Kaum Folgen in Deutschland? Ölpreis steigt um 20 %

Kaum Folgen in Deutschland? Ölpreis steigt um 20 %
Von Evelyn Laverick mit Reuters
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US-Präsident Donald Trump versucht, den dramatischen Anstieg des Öpreises durch Freigabe strategischer Reserven zu stoppen.

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Nach den Angriffen gegen Öl-Anlagen in Saudi-Arabien steigt der Ölpreis auf den Weltmärkten dramatisch an - auf den höchsten Stand seit mindestens vier Monaten. Am Montag verteuerte sich der Preis im frühen Handel um bis zu 20 Prozent. US-Präsident Donald Trump kündigte die Freigabe strategischer US-Reserven an.

Experten: Folgen für Deutschland eher gering

Die Auswirkungen auf den deutschen Markt und für die Autofahrer hierzulande dürften sich nach Einschätzung des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV) in Grenzen halten. "Aus Saudi-Arabien kommt kaum Öl nach Deutschland - 2018 war es ein Prozent", sagte ein Verbandssprecher der Deutschen Presse-Agentur.

"Eine Engpass-Gefahr beim Öl besteht für Deutschland also nicht."

Der globale Ölpreis könnte sich zwar kurzfristig erhöhen. Ob sich das spürbar und dauerhaft auf deutsche Tankkunden auswirke, sei aber offen. Andere Länder seien mittelfristig in der Lage, ihre Fördermengen auszuweiten und den Ausfall so zu kompensieren.

Der aktuelle Ölpreis der maßgeblichen Nordsee-Sorte Brent sei im langjährigen Vergleich eher niedrig. Der Preis habe schon mal über längere Zeit bei mehr als 100 Dollar gelegen.

Der Präsident des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, rechnet damit, dass sich der Ölpreis nach einem kräftigen Anstieg voraussichtlich schnell wieder normalisieren werde. "Dauerhaft steigende Ölpreise und folglich Belastungen für die Konjunktur sind nur zu erwarten, wenn das Ölangebot tatsächlich dauerhaft verknappt wird", sagte Fuest der dpa. Die Anrainerstaaten des persischen Golfs produzierten gut ein Drittel des weltweiten Öls. Wenn es dort zu einem massiven bewaffneten Konflikt käme, wäre die globale Ölversorgung gestört, und die Preise würden deutlich steigen: "Derzeit spricht jedoch wenig dafür, dass es dazu kommt."

Allerdings: “Der Drohnenangriff hat den Rohölpreis um sieben Dollar ansteigen lassen”, so Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer ("Reuters") - und “ein Anstieg der Ölpreise um zehn Euro pro Barrel würde die deutsche Wirtschaft vermutlich endgültig aus der Stagnation in eine milde Rezession abrutschen lassen”, meint der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding.

US-Außenminister Mike Pompeo machte Iran für die Angriffe verantwortlich: Teheran, nicht die Houthis aus Jemen stünden hinter der Attacke.

Der Präsident des Iran wies die Anschuldigungen zurück.

"Die USA unterstützen Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Sie versorgen sie mit Waffen und Überwachungsmitteln, und ein Teil ihrer Militäroperationen werden von den USA gesteuert."

Die staatliche saudische Ölgesellschaft bestätigte, dass die Ölproduktion um 5,7 Millionen Barril pro Tag gekürzt werden musste. Die angegriffene Ölanlage von Abkaik ist die größte der Welt und produziert sieben Prozent des weltweit geförderten Erdöls.

Ein Bewohner von Riad meint, wenn der Iran hinter dem Angriff stecke, attackiere er nicht nur Saudi-Arabien, sondern schicke eine Botschaft an die USA unter dem Motto: "Wir können Euch überall angreifen". Und auch Europa solle getroffen werden.

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