Video: Norwegens letzte Kumpel fürchten um ihre Existenz

Bent Jakobsen arbeitet seit 14 Stunden in der Mine in Spitzbergen
Bent Jakobsen arbeitet seit 14 Stunden in der Mine in Spitzbergen Copyright Reuters
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Von Lindsey Johnstone
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Die Bergarbeiter der Gruve 7 in Svalbard verfolgen die globalen Klimaproteste aus einer ganz speziellen Perspektive.

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Norwegens letzte Kohlenmine, Gruve 7 im arktischen Archipel von Svalbard (Spitzbergen), droht die Schließung.

Das Bergwerk liegt in der nördlichsten Stadt der Welt. Die Gemeinde ist gleichzeitig die sich am schnellsten erwärmende. Verantwortlich dafür ist der Klimawandel, der zum Teil durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe verursacht wird.

Die Einheimischen, die seit Generationen in der Mine arbeiten, sehen in der Schließung der staatlichen Fabrik das Ende ihrer Lebensweise.

Der Bergarbeiter Bent Jakobsen reißt Kohlestücke aus der Wand und bricht sie mit behandschuhten Händen auseinander.

"Ich arbeite hier seit 14 Jahren, und ich liebe es. Mein Vater hat 37 Jahre lang in der Mine gearbeitet. Ich habe Brüder, die hier arbeiteten. Ich habe Onkel, die in der Mine arbeiteten. Ich bin in einer Minenfamilie aufgewachsen", sagt er stolz.

Reuters
Die Minde in LongyearbyenReuters

Longyearbyen, die Hauptstadt Svalbards, hat etwas mehr als 2.000 Einwohner und wurde 1906 vom amerikanischen Bergarbeiter John Munro Longyear gegründet und 1916 an die Minengesellschaft Store Norske verkauft.

Es wird warm auf Spitzbergen

Die Stadt spürte die Auswirkungen des Klimawandels schon früh. Seit 1970 sind die durchschnittlichen Jahrestemperaturen in Spitzbergen um 4℃ gestiegen. Die Wintertemperaturen sind laut Norwegischem Zentrum für Klimadienstleistungen um mehr als 7℃ gestiegen.

Der Bericht "Climate in Svalbard 2100" warnt davor, dass die jährliche Durchschnittstemperatur in Spitzbergen bis zum Ende dieses Jahrhunderts zwischen 7 und 10℃ ansteigen wird. Longyearbyen ist statistisch gesehen die sich am schnellsten erhitzende Stadt der Welt.

Das Bergwerk liegt 8 km in den Berghängen des Adventdalens, wo seit fast einem halben Jahr die Sonne nie über ihm steht. Zwischen 120.000 und 150.000 Tonnen Kohle werden hier produziert. 20% werden im Kraftwerk der Stadt verwendet, der Rest geht an die Metall-Industrie in Deutschland.

Nach dem Druck auf eine umweltbewusste Regierung stellte das staatliche Unternehmen Store Norske, dem die Mine gehört, 2016 den Abbau in zwei größeren Minen auf Spitzbergen ein. Im Jahr 2017 kündigte die Regierung an, dass sie alle Standorte mit Ausnahme von Gruve 7 dauerhaft schließen wird.

Jetzt befürchten die Arbeiter, dass es sie als Nächste treffen könnte: Spitzbergen möchte immer interessanter für Touristen werden und sich von seiner historischen Bergbauindustrie zu lösen.

Kumpel zum Klimawandel

"Ich höre alles, was sie über den Klimawandel sagen, aber ich weiß aus der Vergangenheit, dass wir super milde Winter hatten, besonders auf Svalbard. Ich glaube, es geht in Zyklen", sagt Jakobsen.

"Die meiste Kohle in Mine 7 wird nicht im Kraftwerk verwendet, sondern geht in die Metallindustrie, die wir unbedingt brauchen. Wir brauchen also Kohle für die Herstellung von Autos und Handys und so weiter, aber das ist eine Sache, an die die Leute nicht denken. Wir haben noch keinen guten Ersatz."

Er fügte hinzu: "Hier ist alles von den Bergleuten abhängig, also ohne uns, was haben wir noch? Wir haben Tourismus, und auch der Tourismus belastet die Umwelt."

"Longyearbyen wurde wegen des Kohleabbaus gegründet, und wir verschwinden. Wir sind die letzten."

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