finanzkrise gelitten. Eine starke Bank von Weltrang hat Deutschland derzeit nicht.
Sigrid Ulrich