29 Prozent Vogelschwund in Nordamerika: "Tiere können nicht reagieren"

29 Prozent Vogelschwund in Nordamerika: "Tiere können nicht reagieren"
Copyright ERIC LINER/ MACAULAY LIBRARY AT THE CORNELL LAB OF ORNITHOLOGY
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Von Euronews
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Binnen fünf Jahrzehnten ist der Vogelbestand in den USA und Kanada besorgniserregend zurückgegangen. Stark betroffen sind 12 bekannte Vogelarten.

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Ornithologen sind besorgt: Der Vogelbestand in Nordamerika ist seit 1970 um insgesamt 29 Prozent geschrumpft - das entspricht fast drei Milliarden Vögeln. Laut einer im Fachmagazin Science veröffentlichten Untersuchung entfallen über 90 Prozent des Rückgangs auf 12 bekannte Arten wie Spatzen, Finken und Schwalben, die auch in Europa beheimatet sind.

Diese Vögel seien in der Krise, sagt einer der Autoren der Studie, Peter Marra von der Georgetown Universität. Er ist Direktor der Georgetown Unwelt-Initiative: "Wir denken, dass die Hauptursache für die meisten dieser Rückgänge der Verlust von Lebensräumen ist. Man muss nur aus einem Flugzeug schauen und sieht dann, dass der Mensch die Landschaften vollständig manipuliert hat. Sei es in der Nähe von städtischen Gebieten durch Wohnungsbau, seien es die Flächen, die wir in Landwirtschaft umgewandelt haben. Das sieht man in den USA, Kanada, Mittelamerika und Südamerika. Wir verändern das Gesicht der Erde so, dass Tiere, die sich in diesen Lebensräumen entwickelt haben, nicht reagieren können."

"Einfach nicht gesund"

Die Natur in Nordamerika sei sehr stark durch den Menschen beeinflusst, sagt Marra. Mit schweren Folgen für die Umwelt. Die betroffenen Vögel beeinflussen die Nahrungskette und das Ökosystem enorm, etwa in dem sie Samen verteilen und Schädlinge vertilgen. Gleichzeitig übernehmen sie eine Art Warnfunktion, so Marra: "Vögel sind die wichtigsten Indikatoren für das Ökosystem. Sie sind die Kanarienvögel in der Kohlengrube. Wenn bei Vögeln etwas schief geht, geht bei der Umwelt etwas schief. Es ist einfach nicht gesund."

Es gibt Ausnahmen

Eine Ausnahme bilden Enten und Gänse. Ihre Population ist seit 1970 gewachsen. Die Forscher führen dies auf eine Bewusstseinsänderung unter Jägern zurück, die Schutzmaßnahmen in Nordamerika unterstützt haben.

Für ihre Studie untersuchten die Wisenschaftler 529 Vogelarten und deren Bestände. Außerdem verwerteten sie die Daten von 143 Wetterradarstationen über einen Zeitraum von zehn Jahren. Besorgsniserregende Zahlen für Deutschland veröffentlichten Wissenschaftler kürzlich im Fachmagazin Vogelwelt. Demnach sank die Zahl der Vogelbrutpaare am Bodensee binnen drei Jahrzehnten um ein Viertel. Als Hauptursache wurde das Insektensterben vermutet.

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