Umweltministerin Schulze: Plastiktüte kann einpacken

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Von Sigrid Ulrich mit dpa
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Das Umweltministerium in Berlin hat einen Gesetzentwurf ausgearbeitet, um Einweg-Plastiktüten vollständig zu verbieten. Svenja Schulze: «Die Plastiktüte, das ist erst der Anfang.»

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Deutsche Konsumenten tragen immer weniger Plastiktüten nach Hause, aber der Rückgang von 64% seit 2015 geht für Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) nicht weit genug. Nach ihren Plänen können «leichte Kunststofftragetaschen» von 2020 an ganz einpacken.

Ihr Ministerium hat einen Gesetzentwurf ausgearbeitet, um Einweg-Plastiktüten von 2020 an vollständig zu verbieten.

Svenja Schulze, deutsche Umweltministerin:

“Es gibt sehr sehr gute Alternativen zu den einfachen, nur einmal benutzten Plastiktüten. Die setzen sich im Moment schon durch und ich bin fest davon überzeugt, innerhalb von kürzester Zeit wird niemand mehr diese Plastiktüten vermissen.“

Einzige Einschränkung: Die ganz leichten Tütchen, etwa für Obst und Gemüse, und auch besonders stabile Modelle sind von dem Verbot nicht betroffen.

Seit 2016 hat sich der Handel freiwillig verpflichtet, Plastiktaschen an der Ladenkasse nicht mehrgratis rauszugeben. Der Verbrauch ging insgesamt von 68 Stück pro Kopf im Jahr 2015 zurück auf 24 im vergangenen Jahr - von den Tüten mit einer Wandstärke zwischen 15 und 49 Mikrometern, die Schulze nun verbieten will, kamen 2018 noch 20 Stück pro Kopf in Umlauf. Die EU-Vorgaben
unterbietet Deutschland damit deutlich.

"DIE PLASTIKTÜTE IST ERST DER ANFANG"

In Deutschland würden pro Jahr und Kopf noch rund 20 leichte Plastik-Tragetaschen verbraucht, heißt es im Entwurf aus dem Hause Schulze. «Häufig landen sie in der Umwelt, wo sie über viele Jahrzehnte bleiben und jede Menge
Schäden anrichten können». Verboten werden soll Geschäften, Tüten auszugeben, «die dazu bestimmt sind, in der Verkaufsstelle mit Waren gefüllt zu werden». Das sei aber nur ein
Schritt, Wegwerfplastik insgesamt zu verbieten, sagte die Ministerin. «Die Plastiktüte, das ist erst der Anfang.»

Sollte das Gesetz in Kraft treten, wird es eine sechsmonatige "Übergangsfrist" geben, die für die "Verteilung des Restbestandes an Plastiktüten" und die Verwendung des "Restbestandes" aufgewendet wird. Das Verbot umfasst auch recycelte und ökologisch hergestellte Plastiktüten.

Jedes Jahr gelangen bis zu 12,7 Millionen Tonnen Plastikmüll vom Land ins Meer, schätzt Wissenschaftlerin Jenna Jambeck von der University of Georgia ("Science"). Dieser Zivilisationsabfall werde Tieren zum Verhängnis. So verwechselten Fische, Vögel, Wale oder Meeresschildkröten die Kunststoffstücke mit Nahrung - mit der Folge, dass sie verhungern oder ersticken.

60 JAHRE IM SACK

Die moderne, leichte Einkaufstasche ist die Erfindung des schwedischen Ingenieurs Sten Gustaf Thulin. In den frühen 1960er Jahren entwickelte Thulin für das schwedische Verpackungsunternehmen Celloplast aus Norrköping ein Verfahren zum Formen eines einfachen einteiligen Beutels durch Falten, Schweißen und Stanzen eines flachen Plastikschlauchs. Thulins Design erzeugte eine einfache, starke Tasche mit einer hohen Tragfähigkeit und wurde 1965 von Celloplast weltweit patentiert.

Sigrid Ulrich mit dpa

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