Mussolini tritt bei der Europawahl an

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Der Urenkel des italienischen Diktators ist Kandidat der rechtsnationalen Partei Fratelli d'Italia.

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Eine antifaschistische Demonstration in Taranto im süditalienischen Apulien: Sie protestieren gegen Mussolini. Gegen den Diktator und gegen dessen Urenkel. Caio Mussolini ist 51 und tritt bei der Europawahl als Kandidat der rechtsnationalen Partei Fratelli d'Italia an.

„Ich kann nicht akzeptieren, dass es im Jahr 2019 wieder solch eine Propaganda gibt. Das sind Faschisten, die Hass verbreiten“, sagt ein Demonstrant.

Der ehemalige Marineoffizier und Manager in der Rüstungsindustrie sei nicht wegen seines Namens aufgestellt worden, betont die Parteispitze. Seinen Wahlkampf hat der 51-Jährige unter den Leitspruch „Scrivi Mussolini“ („Schreib Mussolini“) gestellt.

„Leider lebt die Linke immer noch in der Vergangenheit und hat nichts zu bieten. Die Linke ist von den Bedürfnissen der Menschen weit weg“, so Mussolini.

Mit Alessandra Mussolini wurde 2014 bereits eine Nachfahrin des Duce ins Europaparlament gewählt - und zwar für Forza Italia, die Partei Silvio Berlusconis.

„Ich bin nostalgisch“, so eine Mussolini-Anhängerin. „Es ist mir eine Ehre, hier zu sein und ihm zuzuhören.“

„Mussolini ist ein Nachname wie jeder andere. Der schreckt mich nicht ab“, so eine andere Frau.

euronews-Reporterin Giorgia Orlandi hat mit Caio Mussolini gesprochen. Dass sein Nachname auch ein Türöffner sei, bestreitet der rechtsnationale Kandidat für das Europäische Parlament nicht.

Mussolini: „Ich muss in kurzer Zeit bekannt werden. Ich brauche viele Auftritte. Mich den Leuten vorzustellen, ist die einzige Art und Weise, das zu tun. Vielleicht ist mein Nachname da ein Vorteil.“

„Caio Mussolinis politische Herausforderung beginnt hier, im Süden Italiens. Aber was bedeutet die Rückkehr des Namens Mussolini für das heutige Italien? Ein Name, der die Erinnerung an ein dunkles Kapitel der italienischen Geschichte wachruft“, sagt euronews-Reporterin Orlandi.

„Nostalgische Erinnerung an den Faschismus"

Am 25. April feierte Italien den Tag der Befreiung und damit das Ende des Faschismus und der deutschen Besatzung Norditaliens. Eine Teilnehmerin des Gedenkmarsches erklärt, warum sie Anstoß an der Kandidatur des Duce-Urenkels nimmt. Und dass die Lega an der Macht ist, sieht sie auch nicht gern.

„Das ist unglaublich. Wir dürfen nicht zulassen, dass diese rechtsextremen Politiker der Regierung angehören.“

Der Politikwissenschaftler Federigo Argentieri erläutert, weshalb sich Italiener in der heutigen Zeit zu Mussolini hingezogen fühlen.

„Es ist eine nostalgische Erinnerung an den Faschismus. Sie sagen: So schlecht war der Faschismus gar nicht. Mussolini hat auch gute Dinge gemacht. All diese Legenden schwirren noch herum“, sagt Argentieri.

Caio Mussolini selbst nennt sich einen Post-Faschisten, der sich auf diese Werte in nicht-ideologischer Art und Weise beziehe.

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