Vor 30 Jahren vertrieb der Papst den Kommunismus in Polen

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Von Euronews
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Vor genau 30 Jahren besuchte der Papst sein Herkunftsland und scheute nicht davor zurück, das kommunistische Regime zu provozieren.

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Auf diesen Moment hatten viele Polinen und Polen jahrzentelang sehnsüchtig gewartet. Doch ohne Papst Johannes Paul II. (bürgerlich: Karol Józef Wojtyła) wäre der Fall des Kommunismus womöglich nicht passiert.

"Laß den heiligen Geist herabsteigen und das Antlitz der Erde, dieser Erde, erneuern!" - Für die Polen gibt es keine Zweifel; diese prophetischen Worte, die der Papst in Warschau gesprochen hatte, versetzten das von den Russen auferlegte System in eine Todesspirale. Millionen von Polen schlossen sich der Solidaritätsbewegung an, die zum Sturz des Kommunismus in Europa führte.

"Kein Zufall, dass es auf beide Attentate gegeben hat"

Wir haben Jacek Smagowicz getroffen. Er war damals einer der Aktivist bei der polnischen demokratischen Opposition: "Johannes Paul II. und Ronald Reagan - es war kein Zufall, dass es auf beide Attentate gegeben hat. Sie waren spirituelle Führer, um sie herum eine ganze Galaxie edler Antikommunisten."

Auch Ryszard Majdzik, damals ein junger Arbeiter, war bei der Revolution dabei. Ironischerweise nutzte er eine sowjetische Drehmaschine namens "das rote Proletariat" für den Protest. Er erinnert sich noch an die Worte seines Vaters, der auch für ein freies Polen gekämpft hatte:

"Das kommunistische Banditensystem muss fallen"!

"Sohn, denk daran - der Kampf beginnt immer mit dem Einzelnen. Wenn du den richtigen Weg gehst, dann wird ihn auch die polnische Nation einschlagen und wir werden uns die Unabhängigkeit erkämpfen. Denn das kommunistische Banditensystem muss fallen!"

In den frühen 80er Jahren ging es nicht darum, ob das System fällt, sondern wann. Viele Menschen glaubten aber nicht daran, das noch zu erleben, wie etwa der Priester Tadeusz Isakowicz-Zaleski:

"Ich hatte nicht erwartet, dass sich die Sowjetunion auflösen würde. Es war so ein kühner Traum, endlich Autonomie zu erlangen, so eine wie in Jugoslawien, wo es so was Ähnliches wie Freiheit gab."

Langsamer wirtschaftlicher Verfall

Das von den Soviets eingeführte Kriegsrecht und die damit einhergehende Unterdrückung jeglicher Opposition verstärkten den Widerstand gegen das Regime in der polnischen Gesellschaft weiter.

"Als dieses System begann, wirtschaftlich zu zerfallen, da dachte ich, dass es vielleicht irgendeine Perspektive gab, nicht so kurzfristig wie 1989, aber dass es irgendwann möglich sein wird, die Freiheit zurückzugewinnen", meint Historiker Adam Kalita vom Instituto für nationale Erinnerung.

Nach Verhandlungen zwischen den Kommunisten und einem Teil der Opposition fanden 1989 die ersten teilweise freien Wahlen in Polen statt. Daraufhin bildete sich die Regierung Mazowiecki, eine Koalition aus eigentlich politischen Feinden.

"Polen ist unsere gemeinsame Aufgabe"

Auch Boguslaw Sonik war damals Aktivist der demokratischen Opposition: _"Ich wünsche mir, dass jeder versteht, dass Polen unsere gemeinsame Aufgabe ist und dass wir uns um das Land kümmern müssen und uns nicht auf den Tod bekämpfen, wie es jetzt ein wenig aussieht."
_

Die Vereinbarung mit den Kommunisten im Jahr 1989, sie nicht für ihre Verbrechen zu bestrafen, war für viele Solidaritätsaktivisten ein Verrat, für andere ein historischer Erfolg, der ohne Kompromisse nicht möglich gewesen wäre.

30 Jahre nach dem Fall des Kommunismus ist Polen politisch tief gespalten. Das Widersprüchliche an der Geschichte ist, dass die Menschen, die heute rechts oder links stehen, vor Jahren gemeinsam den Kommunismus in Europa demontiert haben.

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