Reproduktionszahl in Deutschland steigt laut RKI auf 1,1

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Von Euronews mit dpa, Tagesspiegel
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Das RKI will die Reproduktionszahl in den kommenden Tagen aufmerksam beobachten.

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Am Samstagabend hat das Robert Koch-Institut bekannt gegeben, dass die Reproduktionszahl in Deutschland auf 1,1 angestiegen ist. Das bedeutet, dass im Durchschnitt ein Neuinfizierten 1,1 andere Personen mit dem Coronavirus ansteckt. Wegen des Anstiegs des geschätzten R-Wertes sei es erforderlich, "die Entwicklung in den nächsten Tagen sehr aufmerksam zu beobachten", teilte das RKI mit.

Die Reproduktionszahl lag nach Angaben des Robert Koch-Instituts von Freitag bei 0,83 (Datenstand 8.5. 0:00 Uhr). Das bedeutet, dass zehn Infizierte gut acht weitere Personen anstecken. Damit ist der Wert etwas höher als in den vergangenen Tagen. Am Donnerstag gab das RKI den Wert mit 0,71 an, am Mittwoch mit 0,65. Die Reproduktionszahl ist mit einer gewissen Unsicherheit behaftet.

Grenzwerte in mehreren Landkreise überschritten

In drei Landkreisen wird laut RKI der Grenzwert von 50 Infektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche überschritten. Es handelt sich um die Kreise Greiz in Thüringen, Coesfeld in Nordrhein-Westfalen und Steinburg in Schleswig-Holstein. Allerdings geht der Berliner Tagesspiegel eigenen Prüfungen der Angaben der Landkreise zufolge davon aus, dass die Grenzwerte in fünf Landkreisen zu hoch liegen - nämlich auch in Rosenheim Stadt in Bayern und Sonneberg in Thüringen.

In Coesfeld und Steinburg gehen die hohen Zahlen auf die Erkrankten in Schlachthöfen zurück. Die meist aus Osteuropa stammenden Arbeiter sind dort in Sammelunterkünften untergebracht.

In rund 10 Landkreisen gibt es laut Robert Koch-Institut - Stand Samstag 9. Mai - mehr als 25 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche. Die anderen liegen darunter, einige melden laut RKI gar keine Neuinfektionen mehr. Allerdings weist das RKI darauf hin, dass es unter anderem durch einen Verzug bei Datenübermittlungen zu Unterschieden zwischen seinen Angaben und den tatsächlichen lokalen Zahlen kommen kann.

Laut RKI sind in Deutschland seit Ausbruch der Seuche insgesamt rund 168 500 Infektionen registriert worden (Stand 9.5. 0 Uhr). Das sind rund 1250 mehr als am Vortag. Geschätzte 143 300 Menschen haben demnach die Infektion überstanden, rund 1600 mehr als am Vortag.

Gesundheitsämter mit Kontaktnachverfolgung überfordert?

Seit dem Bechluss von Angela Merkel und den Länderchefs sollen die Gesundheitämter im Fall jeder einzelnen Neuinfektion die Kontakte nachverfolgen - und zwar per Telefon und Fax. Im Durchschnitt haben die Menschen, die sich angesteckt haben zwischen fünf und 20 Kontakte, die angerufen und gebeten werden müssen, 14 Tage in Quarantäne zu Hause zu bleiben. Das ist nach Angaben aus den Gesundheitsämtern "sehr arbeitsintensiv".

In einer Diskussionsrunde erklärte der Journalist Robin Alexander, man versuche, nicht-digital zu leisten, was durch die - bisher nicht vorliegende Tracing-App - erzielt werden könne.

Gesundheitsminister Jens Spahn hatte in den vergangenen Wochen eine Aufstockung des Personals in den Gesundheitsämtern angekündigt. Allerdings werden diese regional organisiert. Nach Informationen von NDR, WDR und SZ haben bis Anfang Mai die Gesundheitsämter in weniger als der Hälfte der Landkreise die vollständige Kontaktnachverfolgung umgesetzt.

Obwohl die Beschäftigten in den Gesundheitsämtern teilweise durch Landesbeamte oder sogenannte "Scouts" - wie Medizinstudenten - unterstützt werden, sind die Beschäftigen vielerorts weiterhin überlastet. Anfang Mai meldeten nur 158 von 401 Gesundheitsämter, ihre Kapazitäten seien ausreichend.

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