Als sie sich als Interimspräsidentin erklärte, räumte Jeanine Áñez auf ihrem Twitter-Account auf - und löschte einige Tweets, in denen sie Angehörige indigener Gemeinden beleidigt. Aber das Internet vergisst nicht.
Das Internet vergisst nie. Die selbsterklärte Interimspräsidentin Boliviens, Jeanine Áñez, hat mindestens zwei Tweets von ihrem Account gelöscht, in denen sie Indigene beleidigt. Euronews hat sie mit dem Tool Way Back Machine auf der Seite website.archive.org wiedergefunden.
Am 20. Juni 2013, dem Tag der Sommersonnenwende, an dem für die indigenen Bolivianer und auch andere Völker auf dem Kontinent das neue Jahr beginnt, schrieb sie "Was für ein neues Jahr, Aymara und der Morgenstern! Satanisch, Gott wird nicht ersetzt."
In einem anderen Tweet verspottete sie Indigene auf einem Foto - das diese während eines Interviews zeigt -, weil sie Schuhe tragen.
Auf ihrem Tweet umkreiste sie die Schuhe der Interviewten und schrieb Originarios??? Miren (übersetzt etwa Original? Schaut mal). Auch diesen Tweet konnte unsere Redaktion wiederfinden. Er wurde während der umstrittenen Wahlen, in denen Evo Morales wiedergewählt wurde von Áñez' Konto gelöscht.
Auch ein Tweet, in dem sie Evo Morales einen "armen Indianer" nennt, der sich an seine Macht klammere, war noch aufzufinden. Darauf hatte sie geschrieben "letzte Tage".
Doch ein besonders beleidigender Post ist nicht mehr aufzufinden. Darin soll die jetzige Interimspräsidentin gesagt haben: "Ich träume von einem Bolivien ohne indigene satanische Riten, die Stadt ist nichts für Indianer, die in den Altiplano oder den Chaco gehen!" Angeblich soll dieser Tweet am 14. April 2013 veröffentlicht worden sein.
Euronews konnte diesen Tweet nicht finden. Und auch andere Spezialisten, die auf die Überprüfung von Nachrichten in sozialen Netzwerken spezialisiert sind, wie Maldita oder AFP Factual, sind sich einig, dass es keine Spur von diesem Tweet gibt.
Das Internet vergisst also nicht, kann aber so auch Unwahrheiten und Fake-News richtigstellen.
Bolivien steckt derzeit in einer politischen Krise. Tausende Anhänger des zurückgetretenen Präsidenten Evo Morales protestieren gegen die neue Übergangsregierung.
Nach dem Rücktritt von Morales, der nach Vorwürfen der Wahlmanipulation auf Druck von Militär und Polizei zurücktrat, und den Präsidenten der beiden Kammern des Parlaments, übernahm Jeanine Áñez, bis dahin Vizepräsidentin des Senats, den Vorsitz.