Ostukraine: Es gibt zwar Gesundheitszentren, aber das Personal fehlt

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Von Monica Pinna
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Das Gesundheitswesen gehört zu den Opfern des Ostukraine-Konflikts.

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Ärztemangel, begrenzte medizinische Versorgung, beschädigte Krankenhäuser. Das Gesundheitswesen gehört zu den Opfern des Ostukraine-Konflikts. Wie steht es um die medizinische Versorgung entlang der sogenannten Kontaktlinie? Das ist das Thema in dieser Folge von Aid Zone.

Fakten & Zahlen

Ukrainische Streitkräfte und von Russland unterstützte Separatisten fangen an, Truppen und Waffen von der sogenannten Kontaktlinie in der Ost-Ukraine abzuziehen.

Der Konflikt in den Donbas-Regionen Luhansk und Donezk begann im April 2014 und hat bisher fast 13.000 Menschenleben gefordert. Das Gesundheitswesen ist stark betroffen. 1,3 Millionen Menschen entlang der Kontaktlinie benötigen medizinische Versorgung.

Verlassene Dörfer, nur die Älteren bleiben

Das Dorf Zolote-3 liegt etwa zwei Kilometer von der Kontaktlinie entfernt. Die meisten Einwohner sind geflohen. Viele der Zurückgebliebenen sind ältere Menschen. Entlang der Kontaktlinie sind 30 Prozent der Bewohner über 60 Jahre alt. Weltweit ist das der höchste Prozentsatz älterer Menschen im Bereich humanitäre Maßnahmen. Die Mehrheit dieser alternden Bevölkerung in der Ukraine leidet an chronischen Krankheiten. Das Gesundheitssystem kommt an seine Grenzen.

"In Zolote betreuen wir 1.629 registrierte Patienten", erzählt die Krankenschwester Olha Poliakova. "Jeden Freitag kommt eine Ärztin, untersucht Patienten, schreibt Rezepte und führt kleinere medizinische Eingriffe durch. Die Zahl der Diabetesfälle mit Bluthochdruck und Herzkrankheiten ist gestiegen, vor allem haben wir Diabetes-Patienten."

Personalmangel im Gesundheitswesen

Laut Schätzungen haben rund 1500 Beschäftigte im Gesundheitswesen das Gebiet entlang der Kontaktlinie verlassen. Drei Krankenschwestern leiten das Gesundheitszentrum von Zolote mit einem reduzierten Gehalt. Sie machen auch Krankenbesuche. Die Zolote-3-Einwohnerin Alla Chemetieva sagt: "Vor dem Konflikt hatten wir einen Hausarzt, einen Zahnarzt, einen Gynäkologen und einen Kinderarzt. Als der Krieg begann, flohen die Menschen ohne sich um ihr Gehalt zu kümmern, weil sie Angst hatten."

Unterstützt von der EU: "Médicos del Mundo" ist vor Ort

Die spanische Zweigstelle der Hilfsorganisation "Ärzte der Welt" arbeitet sei 2015 in der Region Luhansk. Ihr Einsatz wird vom Europäischen Amt für humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz finanziert. Mit zwei mobilen Gesundheitsstationen versuchen die Teams den Mangel an Personal im Gesundheitswesen auszugleichen. Die euronews-Reporterin fährt in einer Einheit mit ins Dorf Zolote-3.

"In unserem Team gibt es einen Psychologen, eine Hebamme, einen Arzt und eine Krankenschwester", erklärt "Médicos del Mundo"-Ärztin Diana Serhienko. "Jeden Tag gehen wir an einen anderen Ort, insgesamt sind es neun. Wir besuchen jedes Dorf zwei- oder dreimal im Monat."

Olena Konopkina, Mitarbeiterin der Hilfsorganisation "Médicos del Mundo", sagt: "Wir bieten umfangreiche Leistungen der primären Gesundheitsversorgung sowie Überweisungen in die sekundäre und tertiäre Versorgung und kostenlose Medikamente. Es gibt wirklich viele Probleme, unter ihnen sehr dringende. Zum Beispiel ist das Transportproblem noch nicht gelöst. Und es gibt immer noch Personalmangel."

Die 81-jährige Witwe Halyna lebt allein. Sie bezieht 100 Euro Rente im Monat. Im Gesundheitszentrum erhält sie psychologische Unterstützung und Medikamente für ihren Diabetes. Sie erzählt von den Schwierigkeiten, adäquat behandelt zu werden - sowohl in Bezug auf die Kosten als auch die Entfernung. Ihrer Meinung nach haben die Behörden das Gebiet aufgegeben: "Wir waren das blühende Zentrum im Bezirk. Jetzt liegen wir an der Kontaktlinie, die Behörden haben uns im Stich gelassen. Niemand hält die Gebäude und Häuser in Schuss. Wir sind auf uns allein gestellt."

Während des Konflikts leistete die EU beständig humanitäre Hilfe - zu beiden Seiten der sogenannten Kontaktlinie. Wobei der Bedarf in den Gebieten, die nicht von der ukrainischen Regierung kontrolliert werden, schwer zu beurteilen ist. Srdan Stojanovic vom Europäischen Amt für humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz sagt:

"Abhängig von den Entwicklungen vor Ort, sind wir bereit, unsere Prioritäten zu verschieben und Hilfe zu leisten, wo immer sie notwendig ist - solange wir Zugang erhalten, solange unsere Partner Zugang zu den Hilfsbedürftigen erhalten. Unabhängig von der Umsetzung des Friedensabkommens besteht in dieser Region ein Bedarf an humanitärer Hilfe für mindestens ein oder zwei Jahre."

Die internationale Finanzierung der Gesundheitsversorgung in der Ostukraine ist von 98 Prozent 2014 auf 38 Prozent im Jahr 2018 gesunken.

Journalist • Monica Pinna

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