Sparkassen warnen: Digitales Zentralbankgeld nicht überstürzen

Sparkassen warnen: Digitales Zentralbankgeld nicht überstürzen
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Von Sigrid Ulrich
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Die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe haben vor einer überstürzten Einführung von digitalem Zentralbankgeld gewarnt: Erst müssten die gesamtgesellschaftlichen Wirkungen kritisch reflektiert werden

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Es könnte E-Euro heißen oder digitaler Euro - digitales Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency, CBDC). Digitales Zentralbankgeld gibt es zur Zeit noch nirgends. Eine Gruppe von Zentralbanken prüft unter Koordination der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich die Vor- und Nachteile von CBDC. Jetzt haben die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe vor einer überstürzten Einführung von digitalem Zentralbankgeld gewarnt: Erst müssten die gesamtgesellschaftlichen Wirkungen kritisch reflektiert werden.

So müssten vor allem Stabilität und Effizienz des Finanzsystems gewahrt bleiben, mahnten die Sparkassen-Fachleute. Ein CBDC-System würde zumindest teilweise sogenanntes Giralgeld ersetzen – etwa Geldguthaben auf Bankkonten. Die Schaffung digitalen Zentralbankgeldes dürfe jedoch das Bankensystem als Vermittler nicht gefährden – etwa bei der Vergabe von Krediten, da gehe es auch um die Förderung unternehmerischer Kreativität.

Weitere Skepsis der Sparkassen-Fachleute gegen Bitcoin (seit 2009), die von Facebook für 2020 angekündigte „Libra“ & Co:

- Die Auswirkungen eines CBDC-Systems auf den Banken- und den Finanzsektor Die gesellschaftliche Akzeptanz und die geldpolitischen Optionen der Zentralbank hingen entscheidend von deren Ausgestaltung ab

- Die technische Unabhängigkeit der Zentralbanken dürfe durch die konkrete Ausgestaltung einer digitalen Währung nicht verletzt werden. Nur politisch, finanziell und eben auch technisch unabhängige Zentralbanken können ihre Ziele am besten erreichen.

Auch als Reaktion auf das Aufkommen von Bitcoin und anderer Kryptowährungs-Projekte analysieren Zentralbanken seit 2014 eine mögliche Einführung einer eigenen digitalen Währung. Die Ankündigung von "Libra" im Sommer 2019 hat diesen Prozess weiter beschleunigt, auch die Zentralbanken in China und Kamboscha sind am Thema dran.

Laut Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) untersuchen aktuell rund 80 Prozent der weltweiten Zentralbanken Implikationen einer CBDC-Einführung, knapp 10 Prozent haben schon Pilotprojekte entwickelt.

Die 386 Sparkasseninstitute mit 9.492 inländischen Zweigstellen (2018) - in der Regel gemeinnützige öffentlich-rechtliche Universalbanken in kommunaler Trägerschaft – kommen in Deutschland auf etwa 18 Prozent des Geschäftsvolumen des Bankenmarkts.

WAS MACHT GELD ZU GELD?

Geld ist, was Geldfunktion erfüllt, und das wird immer immaterieller: Im Alltag sind dies heute vor allem Münzen und Banknoten - der Umlauf basiert auf dem Vertrauen, dass man für seine Scheine und Münzen jederzeit Güter und Dienste erwerben kann. Bis vor knapp einem Jahrhundert wurde dieses Vertrauen in vielen Ländern durch einen sogenannten Goldstandard untermauert - dieses Recht auf einen Umtausch von gesetzlichen Zahlungsmitteln in eine feststehende Menge Gold ist praktisch abgeschafft. An die Stelle eines solchen Standards trat das geldpolitische Management der Notenbanken, das Preisniveaustabilität sicherstellen soll.

Sigrid Ulrich

© AP, AFP
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