Designierte EZB-Chefin Lagarde: Offene Weltwirtschaft, dezimiertes Werkzeug

Designierte EZB-Chefin Lagarde: Offene Weltwirtschaft, dezimiertes Werkzeug
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Von Sigrid Ulrich mit dpa, Reuters
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Das Euro-Währungsgebiet befindet sich in einer herausfordernden Phase,“ so die Analyse des IWF, wo Christine Lagarde geschäftsführende Direktorin ist. Als künftige EZB-Chefin hat sie "die einmalige Gelegenheit, bei der geldpolitischen Steuerung und Beaufsichtigung von Banken in Europa mitzumischen"

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Gefragt nach der “Gläsernen Klippe” (24. Juni 2019) stimmte Christine Lagarde begeistert zu: „Wenn immer die Lage wirklich übel ist, holt man eine Frau.“ Lagarde, die frühere französische Finanzministerin und Chefin des Internationalen Währungsfonds - kurz IWF- soll die Präsidentschaft der Europäischen Zentralbank (EZB) übernehmen: Keine Volkswirtin, keine Notenbankerin - eine Politikerin.

Und was sagt das über die Lage bei der Währungsbehörde der Europäischen Währungsunion?

„Wirklich übel“ ist die Lage zwar nicht – so war das Wachstum in der Eurozone zuletzt moderat - plus 0,4% im ersten Quartal im Vergleich zum vorherigen Trimester oder 1,2% Wachstum im Vergleich zum letzten Jahr.

Aber acht Jahre unentwegt lockere Geldpolitik unter dem scheidenden EZB-Chef Mario Draghi haben nach Ansicht von Skeptikern den Werkzeugkasten gelehrt.

So liegen die Leitzinsen bereits bei Rekordtiefstständen von null und -0,4%.

Und dann ist da noch die Inflation, die sich nach Jahren der Stimulierung hartnäckig weit unter dem EZB-Ziel von knapp 2 Prozent hält. Der für die Verbraucherpreise entscheidende Individualverbrauch (COICOP) beinhaltet allerdings zwar Bekleidung und Schuhe, Wohnung, Strom sowie Gas und Brennstoffe – stark gestiegene Immobilienpreise oder Aktienkurse sind jedoch höchstens indirekt enthalten.

"HERAUSFORDERNDE PHASE"

„Das Euro-Währungsgebiet befindet sich in einer herausfordernden Phase.“ So die jüngste Analyse des IWF. „Es wird erwartet, dass sich das Wachstum im Laufe dieses Jahres festigt“ jedoch bestünden erhebliche Risiken für diesen Ausblick – ein scharfer Abschwung nicht ausgeschlossen.

Was von Lagarde erwartet wird, zeigt die Reaktion der Börsen. „In Erwartung einer weiteren Lockerung der Geldpolitik in der Eurozone haben Anleger bei Anleihen und Aktien zugegriffen.“ („Reuters“)

In einer ihrer letzten Reden vor der Nominierung zur EZB-Chefin sagte Christine Lagarde:

"Wir glauben, dass die Weltwirtschaft, um wirklich gut zu funktionieren, ein offeneres, stabileres, transparenteres, vorhersehbareres und auf Regeln basierendes internationales Handelssystem braucht."

Seit Jahren hatte sie die Ungleichgewichte innerhalb der Eurozone beklagt, nicht zuletzt die chronischen deutschen Exportüberschüsse.

Wie die Europäische Zentralbank um qualifiziertes Personal für Frankfurt wirbt? "Die Arbeit bei der EZB bietet Ihnen die einmalige Gelegenheit, bei der geldpolitischen Steuerung und Beaufsichtigung von Banken in Europa mitzumischen.

Sigrid Ulrich

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