Risiko Armut und Alter - immer mehr Kältetote

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Von Ádám Magyar
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In Ungarn, vor allem in der Hauptstadt Budapest, führt eine Mischung aus Minusgraden, hohen Mietpreisen, Armut und Alter jeden Winter zum Tod Hunderter Menschen. Auch wer eine Wohnung hat, ist davor nicht sicher.

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Der Alltag für Obdachlose in der ungarischen Hauptstadt Budapest wird immer härter. Einhundert Menschen starben seit September an Unterkühlung. Wer nachts keinen Unterschlupf findet, riskiert bei Temperaturen unter Null Grad im Freien nicht nur eine Strafe sondern auch sein Leben.

Kälte im Freien, Unsicherheit in öffentlichen Anlaufstellen

Doch auch die Unterkünfte bergen Gefahren. Drei Mal hat Mihaly dort Zuflucht gesucht, jedes Mal sei er ausgeraubt worden, so sagt er: "Ich gehe da nicht mehr hin. Die Leute stehlen und es gibt Schlägereien. Ohne mich."

Menschen mit Arbeit leben im Freien, Alte und Arme erfrieren ohne Heizung daheim

Am Stadtrand, im Wald, stehen Zelte. Der Besitzer dieses Unterschlupfes hat eine Arbeit, verheimlicht seine Wohnsituation vor seinem Chef. Im Winter kämpft er mit der Kälte, im Sommer gegen Ameisen und Zecken. Eine Wohnung mieten? Für ihn unmöglich, denn auch in Budapest schießen die Mietpreise durch die Decke. Doch auch eine Wohnung schützt nicht immer. Fast zwei Drittel aller Kältetoten wurden in ungeheizten Wohnungen und Häusern gefunden.

"Es handelt sich um ältere Menschen und um Kranke, die allein leben", erklärt Endre Simó, Mitbegründer der Hilfsorganisation "Ungarisches Soziales Forum". Einige Stunden bei Temperaturen zwischen fünf und zehn Grad Celsius seien bereits lebensgefährlich. Diese Menschen seien nicht mehr in der Lage, sich selbstständig um Wärme zu kümmern oder dafür zu bezahlen.

Seit 1990 starben in Ungarn 8500 Menschen an Unterkühlung.

"Seit das Übernachten im Freien verboten wurde, müssen sich immer mehr Menschen mit Zelten behelfen. Die Zahl der Kältetoten steigt von Winter zu Winter", so euronews-Korrespondent Ádám Magyar.

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