Wer ist der Nächste? Erste Bar nutzt Gesichtserkennungs-Software gegen Drängler

Wer ist der Nächste? Erste Bar nutzt Gesichtserkennungs-Software gegen Drängler
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Von Linda Fischer mit AP
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Übersehen, verdrängt, übertönt – einen Drink an einer Bar zu bekommen, ist nicht leicht. Eine Bar in London setzt jetzt Gesichtserkennungs-Software ein, damit es an den Zapfhähnen gerechter zugeht.

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Besonders die kleinen und leisen haben es in Bars nicht leicht: Ständig winkt jemand auffälliger, ruft lauter oder schiebt einfach seine Nebenleute aus dem Weg, um als erstes ein Getränk zu bestellen. Eine Bar im Zentrum Londons hat dafür eine Lösung: Sie ist die erste der Welt, die ihren Mitarbeitern eine Gesichtserkennungstechnologie zur Hilfe gibt, damit die schnell erkennen können, wer als Nächstes dran ist.

Das von der britischen KI-Firma DataSparQ entwickelte System identifiziert Personen, die an der Bar warten, zeigt ihren Platz in der Warteschlange an und wie lange sie schon warten. Seit Juli ist die KI-Technologie, genannt AI Bar, von DataSparQ auf dem Markt, jetzt wird sie zum ersten Mal angewendet.

"Eigentlich sind wir Briten sehr gut darin, uns in Schlangen anzustellen – das hat aber ein Ende, wenn es darum geht einen Drink zu bekommen"
Sammy Forway
Barbesitzer

"Hinter der Bar gibt es einen großen Bildschirm und die Webcam erfasst alle, die sich in die Warteschlange einreihen. Das System basiert auf dem Prinzip ‚Wer zuerst kommt, mahlt zuerst‘", erklärt DataSparQ-Geschäftsführer John Wyllie. "Diejenigen, die am längsten warten, werden auf dem Bildschirm mit einer Zahl markiert.“ Die Person mit der Nummer eins komme als Erstes dran.

Effizienter arbeiten mit Alterserkennung und Statistik

Ziel sei es, Vordrängeln zu vermeiden und die Bestellung von Getränken schneller, fairer und mit weniger Wettbewerb zu gestalten. Das KI-System unterstützt bei der Identitätsprüfung: Sieht ein Kunde jünger aus als 25 Jahre, schlägt es eine Alterskontrolle vor. "Ich denke, es gibt viele Leute, die zu schüchtern oder zu klein sind oder einfach nicht die Aufmerksamkeit des Barkeepers auf sich ziehen können – für sie kann es jetzt fairer zugehen", sagt Wyllie.

Sammy Forway, Eigentümer der Bar The Underdog in der Nähe der London Bridge, hofft, dass die Technik dem Barpersonal helfen wird, effizienter zu arbeiten. Die ermittelten Daten, einschließlich Bestellungen pro Stunde und durchschnittliche Wartezeit, seien ebenfalls hilfreich, um den Service zu verbessern.

"Eigentlich sind wir Briten sehr gut darin, uns in Schlangen anzustellen – das hat aber ein Ende, wenn es darum geht einen Drink zu bekommen", sagt Forway. "Obwohl unser Team gut ausgebildet ist, ist es für sie schwierig zu erkennen, wer der Nächste ist, wenn sie sich immer wieder umdrehen müssen, um die Getränke zuzubereiten."

Es könnten gute Nachrichten sein für diejenigen sein, die Schwierigkeiten haben, in geschäftigen Bars bedient zu werden. Datenschutzaktivisten warnen allerdings davor, dass so "eine gefährliche Überwachungstechnologie trivialisiert" werden könne.

"Wir wollen nicht, dass die Software sich ins soziale Leben einschleicht"

"Überall auf der Welt sehen wir, dass die Gesichtserkennung als eine repressive Überwachungstechnologie eingesetzt wird. Wir wollen nicht, dass sie sich irgendwie ins soziale Leben in Großbritannien einschleicht."

DataSparQ-Geschäftsführer Wyllie beschwichtigt. Barbesucherinnen und -besucher müssten sich keine Sorgen um ihre Privatsphäre machen – die von der Webcam gesammelten Bilder würden nicht gespeichert, Momentaufnahmen von Gesichtern am Ende jeder Sitzung gelöscht. Die Daten verließen den Computer nicht und würden intern vom KI-Gerät verarbeitet.

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