Wut auf den Inseln an der Atlantik-Küste: "So viele Leute wie im August"

Wut auf den Inseln an der Atlantik-Küste: "So viele Leute wie im August"
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Von Joël Chatreau
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Warum hat Macron die Leute aus Paris und anderen Städten auf die Inseln im Atlantik ziehen lassen? Dort sind viele der ständigen Bewohner empört.

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Um die Ausgangssperre in Frankreich zu rechtfertigen, hat Präsident Emmanuel Macron erklärt, dass es gelte, einen Krieg gegen die Ausbreitung des Coronavirus zu führen. Und es folgte, wie in Zeiten des Konflikts, ein seltsamer Exodus... Tausende von Menschen verließen die Städte, vor allem aus der Region Paris, um auf dem Land oder an den Küsten Zuflucht zu suchen. Viele Franzosen reisten in ihre Ferienhäuser. Besonders die Inseln entlang der Atlantikküste, vom Departement Gironde bis hinauf in die Bretagne, sind jetzt mit Menschen überfüllt - fast wie mitten im Sommer.

Die Präfektin des Département Gironde berichtete, dass die Brücke, die von La Rochelle auf die Insel Ré führt, teilweise so voll war wie sonst nur im August.

Warum haben die Behörden den Exodus aus den Städten in Richtung Meer zugelassen?

Viele Bewohner Westfrankreichs fragen sich: Warum haben die Behörden, allen voran die Regierung, diese Migration zugelassen? Eigentlich darf während der Ausgangssperre ja niemand aus dem Haus - außer zum Einkaufen von Lebensmitteln oder Medikamenten, für Arztbesuche oder für den Weg zur Arbeit (falls man noch arbeiten soll und nicht im Home-Office ist) oder wenn man jemandem dringend helfen oder den Hund ausführen muss.

Die Einwohner und lokalen Mandatsträger in der Region Nouvelle Aquitaine im Südwesten des Landes sind wütend und besorgt. Dieses riesige Gebiet ist bisher von dem Ausbruch von Covid-19 relativ unberührt - es gibt nicht viele bestätigte Fälle - aber das könnte sich aufgrund des massiven Zustroms von Menschen aus viel stärker betroffenen Gebieten schnell ändern.

In der Charente-Maritime wurde die Insel Oleron wie die größere Ile Ré von vor dem Coronavirus fliehenden Franzosen gestürmt. Viele Gemeinden auf den Inseln wiesen darauf hin, dass die Zeit der Ausgangssperre im Wesentlichen im Hauptwohnsitz und nicht in einem Ferienhaus hätte stattfinden sollen. Vor allem wird die Sorge laut, dass es auch den Inseln nicht genug Krankenhäuser.

"Sie fuhren Fahrrad und gingen surfen"

Die Insel Ré hat bereits die regionale Gesundheitsbehörde gebeten, das normalerweise nur im Sommer in Saint-Martin-de-Ré eingerichtete Krankenhaus zu öffnen. Schnell gab es Spannungen zwischen den Bewohnern und den "Teilzeit"-Bewohnern: Im Supermarkt der Insel-Hauptstadt kam es zu Streit um die Lebensmittel, die Gendarmerie musste eingreifen.

Ein Lokalpolitiker der Ile de Ré, Lionel Quillet, beklagte das Verhalten der Städter: "Bei schönem Wetter, fuhren sie mit den Fahrrädern, sie gingen surfen und segeln... Kurz gesagt, sie machten die Ausgangssperre zum Badeurlaub."

Doch eigentlich ist es verboten, an den Strand zu gehen und Sport zu treiben. Wegen der Ausgangssperre darf eigentlich niemand Wassersportarten betreiben.

Im bretonischen Departement Morbihan, das von der Epidemie stark betroffen ist, hat die Präfektur am Mittwoch beschlossen, die Vermietung auf vier Inseln, darunter Groix und Belle-Ile, bis zum 31. März zu verbieten. Die kleine Insel Sein im Finistère hat ihre eigene Art, gegen die "Eindringlinge" vorzugehen. Die Boote, die dorthin fahren, dürfen derzeit nur von den Ganzjahresbewohnern genutzt werden.

Journalist • Kirsten Ripper

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