Nach Covid-19 unverzichtbar: Briten brauchen EU-Pflegekräfte

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Copyright AP Photo/Alberto Pezzali
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Von Damon EmblingAnja Bencze
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Die, die an vorderster Front gegen Covid-19 kämpfen, fühlen sich von der britischen Regierung verraten und im Stich gelassen. Was wird aus dem Pflegesektor, wenn künftig Arbeitskräfte aus der EU wegbleiben?

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"Clap for Carers", Applaus für die Pflegekräfte, in Großbritannien war es ein wichtiges Ritual während der Corona-Krise, um dem Krankenhauspersonal im ganzen Land für seinen Einsatz zu danken. Auch Premierminister Boris Johnson nahm daran teil.

Doch die, die an vorderster Front gegen Covid-19 kämpfen, fühlen sich von der Regierung im Stich gelassen.

Gegenwärtig ist der britische Pflegesektor stark von Arbeitskräften aus dem Ausland abhängig. Doch mit dem verschärften Einwanderungsgesetz nach der Brexit-Übergangsphase Ende Dezember, ist es mit der Personen-Freizügigkeit vorbei.

"Damit wird es auch ein neues Punktesystem geben für diejenigen, die in Großbritannien arbeiten wollen", erklärt Euronews--Reporter Damon Embling. "Ein System, das Einwanderer begünstigt, die als qualifiziert eingestuft werden und mit einem Mindest-Jahreseinkommen von 28 Tausend 500 Euro rechnen können. Da Pflegekräfte im Durchschnitt deutlich weniger verdienen, dürfte das Einwanderern in diesem Bereich die Tür verschließen. Die Regierung hingegen sagt, es sei an der Zeit, die Abhängigkeit von 'billigen Arbeitskräften' aus Europa zu beenden."

Nicht minder qualifiziert

Sandija Jasinovicaaus Litauen betreut als Pflegekraft ganztätig eine Seniorin. Während des Lockdowns war sie 11 Wochen mit ihrer Patientin eingeschossen. Die vergangenen Wochen seien mental sehr anstrengend, aber gleichzeitig auch sehr bereichernd gewesen, sagt sie. Immerhin habe sie für die Sicherheit eines Menschen gesorgt.

Sandija ist eine von eintausend Betreuerinnen, die für das Unternehmen The Good Care Group arbeiten. Fast die Hälfte der Mitarbeiterinnen der Firma kommt aus der EU.

"Wir müssen anfangen, diese Menschen als qualifizierte Arbeitskräfte anzuerkennen, nicht als minder qualifiziert", so die Geschäftsführerin Dominique Kent.

"Wir holen sie nicht her, weil sie billiger sind, sondern weil es in diesem Land keine Menschen gibt, die diese Arbeit machen wollen.

"Die Regierung sagt, Einwanderung sei nicht die Lösung der Probleme im Pflegebereich. Aber ohne ausländische Kräfte kann der Sektor nicht in die Zukunft schauen."

Karolina Gerlich vom Verein The Care Workers’ Charity meint dazu: "Pflegekräfte müssen ganz klar auf die Liste der dringend benötigten Posten, damit wir künftig in der Lage sind, Pflegekräfte zu engagieren. Und natürlich müssen die Gehälter steigen, damit sie hoffentlich in ein paar Jahren das nötige Mindestniveau erreichen."

Das neue Einwanderungsgesetz hat bereits die Unterstützung einiger Abgeordneter erhalten. Doch was, wenn die öffentliche Meinung umkippt? Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass 54 Prozent der Briten jetzt eine Lockerung der Einwanderungsbestimmungen für die Arbeitnehmer befürworten würden, die sich während der Pandemie als unerlässlich erwiesen haben.

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