Parlamentswahl in Spanien: Frauen sind das Zünglein an der Waage

Parlamentswahl in Spanien: Frauen sind das Zünglein an der Waage
Von Lucia Riera Bosqued
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Der "Feminismus" ist zu einem der großen Schlagworte im Wahlkampf für die Parlamentswahlen in Spanien geworden.

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"Feminismus" ist zu einem der großen Schlagworte im Wahlkampf für die Parlamentswahlen in Spanien geworden. Vorgezogene Neuwahlen finden am 28. April statt.

Nach dem Streik und den landesweiten Massenprotesten am internationalen Frauentag fordern linke Parteien mehr Frauenrechte, während Konservativen das kritisieren, was sie als "radikalen Feminismus" bezeichnen.

Es hat bereits Fortschritte bei Themen wie der geschlechtsspezifischen Gewalt und dem Lohngefälle gegeben, aber historische Errungenschaften wie legalisierte Abtreibung könnten durch die zunehmende Unterstützung für die rechtsextreme Partei "Vox" in Gefahr geraten.

Frauen: Das Zünglein an der Waage

Die Stimmen der Frauen könnten bei den spanischen Parlamentswahlen den Ausschlag geben. Umfragen zeigen, dass 60 Prozent der unentschlossenen Wähler in Spanien weiblich sind. Für die Jüngeren ist das der Moment, um eine große Veränderung zu bewirken.

"Es gibt viel Verwirrung bei den Leuten. Sie müssen sich besser darüber informieren, was Feminismus überhaupt ist", sagt eine junge Passantin_,_ ihre Freundin fügt hinzu:

"Es gibt viel Gerede darüber, dass eine von drei getöteten Mädchen keine Anzeige erstattet hat, aber die anderen beiden haben das getan, und es hat sich nichts geändert."

Kampf gegen Geschlechterungleichheit als Wahlkampfthema

Viele politische Parteien haben den Kampf gegen die Geschlechterungleichheit zu einem zentralen Thema ihrer Kampagne gemacht. Analystin Cristina Monge erklärt, warum das so ist:

"Einer der Gründe für den Aufstieg der feministischen Bewegung in Spanien ist eine Welle von Mobilisierungen, die mit der Bewegung "15M" begann. Sie zeichnen die Gesellschaft aktiver und partizipativer. Es ist eine mobilisierende Bewegung und sie ist wichtig für die Menschen."

Sexismus, Lohnungleichheit, eine gläserne Decke - sie sind in der spanischen Gesellschaft noch immer vorhanden. Laut Eurostat verdienen Frauen in Spanien rund 15 Prozent weniger als Männer. Zimmermädchen protestieren jeden Monat gegen diese Ungleichheit.

Ángela Muñoz engagiert sich bei "Las Kellys", einer Verband, der sich für die Belange von Zimmermädchen stark macht: "Es geht nicht nur nur um Ungleichheiten, sondern auch die Art der Arbeit; es scheint, als ob wir prädestiniert wären, sie anzunehmen und unter ausbeuterischen Bedingung zu arbeiten, die nicht dem 21. Jahrhundert entsprechen. Es gibt Frauen, die noch immer den Fußboden auf Knien schrubben."

Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen. Die Strafanzeigen haben im letzten Jahr zugenommen. Die "Ana Bella"-Stiftung arbeitet in Workshops wie diesen. Sie unterstützt Frauen, die Opfer von Missbrauch geworden sind. Beberly Barragán, die für die Ana Bella-Stiftung arbeitet, erklärt:

"Innerhalb des Abkommens der Parteien basieren unsere wichtigsten Vorschläge hauptsächlich auf der Tatsache, dass eine Frau keine Anzeige erstattet haben muss, um Schutz zu bekommen. Andererseits ist es wichtig, die Frauen beruflich wiedereinzugliedern. Genauso wichtig ist, dass alle Menschen, die Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt unterstützen, eine spezielle und intensive Schulung haben."

Die Sozialistische Partei (PSOE) hat einen Abschnitt für ein "feministisches Spanien" in ihr Programm aufgenommen. Er sieht Änderungen des Strafgesetzbuches zum Schutz der Frauen gegen Gewalt vor. "Podemos" und die "Izquierda Unida" hat ihren Namen zu "Unidas Podemos", zu deutsch "Wir können das vereint" geändert. Im krassen Gegensatz dazu stehen die Vorschläge der rechtsextremen Vox:

"Die Vorschläge der rechtsextremem Vox zu sehen, ist beängstigend, die grundlegende Dinge, wie das Recht auf Abtreibung in Frage stellen. Etwas, das in der spanischen Gesellschaft bereits gut etabliert ist. Und jetzt zweifeln sie Frauenrechte an und kehren so in die öffentliche Debatte zurück. Dann haben wir Bürger, die die Mobilisierung vom 8. März nicht verpassen wollen und auf diesen liberalen Feminismus-Diskurs setzen, der viele Kontroversen hervorruft und aus theoretischer und philosophischer Sicht schwer zu verstehen ist", führt Cristina Monge aus.

Quotenlisten ändern nichts

Unter den Spitzenkandidaten für das Parlament sind kaum Frauen zu finden. Die sozialistische Regierungspartei weist den größten Frauenanteil in der Geschichte Spaniens auf - mit derzeit 11 weiblichen und sechs männlichen Ministern im Kabinett. Cristina Monge fürht aus:

"Die Tatsache, dass es Quotenlisten gibt, ist etwas anekdotenhaft, weil sie nicht zu einer größeren Beteiligung - oder einer größeren Präsenz von Frauen in verantwortungsvollen Positionen innerhalb der Parteien führt."

Wer es schaffen wird, in das Abgeordnetenhaus einzuziehen und welche möglichen Koalitionen es geben könnte, bleibt abzuwarten. Eines ist jedoch klar: der nächste spanische Ministerpräsident wird wieder ein Mann sein.

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