Telefonstreich sorgt für Aufregung und AfD droht Ramelow zu wählen

Telefonstreich sorgt für Aufregung und AfD droht Ramelow zu wählen
Copyright Copyright 2019 The Associated Press. All rights reservedMichael Sohn
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Von Kirsten Ripper mit dpa
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In Thüringen überschlagen sich weiter die Ereignisse: ein Youtuber hat sich für Kemmerich ausgegeben und der Linken-Chefin ein Angebot gemacht.

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Trotz des angekündigten Rückzugs von Thomas Kemmerich kommt Thüringen nicht zur Ruhe. An diesem Sonntag wird bekannt, dass der Youtuber Klemens Kilic sich für Ministerpräsident Thomas Kemmerich ausgegeben und der Linken-Chefin den Posten der Innenministerin angeboten hat. Dieses Angebot hatte Susanne Hennig-Wellsow gegenüber dem SPIEGEL erwähnt, der darüber berichtete. Der Youtuber Klemens Kilic steht der AfD nahe und wird im Internet von deren Anhängern für seinen Coup gefeiert.

Ein Video des Fake-Anrufs hat Klemens Kilic auch auf YouTube veröffentlicht.

"Rechter Troll"

Auf Facebook schreibt Susanne Hennig-Welsow: "Jetzt weiß ich: In Wirklichkeit war es ein rechter Troll, der schon Politiker aus anderen Parteien mit Telefonscherzen belästigt hat, um sich dann in der rechtsradikalen Social Media Blase von anderen rechten Trollen feiern zu lassen.

Ich habe den Anruf zur Kenntnis genommen und meine Gremien von dem Anruf informiert, den ich fälschlicherweise tatsächlich Thomas Kemmerich zugeordnet habe. Wer das ohne mein Einverständnis mitgeschnittene Telefonat, das nun auf YouTube steht, anhört, wird bestätigen können, dass ich dieses „Angebot“ weder angenommen habe, noch mit dem Anrufer darüber „verhandelt“ habe. Ich habe es zur Kenntnis genommen und mitgeteilt, dass ich meine Parteigremien von dem Anruf informiere."

„Telefonstreich“ durch Klemens Kilic In der Nacht des 5.2., nachdem Thomas L. Kemmerich zum Ministerpräsidenten gewählt...

Publiée par Susanne Hennig-Wellsow sur Dimanche 9 février 2020

Wählt die AfD jetzt Ramelow?

Der Thüringer AfD-Fraktionsgeschäftsführer Torben Braga rechnet nicht mit AfD-Stimmen bei einer Ministerpräsidentenwahl des linken Ex-Regierungschefs Bodo Ramelow. "Ich gehe nicht davon aus, dass auch nur ein Abgeordneter der AfD für eine weitere Amtszeit von Bodo Ramelow stimmen würde", sagte Braga am Sonntag in Erfurt.

AfD-Bundestagsfraktionschef Alexander Gauland hatte nach Kemmerichs Rücktritt gesagt: "Die kopflose Reaktion von CDU und FDP bringt mich zu der Empfehlung an die thüringischen Freunde, das nächste Mal Herrn Ramelow zu wählen, um ihn sicher zu verhindern - denn er dürfte das Amt dann auch nicht annehmen."

Ablehnend reagierte Braga auf den Vorschlag von FDP-Chef Christian Lindner, einen unabhängigen Übergangs-Ministerpräsidenten bis zu einer Neuwahl des Parlaments zu wählen. "Wir teilen die Auffassung nicht, dass Neuwahlen nötig sind", sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der AfD, die nach der Linken die zweitstärkste Landtagsfraktion in Erfurt stellt. Der Landtag habe mit den schwierigen Mehrheitsverhältnissen zu arbeiten. "Neuwahlen würden nicht viel daran ändern", so Braga.

Bodo Ramelow kritisierte auf Twitter den möglichen weiteren Schachzug der thüringischen AfD.

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