Trotz EU-Naturschutz: 90 Jahre alter Wald abgeholzt

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Von Gábor Tanács
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In der ungarischen Region "Südliche Große Tiefebene" empören sich Umweltschützer über das Vorgehen der nationalen Wasserwirtschaftsbehörde.

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Kahlschlag in einem Wald der ungarischen Region "Südliche Große Tiefebene". Verantwortlich ist die nationale Wasserwirtschaftsbehörde, die den 90 Jahre alten Forst in Tiszaug im Rahmen eines EU-Hochwasserschutzprojekts hat abholzen lassen, obwohl er unter dem Schutz des Natura 2000 EU-Programms steht. Nach Angaben des World Wide Fund For Nature ist der Schaden enorm.

Katalin Sipos ist WWF-Ländermanagerin in Ungarn: "Kolonien geschützter Fledermäuse überwinterten in den Baumhöhlen, und ein Nest des seltenen Schwarzstorchs wurde in dem Gebiet registriert. Es ist also ein Nistplatz für eine geschützte Vogelart und ein seltener und wertvoller natürlicher Lebensraum."

"Lebensraum verringert sich"

Die letzten natürlichen Wälder in der ungarischen Tiefebene befinden sich innerhalb der Flusseinzugsgebiete.

Der ungarische Ornithologe Gábor Ónodi erklärt, warum diese alten Wälder unentbehrlich sind, wenn die vielfältige Tierwelt erhalten werden soll: "Der potenzielle Lebensraum für diese seltenen Arten hat sich erneut verringert. Der Schwarzstorch hat klare Präferenzen: Er braucht eine bestimmte Baumstruktur, hohe alte Bäume um sein Nest herum mit einer bestimmten Kronenstruktur, um ihn vor den Raubtieren zu schützen."

Wasserwirtschaftsbehörde kontra Umweltbehörde

Nach Angaben der Wasserwirtschaftsbehörde lag eine Genehmigung der Forstbehörde vor, während Umweltschützer behaupten, dass die von der Umweltbehörde auferlegten Beschränkungen eindeutig verletzt wurden.

Dazu WWF-Managerin Katalin Sipos: "Mit der Genehmigung des Projekts wurde die Wasserwirtschaftsbehörde ausdrücklich angewiesen, die alten Bäume stehen zu lassen und Bäume nur zwischen dem 1. August und dem 15. Oktober zu fällen."

Die Wasserwirtschaftsbehörde sagt, dass die Hochwasserbecken gereinigt werden müssen, um den zunehmenden Überschwemmungen standzuhalten.

Nichtregierungsorganisationen fordern in Bezug auf die Zunahme von Überschwermmungen, dass das Flussbett vertieft werden sollte, um so viel Wasser wie möglich aufzunehmen.

Euronews.Korrespondent Gábor Tanács kommentierte vor Ort: "Dieser unter EU-Schutz stehende Wald wurde von der ungarischen Wasserwirtschaftsbehörde im Rahmen eines teilweise von der EU finanzierten Projekts zerstört. Ihrer Ansicht nach war das Fällen dieser 90 Jahre alten Bäume legal und für den Hochwasserschutz notwendig. Umweltschützer sagen, dass die wasserwirtschaftlichen Ziele Ungarns erreicht werden könnten, ohne die verbleibenden Grünflächen des Landes zu zerstören."

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