Zum Schweigen gezwungen in der DDR

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Von Anja Bencze mit dpa, Neue Visionen Filmverleih
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Regisseur Bernd Böhlich hat sich einen wahren Fall als Vorbild genommen - und stellt in seinem Film die Frage, ob ein System funktionieren kann, wenn es bereits auf Lügen aufbaut. Ein unbedingt sehenswerter Streifen, findet Hauptdarstellerin Alexandra Maria Lara.

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Ein schönes, neues sozialistisches Leben - aber unter dem Siegel des Schweigens. So lautet der schwere Schwur, den die junge deutsche Kommunistin Antonia Berger (Alexandra Maria Lara) ablegen muss, als sie nach Jahren in einem sowjetischen Arbeitslager nach Hause zurückkehrt. Denn die Erlebnisse im Gulag sind tabu, um dem Ansehen der jungen DDR nicht zu schaden.

Dabei war Antonia Berger aus Überzeugung in die Sowjetunion gegangen, wurde aber unter Stalin unschuldig zu Lagerhaft verurteilt, ihr Mann erschossen.

Regisseur Bernd Böhlich hat sich einen wahren Fall als Vorbild genommen - und stellt in seinem Film die Frage, ob ein System funktionieren kann, wenn es bereits auf Lügen aufbaut.

Anrecht auf Meinungsfreiheit

Alexandra Maria Lara hat schon in so manchem Film mitgespielt, der sich ein Stück Weltgeschichte vornimmt: In "Der Untergang" verkörperte sie Hitlers Sekretärin und in "Der Baader Meinhof Komplex" eine RAF-Terroristin. Nun ist sie als junge Kommunistin zu sehen. Ein unbedingt sehenswerter Streifen, findet sie.

"Er verdeutlicht auf sehr gute Art und Weise, was diese politischen Systeme mit den Menschen machen können, was für verheernde Konsequenzen das haben kann. In diesem Falle, um es vereinfacht zu sagen, der Mensch ist nicht dafür gemacht zu schweigen.

Der Mensch ist nicht dafür gemacht zu sagen, ich darf hier leben und ich darf mich hier bewegen, aber nur, wenn ich mich so oder so anziehe. Wir sind alle Individuen, wir haben alle ein Anrecht auf unsere Meinung, auf Meinungsfreiheit."

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Eine starke Verbindung

Für Lara hat der Film nach eigenen Worten einen besonderen Stellenwert. «Ich habe beim ersten Lesen gedacht: Das ist ein Drehbuch, wie man es sehr selten bekommt», sagte die 40-Jährige. Es sei schon so stimmig und klar gewesen. "Und ich habe gemerkt, dass ich eine sehr starke Verbindung zu der Thematik habe - auch weil meine Eltern mit mir als Kind von Rumänien nach Deutschland gekommen sind."

Ein eher unbekanntes Kapitel

Bernd Böhlich ("Polizeiruf", "Horst Krause) dachte über diesen Film lange nach.

Vor rund 30 Jahren hörte er als DDR-Bürger von einem ähnlichen Schicksal, das ihn nicht mehr losgelassen hat. Die Schauspielerin Swetlana Schönfeld (im Film spielt sie die Mutter von Antonia) erzählte ihm, dass sie in einem sowjetischen Arbeitslager geboren wurde. Für ihn sei das damals ein Schock gewesen, sagt Böhlich. Er habe dann recherchiert, aber in der DDR keine Informationen über Arbeitslager und Schauprozesse in der Sowjetunion gefunden.

Nun hat er daraus einen Film gemacht, "Und der Zukunft zugewandt" heißt er in Anlehnung an die DDR-Hymne und kommt kurz vor dem 30. Jahrestag des Mauerfalls in die deutschsprachigen Kinos.

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