Donald Trumps WHO-Entscheidung, ein "Verbrechen gegen die Menschlichkeit"?

Trump hat in der Nacht auf Mittwoch entschieden, vorerst keine Gelder mehr an die WHO zu zahlen. Er kritisiert das Krisenmanagement der Organisation.
Trump hat in der Nacht auf Mittwoch entschieden, vorerst keine Gelder mehr an die WHO zu zahlen. Er kritisiert das Krisenmanagement der Organisation. Copyright AP/Alex Brandon
Von Francisco MarquesAlexandra Leistner
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Der Chefredakteur der renommierten medizinischen Fachzeitschrift The Lancet macht Donald Trump schwere Vorwürfe, nachdem der Präsident die US-Zahlungen an die WHO auszusetzen.

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Donald Trump wird vom Chefredakteur des renommierten medizinischen Magazins The Lancet beschuldigt , "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" zu begehen, mit der Entscheidung, die Finanzierung der Vereinigten Staaten für die Weltgesundheitsorganisation inmitten der Covid-19-Pandemie auszusetzen .

"Alle Wissenschaftler, alle Mitarbeiter in Gesundheitsberufen, alle Bürger müssen sich diesem schrecklichen Verrat an sozialer Solidarität widersetzen und sich dagegen auflehnen", schrieb Richard Norton auf Twitter, begleitet vom Link zu einem Artikel über Trumps Entscheidung, die WHO-Zahlungen zu stoppen.

Die Entscheidung des US-Präsidenten beruht auf angeblichen Fehlschlägen bei der anfänglichen Bekämpfung der Pandemie durch die WHO.

Trump selbst war dafür kritisiert worden, die Warnungen vor dem Coronavirus anfänglich nicht ernst genug und die Gefahr für die US-Bevölkerung unterschätzt zu haben.

Der UN-Generalsekretär warnte vor den Auswirkungen von Trumps Entscheidung zu diesem Zeitpunkt. Es sei nicht der Moment, Unterstützung für humanitäre Organisationen im Allgemeinen zu kappen.

"Dies ist ein Moment der Einheit, in dem die internationale Gemeinschaft solidarisch zusammenarbeiten muss, um dieses Virus und seine verheerenden Folgen aufzuhalten", sagte António Guterres in einer Erklärung der UNO.

Der Appell des UN-Generalsekretärs wurde durch Aussagen von Amesh Adalja, einem Spezialisten für Infektionskrankheiten an der American University Johns Hopkins, der die Pandemie fast von Anfang an verfolgt und zum Verständnis der Verbreitung des Virus beigetragen hat, noch verstärkt.

"Es ist nicht mitten in einer Pandemie, dass man so etwas tut", sagte Amesh Adalja, der von Reuters in einem Artikel zitiert wird, in dem er einräumt, dass die WHO viele Fehler macht und vielleicht reformiert werden muss, aber nachdem die gegenwärtige Krise vorüber ist.

Johns Hopkins' leitender Experte hob die Arbeit der WHO bei der Sammlung von Informationen über das Virus in allen Ländern der Welt hervor. Diese nütze auch den Vereinigten Staaten als Entscheidungshilfe bei einer eventuellen Öffnung der Grenzen.

Bereits am 8. April hatte eine Abgeordnete im Repräsentantenhaus für Ohio, Tavia Galonski, gesagt, sie werde Trump wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag verklagen. Auf Twitter sprach Galonski vom "Tropfen der das Fass zum Überlaufen bringt". Anlass war eine Pressekonferenz Trumps, bei der der Präsident den großflächigen Einsatz von Chloroquin in der Behandlung von Covid-19-Infektionen forderte.

In New York, wo besonders viele Menschen an Covid-19 erkrankt sind, beschuldigte Gouverneur Cuomo Trump, sich "wie ein König und nicht wie der Präsident eines demokratischen Landes" zu verhalten. Trump spreche von der Wiederbelebung der amerikanischen Wirtschaft aber ignoriere dabei lokal gewählte Gouverneure.

Andrew Cuomo sagte, er habe nicht die Absicht, einen möglichen Befehl des Präsidenten zur Wiederbelebung der New Yorker Wirtschaft während der Epidemie zu respektieren.

Der Bundesstaat New York hat derzeit mehr als 200.000 Infektionsfälle und mehr als 10.000 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 registriert. In den gesamten USA wurden bisher rund 26.000 Todesfällen im Zusammenhang mit der Pandemie erfasst, mehr als 600.000 Menschen wurden positiv auf das Virus getestet.

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