Wut über hohe Selbstmordrate und Überstunden: Polizisten-Demo in Paris

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Von Anelise Borges
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In Paris haben Tausende Polizisten für bessere Arbeitsbedingungen und gegen eine Rentenreform protestiert.

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In Paris haben Tausende Polizistinnen und Polizisten für bessere Arbeitsbedingungen und gegen eine Rentenreform protestiert. Nach Angaben der Gewerkschaften, die zum sogenannten Wutmarsch aufgerufen hatten, kamen mehr als 20.000 Demonstrierende zusammen.

"Die Sicherheit der Franzosen ist in Gefahr", so Gregory Hugue von der Gewerkschaft Unité SGP Police. "Die französischen Polizisten haben keine angemessenen Mittel für ihre Arbeit mehr. Es ist schwierig, Patrouillen loszuschicken, wir sind unterbesetzt, haben Materialprobleme, ausgebrannte Polizisten. Wir schlagen Alarm, um der Regierung und unseren Mitbürgern zu sagen, vorsicht, die Polizei wird zusammenbrechen, sie ist schon dabei. Eure Sicherheit ist in Gefahr, macht euch das bewusst."

Die französische Polizei klagt seit Langem über die hohe Arbeitsbelastung, insbesondere in Folge der Terroranschläge seit 2015. Laut Gewerkschaften haben sich über 20 Millionen unbezahlte Überstunden angesammelt. Zudem stieg die Zahl der Selbstmorde. Bruno Bartocetti von der Unité SGP Police: "Es ist nicht normal, dass sich seit Beginn des Jahres über 50 Polizisten umgebracht haben. Das zeigt, dass wir große Probleme haben."

Eric Roman von der Gewerkschaft "Policiers en colère": "Das ist ein wahres Massaker. In Dänemark gibt es zehn Mal weniger Selbstmorde als in Frankreich. Das zeigt, dass wir ein Problem haben."

Die Sicherheitslage ist in Frankreich zudem durch die seit fast einem Jahr andauernden Proteste der Gelbwesten-Bewegung angespannt. Während der fast wöchentlich stattfindenden Demonstrationen sind landesweit jedes Mal Tausende Polizistinnen und Polizisten im Einsatz. Die Proteste münden oft in Gewalt. 

Die Polizei sei zwar oft Gegner der Gelbwesten, so Eric Drouet, ein Anführer der Bewegung, der versuchte, an der Demonstration teilzunehmen, aber ausgebuht wurde - dennoch sitze man im Prinizp im selben Boot. Drouet: "Sie hätten sich uns schon vor Langem anschließen sollen, denn auch sie arbeiten unter prekären Bedingungen. Sie hätten sich schon vor Langem eine gelbe Weste anziehen sollen. Das wäre auch heute nicht übertrieben."

Dazu Anelise Borges, Euronews-Reporterin in Paris: "Dieser Warnschuss der französischen Polizei ist heikel für die Regierung, die es sich nicht erlauben kann, die Forderungen zu ignorieren. Denn sie ist angesichts der sozialen Proteste auf die Polizei angewiesen. Neben Gelbwesten und Klimamärschen könnte auch die Rentenreform in den kommenden Monaten viele Franzosen auf die Straßen bringen."

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