Covid-19: Kommt der Immunitätsausweis in Deutschland?

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Von Kirsten Ripper mit dpa
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Kommt jetzt der #Immunitätsausweis für die, die #covid19 schon hinter sich haben? Und geht das rechtlich überhaupt?

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Gibt es bald eine Zwei-Klassen-Gesellschaft - geteilt in die mit einem Immunitätsausweis, die Covid-19 schon hinter sich haben, und den Menschen, die sich nicht mit SARS-CoV-2 angesteckt haben oder nicht getestet wurden? Und welche Rechte könnte jemand mit einem solchen Immunitätsausweis erwerben? Müssen sich Menschen mit einem solchen Nachweis nicht mehr an die Kontaktbeschränkungen halten?

Derzeit gibt es etwa 130.000 Menschen in Deutschland, die positiv auf Covid-19 getestet wurden und die Krankheit hinter sich haben. Nicht eingerechnet sind die, bei denen die Krankheit ohne Symptome verlaufen ist, die sich nach den aktuellen Kriterien aber gar nicht testen lassen dürfen.

Laut einem Bericht in BILD AM SONNTAG hat der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn den Ethikrat gebeten einzuschätzen, wie der Nachweis einer Immunität genutzt werden könnte. Denn ein solcher Ausweis wirft vieke Fragen auf.

Zudem muss vorher die Frage der Immunität wissenschaftlich eindeutig geklärt werden. Im Prinzip ist jemand, der an Covid-19 erkrankt ist, mindestens für einige Monate, wohl aber für länger gegen das Virus immun. Eine Studie aus Südkorea, die zunächst davon ausgegangen war, dass Menschen mehrmals an Covid-19 erkrankt waren, wurde inzwischen als fehlerhaft korrigiert.

Coronavirus-Experte Christian Drosten geht ebenfalls "vollkommen davon aus, "dass es eine Immunität gibt" - wie er im NDR-Podcast erklärte. Doch einen "wissenschaftlichen Beweis", wie ihn Gesundheitsminister Spahn vor der Einführung des Immunitätsausweises haben wollte, gibt es bisher nicht.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält den Immunitätsausweis für Unsinn.

Recht auf Überschreiten der Grenzen?

Diskutiert wird über den Immunitätsausweis schon länger - auch in der Visiokonferenz der EU-Innenminister vor wenigen Tagen wurde darüber debattiert. Denn ein Immunitätsausweis könnte dafür genutzt werden, um EU-Bürgern das Überschreiten der derzeit geschlossenen Grenzen zu ermöglichen, ohne danach 14 Tage lang in Quarantäne zu müssen.

Österreich bietet jetzt Schnelltests am Flughafen für 190 Euro an, um die Quarantäne zu umgehen.

Innerhalb der einzelnen Länder könnten die Menschen mit Immunitätsnachweis als Pflegekräfte oder Betreuer von Covid-19-Patienten besser eingesetzt werden. Hinter verschlossenen Türen war auch in deutschen Krankenhäusen darüber gesprochen worden, Covid-19-Stationen mit infiziertem Personal zu isolieren. Doch offiziell sind solche Pläne nicht.

Anreiz für Corona-Partys?

Wenn mit dem Immunitätsausweis weitreichende Rechte einhergehen, könnte dieser Menschen dazu verleiten, sich bewusst anstecken zu wollen. Besonders junge Leute, bei denen Covid-19 meist glimpflich verläuft, könnten sich bei "Corona-Partys" oder sonstwie infizieren, um danach von den entsprechenden Rechten zu profitieren.

Welche Tests gibt es?

Um herauszufinden, ob eine Person an Covid-19 erkrankt ist, werden Abstriche aus Rachen und Nase vorgenommen - für einen sogenannten PCR-Test. Die Untersuchung, die dann im Labor mit einem tonnenschweren Gerät vorgenommen wird und mehrere Stunden dauert, hat den Namen Real-time Reverse Transkriptase Polymerase-Kettenreaktion (englisch abgekürzt RT-PCR). Dabei wird in den Proben nach dem Erbgut des Coronavirus gesucht, indem es vervielfältigt und mit fluoriszierenden Stoffen sichtbar gemacht wird.

Entwickelt hat diesen Test der Virologe Christian Drosten von der Charité in Berlin. Ein solcher Test kostet zwischen 60 und 200 Euro. Da zur Zeit die Überweisung eines Arztes vorliegen sollte, werden die Kosten im Prinzip von den Krankenkassen übernommen.

Der PCR-Test gilt als sehr zuverlässig - allerdings kann es vorkommen, dass der Abstrich nicht gründlich genug durchgeführt wurde.

Von im Internet bereits erhältlichen Antikörpertests raten die Gesundheitsbeh¨örden ab, weil diese Schnelltests nicht als zuverlässig gelten. Dabei soll das Coronavirus im Blut des Getesteten nachgewiesen werden.

Allerdings sind in den vergangenen Wochen die ersten Antikörpertests in verschiedenen Ländern zugelassen worden und werden jetzt auch eingesetzt.

In Luxemburg werden alle getestet

Luxemburg hat angekündigt, alle Bewohner auf das Coronavirus testen zu wollen. Ab dem 19. Mai können sich alle Luxemburger in 17 Drive-trough-Stationen einen Abstrich machen lassen. Wie das Luxemburger Wort berichtet, kommt "ein ganz neuer Test des luxemburgischen Labors Fast Track Diagnostics, der erst am vergangenen Freitag zugelassen wurde" zum Einsatz. In Luxemburg leben aber insgesamt nur etwa mehr als 600.000 Menschen.

Reaktionen auf Twitter

Auf Twitter ist der #Immunitätsausweis an diesem Sonntag Trending Topic.

Hier einige der interessantesten Kommentare - viele haben Bedenken.

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