Balkan: Gier und Gleichgültigkeit zerstören UNESCO-Erbe

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Von Borjan Jovanovski
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Die UNESCO droht der Nordmazedonischem stadt Ohrid mit dem Entzug des Welterbestatus, der für das attraktive Touristenziel bares Geld wert ist. Die Interessen derer, die am Tourismus noch mehr verdienen wollen, scheinen wichtiger als der Erhalt der Stadt.

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Die Stadt Ohrid und der See gleichen Namens sind eine Perle des Balkans. Der grössere Teil gehört zu Nordmazedonien, der kleinere zu Mazedonien. Als einer der ältesten Seen der Erde ist er zusammen mit der Stadt seit 1979 Unesco Kultur- und Naturerbe. Denn die Stadt zählt zu den ältesten menschlichen Siedlungen Europas und war einst kulturelles Zentrum für alle Nationen slawischer Sprache. Mit Kirchen, Klöstern und ihrer Altstadt ist sie das vollständigste Ensemble antiker Stadtarchitektur in diesem Teil Europas.

UNESCO droht mit Entzug des Welterbestatus

Allerdings droht die UNESCO mit dem Entzug des Welterbestatus, der für das attraktive Touristenziel bares Geld wert ist. Die Interessen derer, die am Tourismus noch mehr verdienen wollen, scheinen wichtiger als der Erhalt der Stadt, deshalb werden in Ohrid die Vorgaben der Unesco seit langem ignoriert. Auf der letzten UNESCO Konferenz in Baku kamen denn auch deutliche Warnzeichen - den lokalen Behörden wurde klar gesagt, dass Ohrid jetzt seinen Status verlieren könnte.

**Edmond Ademi, Minister ohne Geschäftsbereich in der nordmazedonischen Regierung
**

"Die Unesco sieht sich völlig ignoriert, ihre Empfehlungen werden schon seit Jahren nicht mehr umgesetzt. Und es stimmt, ihre Briefe, ihre Empfehlungen werden seit 2009 von unseren Institutionen und Gemeinden ignoriert."

Die Regierung versucht, die Einhaltung der UNESCO Vorgaben auch juristisch durchzusetzen. Diese Versuche versanden allerdings im lokalen Justizsystem.

**Edmond Ademi:
**

"Leider sind viele der Verfahren aus uns unbekannten Gründen in diesem Justizlabyrinth stecken geblieben. Würde alles mit rechten Dingen zugehen, könnte das nicht passieren. Wir sind leider gezwungen anzunehmen, dass da ein System dahinter steckt."

Auf der Strecke bleibt die Stadt mit ihrer traditionellen Architektur. Aber es gibt Bürger, die sich wehren, die ihr Ohrid erhalten wollen statt dem Bauboom freien Lauf zu lassen:

Trajce Talevski, NGO "SOS Ohrid".

"Es sind neue Gebäude geplant, die nichts mit der alten Architektur hier gemein haben. Wenn Ohrid den UNESCO den Welterbestatus verliert, wird das eine Katastrophe für die Stadt und den See. Stellen Sie sich vor, was passiert, wenn Ohrid ohne den Schutz der UNESCO da steht und nur diese Leute am Drücker sind."

Die Retter des alten Ohrid hoffen noch immer darauf, das sich die Regierung durchsetzen kann gegen die anscheinende Korruption, die die Stadt zerstört.

Borjan Jovanovski, euronews, Ohrid

"Es sind nur noch wenige Monate bis zur UNESCO-Konferenz im Juli, auf der entschieden werden soll, ob Ohrid weiter unter Schutz steht. Wenige Monate, in denen noch viele Folgen aus dreissig Jahren Vernachlässigung und Gier korrigiert werden müssen. Einer Gier, die das Erbe dieser Stadt im Süden des Balkans schwer beschädigt hat."

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