Was machen die mit den Fäkalien? - Streit über Öko-Dixi-Klos

Was machen die mit den Fäkalien? - Streit über Öko-Dixi-Klos
Von Johannes Pleschberger mit ORF
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Die Frage ob ökologische Mobilklos die Fäkalien ordnungsgemäß entsorgen beschäftigt nun ein Wiener Gericht.

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In Wien sind zwei Mobilklo-Anbieter vor Gericht gezogen. Der Grund: Uneinigkeit über den ordnungsgemäßen Umgang mit Fäkalien. Im Herbst soll das Oberlandesgericht Wien eine Entscheidung treffen, berichtete der ORF.

Sägespäne statt Wasserspülung und Chemie

Seit zwei Jahren gibt es das ökologisch nachhaltige Klo des österreichischen Start-up Öklo. Bei diesem Klo aus Holz werden statt Wasserspülung und Chemie Sägespäne verwendet. Der Mobilklo-Konkurrent Pipibox, der mit 100 Toiletten in Wien und insgesamt 1 400 in ganz Österreich vertreten ist, hat nun Öklo geklagt.

Pipibox vs. Öklo: "Was machen die mit den Fäkalien?"

„Was uns an Öklo stört, ist, dass wir gar nicht wissen, was sie mit den Fäkalien machen. In den menschlichen Fäkalien sind mitunter auch Krankheitserreger, es können Drogen und Medikamentenrückstände drinnen sein. Deshalb ist es auch wichtig, dass die Entsorgung der Fäkalien ordnungsgemäß und gesetzeskonform erfolgt“, so Gottfried Stark, Geschäftsführer von Pipiklo, gegenüber der ORF-Nachrichtensendung „Wien heute“.

Ministerium: Menschliche Fäkalien dürfen nicht auf den Kompost

Ein rechtliches Problem für die Öko-Dixi-Klos: Laut aktueller Kompostverordnung des Umweltministeriums dürfen menschliche Fäkalien nicht als Kompost verwendet werden. Öklo würde aber immer wieder damit werben, so Pipibox. „Nun sehen wir nach wie vor am Markt Verkaufsunterlagen, die sie zusenden und den Kunden überreichen oder auf der Toilette sogar selbst nach wie vor anführen, dass sie kompostieren“, so Stark.

Öklo verteidigt sich: Kompostieren nur für Testzwecke

Öklo hat derzeit in Wien 15 von insgesamt 200 Holzkabinen stehen. Für ihre Idee erhielten die jungen Unternehmer mehrere Umweltpreise. Firmengründer Niko Bogianzidis sagt, bei der Fäkalienentsorgung stets gesetzeskonform gehandelt zu haben: „Hauptsächlich bringen wir sie in die Kläranlage oder in Biogasanlagen. Wir haben es schon kompostiert, wir haben es aber noch nie verkauft oder weitergegeben. Das war nur für Testzwecke und eigene Versuche.“

Nächste Verhandlung in Wien

Das Gericht glaubte Öklo und gab ihnen recht. Pipibox legte aber Berufung ein. Im Herbst wird deshalb am Wiener Oberlandesgericht erneut verhandelt.

Derzeit gibt es in Österreich laut Branchenschätzung 15 bis 20 Mobilkloanbieter. Der Markt ist hart umkämpft. Öklo hofft auf eine Gesetzesänderung in Österreich, um künftig menschliche Ausscheidungen zu Dünger umarbeiten zu können.

Rechtsstreit um Umweltschutz auch in Deutschland

Auch in Deutschland gibt es ein Gerichtsverfahren rund um Öko-Marketing. Im Etiketten-Streit zwischen den beiden Putzmittelherstellern Werner & Mertz (Produzent der bekannten Frosch-Putzmittel-Marke) und Procter & Gamble tendierte das Kölner Landgericht zuletzt dazu, der Argumentation von Procter & Gamble Recht zu geben. Denn: Der Werner & Mertz führe die Verbraucher in die Irre, wenn er unter seiner Marke „Frosch“ ein „Spülmittel für saubere Meere“ verkauft, berichtete die FAZ.

„Der Richter sagte, er könne nicht erkennen, inwiefern ein Spülmittel einen Beitrag zur Sauberkeit der Meere leisten könne“, berichtet Reinhard Schneider, Inhaber und Geschäftsführer von Werner & Mertz, aus dem Verfahren. Das endgültige Urteil soll Anfang August verkündet werden.

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