Nach Massenprotesten: Georgische Präsidentin Zourabichvili auf Deeskalations-Kurs

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Von Euronews mit dpa
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"Was dieses Land mehr als alles andere braucht, sind Ruhe und innenpolitische Stabilität - das ist unsere eigentliche Stärke", sagt Georgiens Präsidentin Salomé Zourabichvili in einem Exklusivinterview mit euronwes.

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Die Situation zwischen Russland und Georgien ist weiterhin angespannt. Am Samstag ist es in Tiflis erneut zu Protesten gegen einen übermä´ßigen Einfluss Russlands gekommen. Hunderte Menschen versammelten sich vor dem Parlament in der georgischen Hauptstadt. Die Demonstration hatte allerdings weniger Zulauf als an den beiden Tagen zuvor.

Am Donnerstag war es zu heftigen Ausschreitungen gekommen. Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer gegen die insgesamt 10.000 Protestanten ein - fast 250 Menschen wurden verletzt. Auslöser für die Demonstrationen war die Anwesenheit einer russischen Delegation bei einem Forum im Parlament. Viele Georgier umtreibt, dass Moskau mehr Einfluss auf ihr Land nehmen könnte.

In einem Exklusiv-Interview mit euronews sprach sich die georgische Präsidentin Salomé Zourabichvili für eine "Deeskalation" aus:

Was dieses Land mehr als alles andere braucht, sind Ruhe und innenpolitische Stabilität - das ist unsere eigentliche Stärke. Es gibt ein politisches Problem mit Russland und alle hoffen, dass es sich eines Tages lösen lässt. Aber Georgien entwickelt sich in der Zwischenzeit weiter. Georgien hat in der Vergangenheit eigene Beziehungen zur Euopäischen Union aufgebaut. Das ist viel wichtiger als alles andere.

Im Jahr 2008 führten Georgien und Russland einen kurzen Krieg gegeneinander. Es gibt keine diplomatischen Beziehungen mehr.

Zourabichvili hatte Moskau bereits kurz nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen für die Unruhen verantwortlich gemacht. Sie meinte, eine "Fünfte Kolonne", die Moskau loyal gegenübersteht, habe die Auseinandersetzungen angezettelt.

"Meines Erachtens nach gibt es in diesem Land - wie in vielen anderen Ländern - Versuche der Destabilisierung", so Zourabichvili. "Darüber sollten wir uns ernsthaft Gedanken machen und vorsichtig sein. In einem Land wie diesem ist es sehr einfach, mit den Gefühlen der Bevölkerung zu spielen und die Menschen aufzuwühlen."

Russland wies die Vorwürfe zurück. Der Kreml verurteilte die Massenproteste dagegen als „russlandfeindliche Provokation“.

Georgien strebt seit Jahren in die EU - das betonte Zourabichvili erneut:

"Für uns gibt es nur einen Weg, ein Ziel - und das ist die Europäische Union."

Georgien ist bei vielen Russen als Reiseziel beliebt. Der russische Präsident Wladimir Putin verhängte als Reaktion auf die Proteste ein vorübergehendes Flugverbot nach Georgien, das ab 8. Juli gelten soll. Reiseveranstaltern wird empfohlen, keine Flüge und Touren mehr in die die frühere Sowjetrepublik anzubieten. Außerdem untersagt Moskau georgischen Fluggesellschaften, nach Russland zu fliegen.

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