Europawahl: Schlappe für Volksparteien - grüne Welle rollt

Europawahl: Schlappe für Volksparteien - grüne Welle rollt
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Von af mit dpa
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Die Europawahl zeigt: Die großen Volksparteien kriseln. Das Parlament wird fragmentierter und die Grünen sind nicht nur in Deutschland auf dem Vormarsch.

  • Liberale, grüne und rechte Parteien legen deutlich zu

  • Christ- und Sozialdemokraten (EVP und S&D) können erstmals keine Mehrheit mehr bilden

  • In Deutschland verliert CDU/CSU, die Grünen verdrängen die SPD von Platz 2

  • In Österreich ist die ÖVP weiterhin deutlich die stärkste Kraft. Der Ibiza-Skandal kostet die FPÖ 2,5 Prozent.

  • Marine Le Pens Rassemblement National ist stärkste Kraft in Frankreich

  • Salvinis rechtspopulistische Lega stärkste Kraft, gefolgt von sozialdemokratischer PD

  • In Großbritannien führt Nigel Farages Brexit Party

  • In Spanien liegen die Sozialisten deutlich vorn

  • Wahlbeteiligung mit fast 51% die höchste seit 20 Jahren

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Um die Zahlen zu sehen, müssen Sie in den Grafiken nach unten scrollen.

Deutschland

In Deutschland verzeichnen CDU/CSU und SPD Verluste. Zweitstärkste Partei hinter der Union sind die Grünen mit mehr als 20 Prozent.

Die CDU/CSU kommt vorläufigen Ergebnissen zufolge auf 22,6 Prozent (-8), die Grünen erreichen 20,5 Prozent (+10), die SPD stürzt auf 15,8 Prozent ab (-11), die AfD kommt auf 11 Prozent (+4), die Linke erreicht 5,5 Prozent (-2), die FDP 5,4 Prozent (+2).

Österreich

In Österreich ist die ÖVP weiter die stärkste Kraft. Trotz des Strache Ibiza-Video-Skandals verliert die FPÖ nur etwa 2,5 Prozent. Auch die SPÖ verzeichnet Verluste. Die konservative Partei von Kanzler Sebastian Kurz kann laut um mehr als 7 Prozent zulegen. Die Sozialdemokraten verlieren leicht, ebenso wie die österreichischen Grünen, die über 13 Prozent kommen.

Großbritannien

Nigel Farages "Brexit Party" hat ersten Prognosen zufolge die meisten Stimmen in Großbritannien bekommen. Nach Angaben des BBC bekam die Brexit Party 31 Prozent der Stimmen. Demnach folgen die Liberaldemokraten auf Platz 2 mit 17 Prozent und die Labour Partei auf Platz 3. Die konservative Partei der scheidenden Premierministerin Theresa May landete auf dem vierten Platz.

Frankreich

Vorläufigen Ergebnissen aus Frankreich zufolge ist Marine Le Pens Rassemblement National mit 23,3 Prozent stärkste Kraft. Die Partei des Präsidenten Emmanuel Macron, die liberale LREM, folgt mit 22,1 Prozent der Stimmen. Die Grünen erhielten überraschend 13,1 Prozent und sind drittstärkste Kraft. Die Konservativen verlieren viele Sitze im neuen Europaparlament.

Italien

Bei der Europawahl in Italien ist die rechte Lega von Matteo Salvini Prognosen zufolge stärkste Partei geworden. Die Lega erreichte zwischen 27 und 31 Prozent der Stimmen, wie aus Nachwahlbefragungen für den Sender Rai am Sonntag nach dem Schließen der Wahllokale um 23 Uhr hervorging.

An zweiter Stelle folgt die sozialdemokratische Partito Democratico.

Salvinis Koalitionspartner, die linkspopulistische Fünf-Sterne-Bewegung liegt auf Platz 3 und holte den Prognosen zufolge zwischen 20 und 23 Prozent.

Silvio Berlusconis Forza Italia erhielt neun bis elf Prozent.

Ungarn

Die rechtsnationale Fidesz-Partei hat nach einer Telefonumfrage regierungsnaher Wahlforscher die Europawahl am Sonntag in Ungarn klar für sich entschieden. Die Partei von Ministerpräsident Viktor Orban soll 56 Prozent der Stimmen erhalten haben, teilte das Institut Nezöpont am Sonntagabend nach Schließen der Wahllokale um 19 Uhr mit. Um den zweiten Platz würden sich nach diesen Angaben die beiden linken Parteien MSZP und DK mit jeweils 10 Prozent ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern.

Schweden

In Schweden haben sich die Sozialdemokraten als stärkste Kraft behaupten können (25,1 Prozent), aber die rechtspopulistischen Schwedendemokraten stehen vor starken Zugewinnen. In einer ersten Prognose des Fernsehsenders SVT lag die Partei nach dem Schließen der Wahllokale bei 16,9 Prozent und damit nur knapp hinter den Moderaten (17,6 Prozent) auf Rang drei.

Die Grünen dürften mit 9,5 Prozent ausgerechnet im Heimatland der Klimaaktivistin Greta Thunberg deutliche Verluste hinnehmen.

Wenn sich diese Zahlen bestätigen, verlieren die Grünen zwei ihrer vier Sitze im EU-Parlament. Die Schwedendemokraten und die Moderaten gewännen jeweils einen hinzu, während die Sozialdemokraten bei fünf blieben. Schweden verfügt über 20 Sitze im Europaparlament.

Portugal

Die regierenden Sozialisten liegen ersten Prognosen des staatlichen Fernsehsenders RTP zufolge mit etwa 30 bis 34 Prozent vorne. Sollte das Ergebnis stimmen, würde die PS acht oder neun der 21 Sitze im Europaparlament besetzen. Platz zwei belegte die Sozialdemokratische Partei (PSD) mit 20 bis 24 Prozent. Der marxistische Linksblock kam auf neun bis 12 Prozent. Dahinter folgt die Demokratische Einheitskoalition CDU, ein Bündnis aus Kommunisten, Grünen und anderen linken Gruppierungen, die sieben bis neun Prozent erhielt.

Polen

Die nationalkonservative Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit PiS führt ersten Prognosen zufolge mit 42 Prozent. Das proeuropäische Parteienbündnis Europäische Koalition, dem auch die Oppositionspartei Bürgerplattform PO angehört, folgt dicht als zweitstärkste Kraft.

Die Wahlbeteiligung war weit höher als bei vergangenen Europawahlen. Bis 17 Uhr gaben mehr als 32 Prozent der fast 30 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Das teilte die staatliche Wahlkommission mit. Damit war die Beteiligung fast doppelt so hoch wie etwa zum gleichen Zeitpunkt bei der letzten Europawahl 2014.

Rumänien

Die regierenden Sozialdemokraten und die proeuropäische Nationale Liberale Partei kommen ersten Prognosen zufolge jeweils auf 25,8 Prozent. Die Sozialdemokraten haben jedoch im Vergleich zur letzten Europawahl 12 Prozent verloren. Das Wahlbündnis von PLUS und USR, das sich gegen Korruption und für grüne Themen einsetzt, wurde mit 23,9 Prozent drittstärkste Kraft.

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Die Wahlbeteiligung lag deutlich über der vor fünf Jahren. Im Ausland lebende Rumänen standen vor den Konsulaten Schlange, um ihre Stimme abgeben zu können.

Dänemark

Die Sozialdemokraten führen laut ersten Prognosen mit 23,6 Prozent vor der konservativ-liberalen Regierungspartei Venstre, die 20,6 Prozent erhielten. Die rechtspopulistische Dänische Volkspartei musste dagegen klare Verluste hinnehmen. Nach Angaben des dänischen Rundfunks DR lag die Partei kurz nach dem Schließen der Wahllokale nur noch bei 11,8 Prozent. Bei der letzten Europawahl 2014 war sie noch stärkste Kraft mit 26,6 Prozent.

Kroatien

Die konservative Regierungspartei HDZ erhielt ersten Prognosen zufolge mehr als 23 Prozent. Die Sozialdemokraten etwas mehr als 18 Prozent. Die Wahlbeteiligung in Kroatien war mit 32 Prozent jedoch sehr gering. Es gaben 10 Prozent weniger Menschen ihre Stimme ab als noch bei der Europawahl 2014.

Bulgarien

In Bulgarien wurde die bürgerliche Regierungspartei GERB stärkste Kraft. Die zur EVP gehörende Partei von Ministerpräsident Boiko Borissow holte 32,8 Prozent der Stimmen. Die Sozialisten gewannen 23,1 Prozent und die Partei der türkischen Minderheit DPS 13,6 Prozent. Die nationalistische WMRO, Koalitionspartner der GERB in Sofia, holte 6,8 Prozent. Die neue pro-europäische Koalition Demokratisches Bulgarien 5,9 Prozent.

Griechenland

Klarer Wahlsieger in Griechenland ist die konservative Nea Dimokratia, Sie holte laut ersten Prognosen 32 Prozent der Stimmen und damit fast 10 Prozent mehr als bei der letzten Europwahl. Die linke Syriza von Regierungschef Tsipras gewann zwar mit 27 Prozent der Stimmen leicht hinzu, wurde aber trotzdem nur zweitstärkste Partei.

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Inzwischen hat Ministerpräsident Alexis Tsipras Konsequenzen angekündigt und Neuwahlen für Ende Juni anberaumt.

Die rechtsextremistische Partei Goldene Morgenröte und die sozialistische KINAL holten beide jeweils 7 Prozent der Stimmen.

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