"Skulpturen küssen verboten!" Was Kirchen in Europa gegen das Coronavirus tun

Gläubige erhalten die Kommunion während der Messe in der griechisch-orthodoxen Kirche in Aleppo, Syrien, Dezember 2019.
Gläubige erhalten die Kommunion während der Messe in der griechisch-orthodoxen Kirche in Aleppo, Syrien, Dezember 2019. Copyright AFP
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Von Euronews
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Krankheiten könnten nicht durch den "gemeinsamen Kelch des Lebens" übertragen werden, glaubt die griechisch-orthodoxe Kirche.

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Die Maßnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus haben nicht nur Regierungen, sondern auch Kirchen in ganz Europa dazu veranlasst, Maßnahmen gegen eine weitere Verbreitung zu ergreifen.

Allerdings gibt es Ausnahmen: In der griechisch-orthodoxen Kirche wird der Wein im Rahmen der heiligen Kommunion etwa mit einem gemeinsamen Löffel für alle Gläubigen verteilt. Trotz der Besorgnis über eine Verbreitung kündigte die Heilige Synode an, dass sie an diesem Brauch weiter festhalten werde.

Unterricht gestoppt, Löffel beibehalten

Krankheiten können nicht durch den "gemeinsamen Kelch des Lebens" übertragen werden, heißt es in einer Erklärung, die am Montag verlesen wurde.

Am Sonntag richtete die Heilige Synode ein Gebet gegen COVID-19 und forderte die Gemeinde auf, die Richtlinien des griechischen Gesundheitsministeriums zu befolgen. Die Kirchen verteilten auch Informationsbroschüren.

Man solle sich an die von Experten vorgeschlagenen Hygienevorschriften halten. Gefährdeten Gruppen wurde empfohlen, ihr Haus nur zu verlassen, wenn es unbedingt notwendig ist. Diejenigen, die Symptome aufweisen, sollten sich nicht an Orte begeben, an denen sich andere Menschen aufhalten. Die Eucharistiefeier mit einem einzigen Löffel aber soll beibehalten werden.

"Wir verfolgen nur offizielle Anweisungen und das, was Wissenschaftler uns empfehlen", so die Erklärung der griechisch-orthodoxen Kirche. "Lasst uns alle unsere Gebete intensivieren."

Die Kirche kündigte auch an, dass der Unterricht an religiösen Schulen bis auf Weiteres eingestellt wird.

Deutschland: Brot statt Wein

Die Deutsche Bischofskonferenz hat Gläubige dazu aufgefordert, wegen des Coronavirus andere nicht zu berühren, auch nicht bei Gebet und Friedensgruß. Im Gottesdienst soll die Hostie zudem in die Hand und nicht direkt in den Mund übergeben werden.

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland empfahl am Montag keine flächendeckende Schließung von Moscheen. "Ausdrücklich empfehlen wir aber, Großveranstaltungen in der Moschee ohne gottesdienstlichen Hintergrund in der nächsten Zeit zu vermeiden." Zudem sollen Händeschütteln und Umarmungen unterlassen werden. Falls Schließungen durch örtliche Behörden angeordnet werden oder aufgrund von Verdachtsfällen nötig sind, soll Zuhause gebetet werden.

Weil ein Kirchenangestellter in Bielefeld positiv auf das Virus getestet wurde, hat eine Pfarrei alle Gottesdienste abgesagt. Nach Informationen des Portals Katholisch.de hatte der 53-jährige Gemeindereferent sich bei einer Israel-Reise mit dem Virus infiziert. Aus seiner Reisegruppe gebe es einen weiteren bestätigten Coronavirus-Fall und andere Kontaktpersonen würden getestet. Die Pfarrer der Gemeinde, die mit dem Mann in Kontakt waren, sind in häuslicher Quarantäne, wie das Domradio berichtet.

Auf dem Portal kath.net wird darauf hingewiesen, dass einige Katholiken die Heilige Corona verehren - die Patronin der Schatzgräber, die auch im Kampf gegen Seuchen (und Unwetter) angerufen wird.

Die evangelische Kirche in Hessen und Nassau hat ihren Gemeinden empfohlen, beim Abendmahl "auf das Herumreichen des Kelches mit Wein zu verzichten", auch im Brot könne die "ganze Fülle des Heils empfangen" werden.

Kranke und deren Angehörige sollen von evangelischen Gemeinden und Einrichtungen zudem vor sozialer Ausgrenzung bewahrt werden, und "im Rahmen unserer Möglichkeiten" seelsorglich beigestanden werden.

Italien: Der Papst nur im Livestream

In Italien wurden im Zuge der im Land eingerichteten Schutzzone alle kirchlichen Aktivitäten abgesagt. Bis zum 3. April werden keine Gottesdienste, Beerdigungen oder Hochzeiten organisiert.

Das letzte Angelusgebet des Papstes wurde online gestreamt und einen Gottesdienst am Dienstag feierte der Pontifex allein in der Kapelle Santa Marta im Vatikan - als Teil der Vorsichtsmaßnahmen gegen die Ausbreitung des neuen Virus.

Franziskus hat zudem Priester aufgefordert, sich mit Kranken zu treffen, obwohl Italien landesweit abgeriegelt ist und der Rat gegeben wird, sich von anderen - vor allem kranken - Menschen fernzuhalten.

Der Vatikan kündigte an, dass die Basilika und der Petersplatz bis zum 3. April für Touristen gesperrt sind.

Spanien: Heilige Skulpturen nicht berühren!

Spanien hat den Zugang zu Kirchen anders als Italien nicht eingeschränkt, doch die Kirchen haben im Vorfeld der Osterfeierlichkeiten Maßnahmen ergriffen, um eine Ansteckung mit dem Virus zu vermeiden.

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Die spanische Kathedrale von Santiago de Compostela hat Besuchern verboten, die Skulptur des Apostels Jakobus zu umarmen. Das gehört bei vielen Pilgern eigentlich zum Protokoll.

Im Gegensatz zu den griechischen Behörden hat die Kathedrale auch das Weihwasser entfernt, und das Erzbistum Madrid hat Gläubige gebeten, die Skulpturen nicht zu küssen.

Die Diözese Cartagena-Murcia im Südosten Spaniens hat die Gläubigen gebeten, bei der Verehrung der Bilder Gesten zu vermeiden, die eine Gefahr für die Verbreitung der Krankheit darstellen könnten.

Sie empfahlen auch, während der Messen den Handschlag des Friedens auszusetzen und die Kommunion vorzugsweise in der Hand und nicht im Mund zu empfangen.

Frankreich: Anhänger einer Freikirche nach Covid-19 tot

In Mülhausen ist offenbar die Veranstaltung einer Freikirche mit rund 2.000 Personen zu einem Herd für die Ausbreitung des Coronavirus geworden. Das teilten die französischen Gesundheitsbehörden in der vergangenen Woche mit. Die Teilnehmer kamen auch aus den angrenzenden Ländern, Deutschland und der Schweiz. Fünf Menschen, die sich im Rahmen der Veranstaltung ansteckten, sind bisher an der Krankheit gestorben. Mehrere Schweizer steckten sich an.

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Das Treffen vom 17.- 21. Februar war noch vor den Empfehlungen zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus abgehalten worden: Von Umarmen, Hände schütteln und andere Begrüßungsformeln wird mittlerweile abgeraten.

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