Alles, was wir über den Coronavirus-Fall in Deutschland wissen

Tests an der Charité in Berlin
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Von Alexandra Leistner
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Der erste bestätigte Coronavirus-Patient in Deutschland hat sich bei einer chinesischen Kollegin seiner Firma angesteckt. Er befindet sich in einem Schleusenzimmer in einem Münchener Krankenhaus.

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Es war zu erwarten, wie der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn am Dienstagmorgen sagte: Auch in Deutschland wurde das Coronavirus jetzt nachgewiesen. Was wir bisher über den Fall und das Vorgehen der Behörden wissen:

Wer ist der Patient und wie hat er sich angesteckt?

Bei dem Patienten handelt es sich um einen Mann, der im Landkreis Starnberg arbeitet und im Landkreis Landsberg am Lech lebt. Der 33-Jährige arbeitet bei der Firma Webasto im Landkreis Starnberg in Oberbayern. Dort hat er in der vergangenen Woche, am Dienstag, an einer Fortbildung teilgenommen, zu der auch eine Kollegin aus China angreist war.

Die Kollegin des Werks von Webasto in China kommt aus Schanghai, hatte aber nach Erkenntnisse der Behörden vor ihrer Reise nach Deutschland Besuch von ihren Eltern aus der Region Wuhan, der Region in der der Ausbruch des Coronavirus lokalisiert wurde.

Die Frau befand sich vier Tage lang in Deutschland und reiste am Donnerstag vergangener Woche zurück nach Schanghai. Auf dem Rückflug soll sie grippeähnliche Symptome verspürt haben und ließ sich bei ihrer Rückkehr am Freitag medizinisch untersuchen und testen. Dabei wurde der Coronavirus bei der Frau nachgewiesen.

Am Montag wurde dann das Unternehmen in Starnberg über die Erkrankung der Mitarbeiterin informiert und hat seinerseits das Gesundheitsministerium informiert.

Der Patient, der sich seit gestern abend in Behandlung befindet, gab daraufhin an, sich am Wochenende krank gefühlt zu haben und brochitische Symptome gehabt zu haben. Am Montag erschien er aber bei der Arbeit weil es ihm wieder besser ging.

Die Task Force des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) entschied, dass der Mann medizinisch untersucht werden solle und ein Test, der am Montagnachmittag durchgeführt wurde, kam am Abend positiv zurück.

Wie geht es dem Mann und wie wird er behandelt?

Der 33-jährige Patient wurde nach dem positiven Test stationär aufgenommen. Nach Angaben des Chefarztes des Klinikums Schwabing, Dr. Clemens Wendtner, geht es dem Mann "sehr gut", er habe kein Fieber, sei ansprechbar und habe auch keine Atemwegssymptomatik mehr. Er sei wach und ansprechbar und befände sich außer Lebensgefahr.

Für Mitpatienten bestehe keine Gefahr. so Wendtner, auch die Sonderisolierstation sei bisher nicht aktiviert worden - er befindet sich aber in einem sogenannten Schleusenzimmer, das mit Schleuse und Unterdruck gesichert sei.

Es ist wichtig bei Infektionserkrankungen, dass man Fälle sehr schnell erkennt.
Andreas Zapf
Präsident des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit

Vorkehrungen im Krankenhaus entsprächen dem normalen Protokoll auf einer infektiologischen Station: Handschuhe, Mundschutz und Augenschutz.

Wie lange der Patient im Krankenhaus bleiben muss ist bisher nicht klar. Seine Körpersekrete würden auf Viren getestet und wenn mit Absprach der Behörden entschieden wird, dass das Virenniveau gering genug ist, könne er wieder entlassen werden. Wann das der Fall ist, sei bisher nicht abzusehen.

Was ist neu bei dem Fall in Deutschland?

Der Münchner Patient hat sich bei seiner chinesischen Kollegin angesteckt, als diese offenbar noch keine Symptome zeigte. Den Behörden zufolge ist dies der erste Fall, bei dem die Ansteckung so verlief.

Auf Nachfrage von Journalisten teilte der Präsident des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Andreas Zapf, mit, dass es nicht auszuschließen sei, dass sich Menschen mit dem Virus angesteckt haben und es nicht bemerkt haben, weil die Symptome schon wieder abgeklungen sind, bzw, der Krankheitsverlauf nicht so schwer ist, als dass die Personen getestet werden.

Die Tests können in den entsprechend ausgestatten Laboren innerhalb von 4 bis 5 Stunden ein Ergebnis bringen.

Sehen Sie die Pressekonferenz des bayerischen Gesundheitsministeriums und des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hier in voller Länge

Wie gehen die Behörden jetzt vor?

Sowohl die Familie als auch die Kollegen des Infizierten wurden nach Informationen des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit angewiesen, sich für 14 Tage - die Zeit der Inkubation - in häusliche Isolierung zu begeben.

Andere Kontaktpersonen werden jetzt ermittelt. Rund 40 Personen haben die Behörden eigenen Angaben nach bisher gefunden. Allerdings wird nur gestestet, wer Symptome aufweist und das ist bisher bei keiner der Personen der Fall. Es sei anzunehmen, dass der Kreis der Personen, mit denen sowohl die Chinesin als auch der Patient in Deutschland in Kontakt waren, sich vergrößert, so der Leiter der Task Force Infektiologie des LGL Dr. Martin Hof.

Das bayerische Gesundheitsministerium richtet im Laufe des Tages eine Hotline ein, unter der sich besorgte Bürger zu allen Fragen rund um Ansteckung und Krankheitsverlauf sowie Vorgehen bei Symptomen informieren können.

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Niedergelassene Ärzte sollen über das Verhalten bei Verdachtsfällen informiert werden. Das Risiko für die Bevölkerung in Bayern wird aber nach wie vor als "moderat" eingestuft.

Auf der Internetseite des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) sollen ebenfalls im Laufe des Tages Informationen veröffentlicht werden.

Welche Maßnahmen werden an Flughäfen getroffen?

Reisende aus China werden mit Plakaten darüber informiert, was sie machen sollen im Fall von Symptomen. Unter anderem werde dort auf chinesisch darüber informiert, wen man in diesem Fall kontaktierten soll, so das LGL.

Die Flugdaten der Chinesin sind nach Angaben der Gesundheitsexperten bekannt, die Personen in den Maschinen, mit denen sie zurückgeflogen ist, würden informiert und sollen sich melden, falls Symptome auftreten.

An den Flughäfen in Deutschland sind nach Angaben des Leiters der Task Force Alarmpläne in Kraft. Nach Angaben des Gesundheitsministers Jens Spahn soll die eine Ausbreitung der neuen Lungenkrankheit aus China mit einigen weiteren Maßnahmen verhindert werden. Bei Flügen aus China sollen die Piloten vor dem Landen an deutschen Flughäfen den Tower über den Gesundheitszustand der Passagiere informieren. 

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Reisende aus China sollen Formulare ausfüllen, wie sie in den nächsten 30 Tagen zu erreichen sind. Die Airlines sollen die Angaben für diesen Zeitraum abrufbar halten. Damit sollen in Infektionsfällen Kontaktpersonen ausfindig gemacht werden können - etwa, wer neben wem gesessen hat.

Wie unterscheidet sich die Erkrankung mit dem Coronavirus von der Grippe?

Patienten, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben zeigen zwar gippeähnliche Symptome, der Krankheitsverlauf sei aber mit einer starken Atemwegsinfektion verbunden. Auch müssten bei Patienten ein direkter oder indirekter Kontakt in die Region Wuhan in China bestanden haben.

Wie kann ich mich vor dem Virus schützen?

Das Risiko einer Ansteckung bei einer infizierten Person ist laut Experten neben dem Austausch von Körperkontakt auch bei Geprächen, die länger als 15 Minuten dauern, gegeben. Es gelten die Vorsichtsmaßnahmen, die auch bei anderen über Tröpfcheninfektion weitergegebenen Krankheiten bekannt sind: Hände regelmäßig waschen, Abstand halten zu Personen, die Symptome aufweisen und Räume regelmäßig lüften.

Sind Sie gegen Grippe geimpft?

Zwar kann die Grippeimpfung nicht vor dem Coronavirus schützen - rund 20.000 Infektionen und tausende Todesfälle pro Saison in Deutschland sind jedoch so nach Informationen von Ärtzen vermeidbar.

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