Hebron: Bildung unter Beschuss

Mit Unterstützung von The European Commission
Hebron: Bildung unter Beschuss
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Von Monica Pinna
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Das Europäische Amt für humanitäre Hilfe unterstützt 80 Schulen im Westjordanland.

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Nirgendwo leben Juden und Palästinenser so eng beieinander wie in Hebron. Doch seit 1997 ist die Stadt im Westjordanland geteilt: 80 Prozent der Stadt steht unter palästinensischer Kontrolle, die Zone H1. 20 Prozent wird von Israel kontrolliert, die Zone H2. In der Zone H2 leben 40.000 Palästinenser und 800 israelische Siedler, die von 650 israelischen Soldaten beschützt werden.

Hebron - die geteilte Stadt

Rund 4.200 palästinensische Schüler in Hebron müssen auf dem Weg zur Schule durch Kontrollstellen, sie erleben Schikanen und Einschüchterungen.

Hebron ist die einzige palästinensische Stadt, in der es israelische Siedlungen und Enklaven gibt. Ganze Stadtgebiete der von Israel kontrollierten Zone H2 wurden zum Schutz der Siedler gesperrt oder komplett abgeriegelt. Der größte Teil der Al-Shuhada-Straße, einst die geschäftige Haupt-Geschäftsstraße, ist nach Militärjargon eine "sterile Zone", in der Palästinenser nicht einmal laufen dürfen, obwohl dort noch immer ihre Häuser stehen.

Palästinensischer Schulalltag

Die 13-jährige Waed Sharabati lebt schon immer hier. Morgens weiß sie nicht, ob sie ihre Schule erreicht und ob sie pünktlich ist.

"Auf meinem täglichen Schulweg kann mir viel passieren", erzählt das Mädchen. "Es gibt viele Soldaten, die durchsuchen uns jeden Tag und ich komme oft zu spät."

Waed Sharabati besucht die Qurtuba Grundschule. Vor der Schule gibt es einen Kontrollpunkt. Dort durfte nicht gefilmt werden. Gegenüber liegt eine israelische Siedlung. Aufgrund der schwierigen Bedingungen wurde die Schule in das Programm für besseres Lernen aufgenommen, das vom Europäischen Amt für humanitäre Hilfe finanziert und vom norwegischen Flüchtlingsrat umgesetzt wird:

"In diesem Jahr geht unsere Hilfe an 80 Schulen im Westjordanland, und in diesen sehr stark gefährdeten Schulen stellen wir fest, dass etwa 20 Prozent der Schüler stark traumatisiert sind", erklärt Camilla Lodi vom norwegischen Flüchtlingsrat. "Unsere Ergebnisse sind wirklich vielversprechend, denn im Durchschnitt gehen bei zwei Drittel der Kinder die Alpträume von vier pro Woche auf null zurück."

Besseres Lernen dank EU-Hilfe

Entspannungsübungen helfen den Schülern, die Konzentration zu verbessern. Das Programm umfasst auch Lerngruppen für leistungsschwache Schüler und Einzel- oder Gruppensitzungen mit ausgebildeten Beratern für Kinder mit traumatisch bedingten Alpträumen.

"Mit Hilfe des Programms habe ich gelernt, wie ich meinen Zorn kontrollieren und Herausforderungen meistern kann. Auch meine Noten haben sich verbessert", erzählt Waed Sharabati.

Weltweit gibt es EU-Programme für einen sicheren und kontinuierlichen Bildungszugang. Laut einer lokalen EU-Mitarbeiterin ist die Arbeit in Gebieten wie Hebron nicht einfach. Das Gespräch mit ihr fand auf einem Friedhof statt - Schüler der Qurtuba-Grundschule nutzen ihn als Abkürzung, um Kontrollpunkte zu vermeiden.

"Nach Angaben der UNO gibt es schätzungsweise 38.000 Kinder, die im Gebiet C, dem von den israelischen Behörden kontrollierten Gebiet in Palästina, konfliktbedingter Gewalt ausgesetzt sind. Es gibt auch auch etwa fünfzig Schulen in diesem Gebiet C, denen der Abriss droht", erklärt die EU-Mitarbeiterin Michelle Cicic. "In der EU glauben wir daran, dass Bildung ein grundlegendes Menschenrecht ist, aber auch natürlich wegen der Auswirkungen auf Kinder, für einen sicheren Zugang zur Schule."

Reibungspunkte mit den Siedlern

Schüler, die in der Zone H2 leben, beginnen und beenden die Schule früher, um Reibungspunkte mit den Siedlern so gering wie möglich zu halten. Waed ist es gewohnt, über alte Mauern und Dächer zu gehen, um nach Hause zu kommen. Ihr Vater lebt seit Jahrzehnten in Hebron:

"Der Alltag ist schwierig. Man kann jederzeit angegriffen werden. Die Siedler können mit Pfefferspray auf uns losgehen, sie versuchen, uns zu überfahren oder sie greifen unsere Kinder an", erzählt Zidane Sharabati.

Verhaftung von minderjährigen Palästinensern

Um und in Schulen in Hebron werden häufig Minderjährige verhaftet. Aktuell werden über 200 Kinder in israelischen Gefängnissen festgehalten, 21 davon kommen aus Hebron. Das jüngste Kind, das 2018 verhaftet wurde, war sechs Jahre alt.

"Aus israelischer Sicht ist die Strafverfolgung Minderjähriger Teil der Besatzung", meint Hagai El-Ad, Direktor B'tselem. "Alle Bereiche des palästinensischen Lebens sind betroffen. Alles ist von willkürlichen Entscheidungen der Israelis abhängig."

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