Lieber Klopapier als Journalistenfragen: Handke wird ausfällig

Lieber Klopapier als Journalistenfragen: Handke wird ausfällig
Von Euronews mit dpa und AP
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Die Länder Kosovo und Albanien wollen die Verleihung des Literatur-Nobelpreises an den österreichischen Schriftsteller Peter Handke boykottieren und haben ihre Teilnahme an der Preisverleihung abgesagt.

WERBUNG

Die Länder Kosovo und Albanien wollen die Verleihung des Literatur-Nobelpreises an den österreichischen Schriftsteller Peter Handke boykottieren und haben ihre Teilnahme an der Preisverleihung abgesagt.

Die Wahl Handkes als Literaturnobelpreisträger hatte eine hitzige Debatte ausgelöst. Der Schriftsteller hatte sich im Jugoslawien-Konflikt mit Serbien solidarisiert und serbische Kriegsverbrechen bagatellisiert. 2006 hielt er bei der Beerdigung des sechs Jahre zuvor gestürzten serbischen Führers Slobodan Milosevic eine Rede.

Der kosovarische Außenminister Behgjet Pacolli schrieb am Wochenende auf Facebook, er habe seine Botschafterin in Schweden angewiesen, nicht an der Verleihung teilzunehmen. Ein Schriftsteller, der Milosevic und seinen Völkermord in Bosnien und im Kosovo unterstützt hat, habe den Nobelpreis nicht verdient, so Pacolli.

Aus Solidarität mit den Kosovo-Albanern wird auch der albanische Botschafter nicht an der Verleihung teilnehmen, sagte das albanische Außenministerium am Montag.

Am Dienstag verleiht die Schwedische Akademie den Literaturnobelpreis gleich für zwei Jahre. Für das Jahr 2018 geht er an die Polin Olga Tokarczuk, Peter Hand erhält den Preis für das Jahr 2019.

Handke: Eine Kalligraphie aus Scheiße - ich ziehe sie Ihren leeren und ignoranten Fragen vor!

Auf einer Pressekonferenz in der Schwedischen Akademie am Freitag reagierte Handke erneut gereizt auf Fragen zu seiner Haltung: "Ich habe in den letzten acht oder neun Wochen viele wunderbare Briefe aus dem Herzen der Leser bekommen. (...) Nur einer kam nicht von Herzen, es war ein anonymer Brief, es war Toilettenpapier drin, eine Art Kalligraphie aus Scheiße. Und ich sage Ihnen, ich ziehe dieses Toilettenpapier, diesen anonymen Brief auf Toilettenpapier Ihren leeren und ignoranten Fragen vor."

Im Kosovo selbst sind die Meinungen gespalten. Dimitrije Dimitric gehört der ethnisch-serbischen Minderheit im Kosovo an:

"T_ut mir leid, ich habe kein Buch von Handke gelesen. Ich lese gerne, aber ich weiß nicht, was er geschrieben hat. Aber was auch immer er über die Serben geschrieben hat, es war gut und richtig. Diejenigen, die ihn angreifen, sollten besser noch einmal darüber nachdenken. Es ist fair, dass er den Nobelpreis bekommt. Diejenigen, die ihn verleihen, tun das mit Bedacht."_

Der Kosovare Milazim Krasniqi ist pensionierter Lehrer und kommt aus dem Dorf Hoca e Madhe 80 Kilometer von Pristina entfernt:

"Der Nobelpreis der schwedischen Akademie hat mich sprachlos gemacht, dass sie im 21. Jahrhundert den Preis an diese Person vergeben können, die ein Freund und Unterstützer von Milosevic war. In unserem Dorf hatten wir mehr als 40 Kriegsopfer, nicht alle von ihnen wurden gefunden."

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Euronews am Abend | Die Nachrichten vom 09.12.2019

"Jeden Tag Ungerechtigkeit": In Nordkosovo kommen viele nicht mehr an ihr Geld

Euro statt Dinar: In Nordkosovo demonstrieren Tausende gegen neue Währung