Ungarn setzt auf staatliche "Babyfabriken"

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Von Nora Shenouda, su
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Ungarn hat ein Demografieproblem, die Bevölkerung schrumpft seit den 1980er Jahren. Durch eine kostenlose zentralisierte Fruchtbarkeitsbehandlung will die Regierung bis 2022 4.000 kleine Ungarn schaffen

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Ungarn hat ein Demografieproblem: Die Bevölkerung schrumpft seit den 1980er Jahren. In den letzten 10 Jahren ist sie um mehr als 100.000 Menschen zurückgegangen. Um die Geburtenrate anzukurbeln, greift die Regierung unter Viktor Orbán zu immer radikaleren Methoden.

Nach Steuerbegünstigungen und Darlehen für junge Familien soll nun auch die künstliche Befruchtung staatlich gefördert werden. Sechs private Kinderwunschkliniken wurden seit Dezember vom Staat aufgekauft, oder besser gesagt, vom Markt genommen, wie Orban bei der offiziellen Ankündigung erklärte. Durch eine kostenlose zentralisierte Fruchtbarkeitsbehandlung will die Regierung bis 2022 4.000 kleine Ungarn schaffen.

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Ministerpräsident Viktor Orbán:

"Wenn wir ungarische Kinder wollen statt Einwanderern und die ungarische Wirtschaft die notwendigen Mittel beschaffen kann, besteht die einzige Lösung darin, mit so viel Geld wie möglich Familien beim Kinderkriegen zu unterstützen."

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Diagnostik, Medikamente und Behandlung von Unfruchtbarkeit sollen gratis sein und mehr Menschen den Zugang zu Behandlungen ermöglichen. Experten kritisieren die Zentralisierung.

Nora Shenouda, Euronews:

"Der Staat hat sechs Fruchtbarkeitskliniken gekauft. Laut Insidern sollen sie damit einverstanden gewesen sein. Unseren anonymen Quellen zufolge wollten ihre Eigentümer sie ohnehin loswerden."

SKEPTISCHE GESUNDHEITSEXPERTEN

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Der Gesundheitsexperte Zsombor Kunetz fürchtet, der Schuss könnte nach hinten losgehen:

"Wir wissen doch, dass der Staat nicht gut wirtschaftet. Die Qualität der von öffentlichen Einrichtungen erbrachten Dienstleistungen ist in der Regel schlechter als die von privaten."

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Gabriella Lantos, eine andere Gesundheitsexpertin, meint, dass das Problem Unfruchtbarkeit nicht nur eine Frage des Geldes ist. Ungarn habe nicht nur zu wenige Kinder, sondern auch nicht genügend Embryologen, Endokrinologen und Hämatologen, um dem abzuhelfen:

"Plötzlich fließen Unmengen von Geld in dieses System, obwohl es in Ungarn nicht genügend Experten gibt. Das wird also nicht funktionieren, auch weil sie die Effizienz nicht messen und ohne Konkurrenz die Effizienz leidet. Das alles ist nur ein Zeichen dafür, dass die Behandlung von Unfruchtbarkeit zu einer der demografischen Geheimwaffen geworden ist, weil sie die Migration abwehren wollen – das wird nicht klappen."

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Übrigens - deutlich mehr als eine halbe Million Ungarn und Ungarinnen (bei einer Bevölkerungszahl von insgesamt 9,7 Millionen) leben mittlerweile in Westeuropa. Ein Großteil ist während Orbáns Regierungszeit ausgewandert, jedes Jahr kommen Zehntausende dazu - darunter viele gut ausgebildete Frauen im besten gebärfähigen Alter....

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