London: Parlamentspräsident John Bercow (56) tritt ab

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Der Politiker der Konservativen Partei hat heute seinen letzten Arbeitstag als britischer Parlamentspräsident. Zur Begründung seines Rückzugs sagte der 56-Jährige, er habe genug.

Der britische Parlamentspräsident John Bercow verabschiedet sich an diesem Donnerstag aus dem Amt.

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Vor allem durch die zurückliegenden Brexit-Debatten im Unterhaus hatte er auch international Bekanntheit erreicht. Das Markenzeichen waren seine "Order"-Ordnungsrufe, oft in Verbindung mit manchmal wortgewaltigen Ausführungen wie dieser: "Meinungsverschiedenheiten sind die Essenz der Politik. Es gibt eine ausgeklügelte Kombination von Fingerzeigen und Kopfschütteln, die persönlich therapeutisch wirken kann, aber institutionell nachteilig ist."

Rückzug auch aus familiären Gründen

Zur Begründung seiner Amtsaufgabe sagte das Mitglied der Konservativen Partei, nach über zehn Jahren habe er genug. Außerdem habe der dreifache Vater seiner Familie den Rückzug versprochen. Oft waren seine markanten Ordnungsrufe von einem verschmitzten Grinsen begleitet.

Offiziell ist der Parlamentspräsident politisch neutral und nicht abstimmungsberechtigt. Aber Bercow nutzte seine Position, um sich für das Unterhaus stark zu machen. Das hat ihm einige politische Feinde eingebracht.

Umstritten war auch seine Entscheidung, für Tausende Britische Pfund an Steuerzahlergeldern seine offizielle Residenz renovieren zu lassen. Hinzu kamen Beschwerden, Bercow habe Mitarbeiter seines Stabes gemobbt.

Johnson: "Großartiger Diener"

Man wird sich an ihn erinnern, weil er versucht hat, die Regeln des parlamentarischen Prozesses neu zu schreiben, einschließlich der Tatsache, dass er kürzlich Anträge von Hinterbänklern zugelassen hat, um die Brexitpläne der Regierung zu kippen.

Der britische Premierminister Boris Johnson würdigte Bercow bei einer Rede im Unterhaus trotzdem für dessen Verdienste: "Obwohl wir vielleicht anderer Meinung über einige der legislativen Neuerungen sind, die Sie favorisiert haben, habe ich keinen Zeifel, dass sie ein großartiger Diener dieses Parlaments und dieses Unterhauses gewesen sind. Sie haben modernisiert, Sie haben den Zugang erweitert, Sie haben sich um die Bedürfnisse von Behinderten gekümmert und Sie haben sich so intensiv um die Rechte der Hinterbänkler gekümmert, dass Sie mehr als jeder nach Stephen Hawking die Dauer dieser speziellen Sitzung verlängert haben."

"Seien Sie still"

Vor allem aber wird der 56-Jährige wegen seiner spitzen Zunge in Erinnerung bleiben. Auch international traf seine oftmals herablassende und unverblümte Art oft auf Anerkennung. Ein wortgewaltiges Beispiel von vielen: "Nicht gestikulieren, nicht schimpfen. Ersparen Sie uns die Theatralik. Benehmen Sie sich. Sei ein guter Junge, junger Mann. Mann, sei ein guter Junge. Geschäftsordnungsfrage. Mister Ian Blackford. Ja, wir kennen die Theatralik, die er in der "Oxford Union" perfektioniert hat. Nicht interessiert, nicht interessiert. Seien Sie still."

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