Die Geschichte von Emil Nolde als Opfer der Nazis muss, wenn auch nicht neu geschrieben, so zumindest ergänzt werden. Der Expressionist hatte zweifellos seine Probleme in der Zeit der NS-Herrschaft. Aber er selbst stand deren Ideologie näher als lange bekannt war.
Das verlorene Paradies: Ein Mann, eine Frau, eine Schlange. Zur Zeit des Nationalsozialismus galt das "entartete Kunst". Der Künstler hinter dem Bild ist Emil Nolde, er galt jahrelang als Opfer der Nazis. Doch das, so zeigt sich jetzt, ist nur die halbe Geschichte.
Nolde, der Antisemit, Rassist und Nationalsozialist, das ist ebenfalls die Wahrheit, so paradox sie klingen mag. Eine neue Ausstellung in Berlin beleuchtet beide Seiten des Künstlers. "Das Spannende an Emil Nolde ist, dass er sowohl ein Opfer der nationalsozialistsichen Kunstpolitik war, als auch das Regime bis 1945 verteidigt und befürwortet hat", so Aya Soyka, Co-Kuratorin der Ausstellung.
Erst in den vergangenen Jahren wurden mehr und mehr Dokumente über Emil Nolde zugänglich gemacht. Und das könnte auch aufschlussreich sein für ein ganz neues Kapitel in der Kunstgeschichtsforschung.
Ist damit der Status des gefeierten Malers deutscher Moderne gefährdet? "Da muss Nolde jetzt erstmal durch", sagt Christian Ring von der Nolde Stiftung, "ich gehe fest davon aus, dass nach einer gewissen Zeit wieder das Gesamtbild gesehen wird." Ring ist es auch, der schließlich die fast 30.000 Dokumente aus dem Nachlass des 1956 verstorbenen Künstlers für Wissenschaftler zugänglich machte.
"Emil Nolde - Eine deutsche Legende. Der Künstler im Nationalsozialismus"ist bis Mitte September 2019 im Hamburger Bahnhof der Berliner Nationalgalerie zu sehen.