Nur stundenweise Trinkwasser: So leben die Menschen in Bulgarien

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Von Ronald Krams
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In der 90 000-Einwohner-Stadt Pernik herrscht Trinkwassermangel. Der dafür verantwortliche ehemalige Umweltminister Bulgariens, Neno Dimov, sitzt in Untersuchungshaft, doch die Wasserkrise wird immer schlimmer.

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Es ist 15.00 Uhr in Pernik, 20 km südlich der Hauptstadt Sofia. In der 90 000-Einwohner-Stadt herrscht Trinkwassermangel. Der dafür verantwortliche ehemalige Umweltminister Bulgariens, Neno Dimov, sitzt in Pernik in Untersuchungshaft, doch die Wasserkrise wird immer schlimmer.

Dazu Mihaela Ivailova, Chefin des Kindergartens "Kalina Malina":

"Wir bekommen Mineralwasser für die Kinder, zum Trinken und zum Kochen. Für Reinigungs- und Sanitärzwecke lagern wir Wasser in Fässern. Wenn das Wasser um 15.00 Uhr läuft, waschen und putzen wir und füllen dann für den nächsten Tag auf".

Erst mit einer Stunde Verspätung läuft das Wasser aus dem Hahn im Kindergarten, was nicht ungewöhnlich ist. Perniks Trinkwasserreservoir, der "Studenastausee" reicht nicht aus.

"Hier gibt es nicht mehr viel Wasser. Es gibt noch etwa 3 Millionen Kubikmeter von vormals 20 Millionen. Das wäre genug, wenn es nicht auf dem ganzen Weg nach Pernik große Verluste gäbe".

Etwa 65 % des Trinkwassers gehen durch Rohrleitungslecks verloren. Die Wasserrationierung hat sich seit dem Beginn im November verschärft, sie wird den Prognosen zufolge bis mindestens April dauern.

Der Hauptgrund ist, dass nur die Fabriken der Industriestadt kontinuierlich Wasser erhalten. Der damalige Umweltminister Neno Dimov war alamiert, änderte den Wasserverteilungsplan, aber nicht zugunsten der Einwohner. Dazu Stanislav Vladimirov, Bürgermeister von Pernik:

"Der "Studenastausee" darf die Industrie nicht mehr beliefern. Die Priorität liegt bei der Versorgung der Bewohner. Wir können es uns nicht leisten, sauberes Trinkwasser in die Fabriken zu liefern. Das sind große Industriebetriebe, sie können Brunnen bohren und langfristig eine alternative Wasserversorgung finden".

Die örtlichen Gewerkschaften warnen davor, den Betrieben das Wasser abzudrehen. 1500 Beschäftigte könnten ihren Job verlieren. Bulgariens oppositionelle Sozialisten haben im Parlament einen Misstrauensantrag gegen die konservativ-nationalistische Koalitionsregierung in Sofia eingebracht.

Hintergrund sind nicht nur Probleme bei der Wasserversorgung, sondern auch eine enorm verschlechterte Luftqualität.

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