Duda darf nicht sprechen: Polens Präsident sagt Reise nach Israel ab

Der israelische Ministerpräsident Netanjahu hält eine Rede am Denkmal Yad Vashem in Jerusalem, Mai 2019
Der israelische Ministerpräsident Netanjahu hält eine Rede am Denkmal Yad Vashem in Jerusalem, Mai 2019 Copyright ABIR SULTAN
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Von Orlando Crowcroft
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Wie Steinmeier und Putin wollte auch Polens Präsident bei der Gedenkfeier zum 75. Jahrestag der Auschwitz-Befreiung sprechen. Er warnte mit Absage und wurde enttäuscht.

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Der polnische Präsident Andrzej Duda hat seine Teilnahme an der Gedenkfeier zum 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz Ende dieses Monats abgesagt, weil die Veranstalter ihn als Sprecher nicht eingeplant haben.

Der polnische Vize-Außenminister Pawel Jablonski sagte am Dienstag, es sei "unzulässig", dass Duda nicht auf die jüngsten Äußerungen Putins eingehen dürfe, in denen der russische Präsident Polen die Schuld am Zweiten Weltkrieg zuschreibe.

Es ist nicht das erste Mal, dass Putin Anschuldigungen erhebt in denen er Polen für den Krieg verantwortlich, der 1939 begann, als das Land zuerst von Nazideutschland und zwei Wochen später von der Sowjetunion überfallen wurde.

Polen wurde später zum Schauplatz einiger der schlimmsten Gräueltaten des Naziregimes. Sechs Millionen Juden wurden während des Holocausts ermordet, drei Millionen davon Polen, und weitere 2,5 Millionen nichtjüdische ethnische Polen wurden von den Nazis getötet.

Dudas Büro hat auf Anfragen von Euronews bisher nicht reagiert, die Nachrichtenagentur AP berichtete aber am Dienstag, dass der Präsident einen Sonderrat einberufen habe, um seine Anwesenheit bei der Veranstaltung sowie die anhaltende Krise im Nahen Osten zu diskutieren.

Holocaust-Denkmal

In einer E-Mail-Erklärung bestätigte Yad Vashem, die Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem, dass Duda bei der Zeremonie des Welt-Holocaust-Forums am 22. und 23. Januar nicht als Redner eingeplant sei.

"Die Staats- und Regierungschefs, die zu diesem Ereignis sprechen, repräsentieren die vier Hauptmächte der alliierten Kräfte, die Europa und die Welt von der mörderischen Tyrannei Nazi-Deutschlands befreit haben", sagte ein Sprecher gegenüber Euronews.

"Es ist wichtig zu erwähnen, dass von den 1,5 Millionen Opfern des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau etwa 1,1 Millionen Juden waren, die nur deshalb ermordet wurden, weil sie Juden waren."

"Die Staatsbürgerschaft der Opfer von Auschwitz hat keinen Einfluss auf die Wahl der Sprecher auf dem Fünften Welt-Holocaust-Forum, das von der World Holocaust Forum Foundation und Yad Vashem, dem Welt-Holocaust-Gedenkzentrum, organisiert wird."

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Putin hatte sich gegen eine vom Europäischen Parlament verabschiedete Resolution gewehrt, die besagt, dass die Sowjetunion neben Deutschland die Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg trägt. Der russische Staatschef hat das als "reinen Unsinn" bezeichnet.

Putin argumentiert, dass die Absprachen der Westmächte mit Hitler den Weg für den Zweiten Weltkrieg geebnet hätten. Er zitierte Archivdokumente, die, wie er behauptet, den polnischen Botschafter in Berlin zeigen, der Hitlers Pläne, Europa von den Juden zu befreien, lobt.

Putin nannt den Botschafter "Abschaum" und "antisemitisches Schwein".

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